Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
Zeit miteinander verbringen wollt.«
Das sah meinem Dad ja überhaupt nicht ähnlich. Normalerweise wollte er, dass wir schön brav unter seinem strengen Blick oder zumindest draußen auf der Veranda blieben. Er ermutigte uns nur sehr selten, wegzugehen und Zeit miteinander zu verbringen. Offensichtlich war er wegen Beau besorgter, als ich gedacht hatte. Na, vielleicht war es das, was man als »elterliche Intuition« bezeichnete.
Sawyer stand, ganz Gentleman, mit seinem Teller und seiner Tasse in den Händen auf. Natürlich räumte er nicht nur seinen Platz ab, er stellte sein Geschirr auch selbst in die Spülmaschine. Samantha Vincent hatte ihren Sohn in der Tat gut erzogen. Zumindest sagte Mom das immer.
»Danke Ihnen beiden für das Abendessen. Es war köstlich.« Sawyer lächelte meine Eltern an und zwinkerte mir dann zu. Er war nicht so groß wie Beau. Das war mir zuvor noch nie aufgefallen. Sie sahen sich so ähnlich und waren doch so verschieden. Sawyers dunkelbraunes Haar war so lang, dass es auf seinem Kragen auflag, und lockte sich unten. Seine Lippen waren nicht so voll wie Beaus, dafür waren seine Schultern breiter. Die beiden hatten immer darüber gewitzelt, dass Sawyers Arme stärker seien, wenn es ums Werfen eines Footballs ging, die von Beau dafür beim Boxen. Ich sah Mom an, die das typische dümmliche Lächeln trug, das ich immer an ihr beobachten konnte, wenn Sawyer in der Nähe war. Mein schlechtes Gewissen wuchs. So würde sie niemals gucken, wenn Beau bei mir war.
»Ach, so ein lieber Junge …«, sagte sie.
Ich rang mir das hundertste Lächeln dieses Abends ab und nickte. Sawyer stellte sich neben mich und nahm meine Hand.
»Um elf bringe ich sie nach Hause, Sir«, sagte er.
»Oh, macht euch um die Uhrzeit keine Gedanken. Ich weiß, ihr zwei habt eine Menge nachzuholen.«
Sawyer wirkte genauso perplex wie ich. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte gedacht, dass Dad ein paar von Moms Beruhigungstabletten eingeworfen hatte.
Nachdem Sawyer die Tür seines glänzenden Dodge Pick-ups zugeschlagen hatte, griff er nach meiner Hand und zog mich an sich. In seinem Pick-up war kein Schaltknüppel im Weg.
»Gott, ich habe dich so vermisst«, flüsterte er, ehe er nach meinem Gesicht fasste und mich sanft auf den Mund küsste. Es war genauso nett wie in meiner Erinnerung. Süß und zart und angenehm. Ich fuhr ihm durch sein dichtes Haar und probierte ein paar meiner neuen Kusstechniken aus, um zu sehen, ob ich so dasselbe erdbebenartige Gefühl in mir auslösen konnte wie mit Beau. Sawyer machte ein Geräusch, das mich an ein Grunzen erinnerte, und ließ seine Hände auf meine Taille sinken, um mich näher an sich zu ziehen. Aber es blieb eben trotzdem nur … nett.
Schließlich lehnte er sich zurück, atmete heftig und drückte seine Stirn an meine.
»Das war … Wow!« Ich lächelte müde und wünschte mir, ich könnte ihm zustimmen. »Wenn ich noch eine Woche länger ohne dich hätte durchhalten müssen, wäre ich garantiert durchgedreht. Ich liebe meine Familie, aber ich hatte ernsthafte Ashton-Entzugserscheinungen.«
Vor lauter Schuldgefühlen wurde mir ganz schlecht. Tränen traten mir in die Augen, und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Sawyer war so ein guter Mensch.
»Ash, irgendetwas stimmt doch nicht. Ich habe das schon beim Abendessen gemerkt. Du wirkst so unglücklich, und deine Eltern benehmen sich auch total anders …«
»Grandma zu verlieren war ein Schock und hat uns alle richtig schwer getroffen. Ich glaube sogar, dass Dad die ein oder andere Beruhigungspille von Mom geschluckt hat … Ich finde nämlich auch, dass er sich komisch benimmt. Aber ich komme schon irgendwie zurecht. Tut mir leid. Ich ziehe dich total runter, wo du doch gerade erst nach Hause gekommen bist.«
Er drückte meine Schulter. »Schon okay. Ich verstehe das.«
Er stieß rückwärts aus der Einfahrt und fuhr in Richtung seines Hauses. Ohne nachzufragen wusste ich, dass wir an den See in der Nähe fahren würden. Er lag einsam, und niemand kam uns dort in die Quere. Wahrscheinlich würde er seinen Dad anrufen und ihm sagen, wo wir uns befanden, einfach um sicherzugehen, dass alle informiert waren. Auf keinen Fall durften wir uns in flagranti dabei erwischen lassen, wie wir im Auto miteinander herummachten. Sein guter Ruf wäre besudelt, und das durften wir uns natürlich nicht erlauben. Mir fiel auf, dass ich ziemlich zynische Gedanken hatte, und schloss die Augen, um mich lautlos
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