Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
nein, dieser Typ gehört nicht zu meiner Familie.« Sawyers Worte versetzten mir einen Stich, aber wenn er mir Ash wegnehmen würde, täte es noch mehr weh. Ich löste den Würgegriff um seinen Hals, stand auf und ging ein bisschen auf Abstand, behielt ihn aber genau im Auge.
»Sorry, Kleiner«, meinte Mom. »Aber nur weil du sauer bist, dass er dir deine Süße weggeschnappt hat, heißt das noch lang nicht, dass nicht mehr dasselbe Blut in euren Adern fließt … Ihr seid eine Familie und werdet es immer sein.«
Sawyer grinste höhnisch, als er aufstand und sich mit seinem Hemdsärmel das Blut von der Nase wischte.
»Er ist einfach nur der Bastard von meinem Loser von Onkel.«
Ich reagierte nicht. Diesen Gefallen würde ich ihm nicht tun. Mom schnalzte mit der Zunge, wie immer, wenn sie als Einzige etwas Wichtiges wusste. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu und fragte mich, was sie vorhatte.
»Na ja, genau genommen ist Beau nicht der uneheliche Sohn deines Onkels, sondern der deines Dads. Das Blut in seinen Venen ist dasselbe wie deines, Jungchen. Dass du dich da mal nicht täuschst.«
Wie zur Salzsäule erstarrt, ließ ich die Worte meiner Mom auf mich einwirken. Ich taumelte zurück und suchte an der Ecke des Billardtisches Halt, während ich sie anstierte und nach irgendeinem Hinweis suchte, dass sie log.
»Nein«, war Sawyers einzige Antwort.
Ich konnte ihn nicht ansehen. Nicht jetzt.
»Doch. Frag deinen Daddy. Verdammt, frag deine Mama. Das könnte ein Riesenspaß werden. Sie hasst mich sowieso. Da können wir genauso gut die Katze aus dem Sack lassen.«
Sie sagte die Wahrheit, ich merkte es ihrer Stimme an. Mein ganzes Leben lang hatte ich mir ihre Lügen angehört. Ich erkannte den Unterschied.
»Niemals. Du bist nur eine blöde Schlampe. Mein Dad würde so was nie tun.«
Mom lachte verächtlich und ging hinter die Bar, um ein Handtuch zu holen. Dann schleuderte sie es Sawyer zu.
»Wisch dir das Blut aus dem Gesicht, und dann geh heim. Sobald du kapiert hast, dass ich die Wahrheit sage, könnt ihr euch wieder zusammenraufen, du und dein Bruder. Wie schon gesagt, kein Mädchen ist es wert, sich derart zu streiten. Vielleicht willst du ja wirklich mal deinen Daddy fragen. Bin mir sicher, dass er eine Meinung dazu hat. Offenbar fällt ja der Apfel nicht weit vom Stamm.«
Was redete sie da? Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Ich weiß echt nicht, was schlimmer ist. Herauszufinden, dass man am Ende doch nichts als Abschaum ist, oder eine Mutter zu haben, die dich meinem Dad unterschieben will.« Sawyer spuckte diese Worte aus, ehe er sich umdrehte und durch die Tür verschwand, durch die er erst vor fünfzehn Minuten hereingestürzt war.
A lso, Grandma, da bin ich wieder. Zeit, die Suppe auszulöffeln, die ich mir da eingebrockt habe …«, sagte ich, als ich am nächsten Morgen die langstielige Rose auf Grandmas Grabstein ablegte.
Ich hatte mich an diesem Morgen um vier Uhr aus dem Bett gequält, um rechtzeitig zurück in der Schule zu sein, nachdem ich die Nacht bei Leann verbracht hatte. Ich musste nicht zu allem Überfluss auch noch zu spät zum Unterricht kommen. Meine Eltern würden mir wahrscheinlich auch so schon lebenslangen Hausarrest aufbrummen.
Ich setzte mich auf die Holzbank am Fuß des Grabes. Meine Mom hatte die Bank von Grandmas Veranda genommen und hierher gebracht.
»Ich hab ziemlichen Mist gebaut. Du warst nicht hier, ich konnte mich also nur zu Leann flüchten, was die Dinge wahrscheinlich noch schlimmer gemacht hat. Ich habe sogar die Kirche direkt nach dem Chor-Solo verlassen. Ich bezweifle, dass Mom und Dad schon wissen, weshalb, aber ich glaube nicht, dass das wirklich eine Rolle spielt.« Ich nahm einen Schluck von dem lauwarmen Mokka Latte, den ich mir auf dem Weg in die Stadt besorgt hatte. Der Unterricht fing erst in einer Stunde an, und jetzt nach Hause zu gehen wäre keine gute Idee.
»Es ist alles wegen Beau. Ich liebe ihn. Verrückt, hm? Beau Vincent, der Bad Boy der Stadt, und ich muss mich natürlich Hals über Kopf in ihn verknallen. Ich, die Exfreundin seines besten Freundes und Cousins. Aber bei ihm kann ich einfach ich selbst sein, Grandma. Genau wie bei dir früher … Er ist nicht so schlecht, wie jeder denkt. Es kann eben niemand in sein Herz sehen. Und auch nicht hinter sein unflätiges, rebellisches Gehabe, die Biertrinkerei … Deswegen kapieren sie nicht, dass er einfach ein Junge ohne Dad ist. Kein Mann hat ihm beigebracht, was
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