Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
bringen, und ich habe auch keine Lust, bei jedem, der mir über den Weg läuft, Mutter Teresa zu spielen. Manchmal will ich einfach wegrennen und mir nur um mich selbst Gedanken machen. Ich bin selbstsüchtig und störrisch und einfach ein riesengroßer Schwindel. Das Mädchen, das du liebst und heiraten willst, das gibt es gar nicht!«
Mir war, als hätte mir jemand eine riesige Last von den Schultern genommen. Luft strömte in meine Lungen, und es kam mir vor, als könnte ich zum ersten Mal seit drei Jahren wieder richtig atmen.
»Das ist verrückt«, sagte Sawyer und schüttelte wieder den Kopf. Ich aber merkte, dass die Freiheit zum Greifen nahe war. Beinahe konnte ich sie schon schmecken. Aber wie er hier stand. Wie er versuchte, mich davon zu überzeugen, dass ich keine Ahnung hatte, wovon ich redete. Es ärgerte mich richtig, aber ich hatte die Sache jetzt im Griff. Die echte Ashton hatte Rückgrat.
»Nein, es stimmt. Ich will Dates auf Parkplätzen haben und so heftig mit jemandem herummachen, dass mein BH unter den Autositzen verloren geht. Ich will Nicole den Stinkefinger zeigen, wenn sie mich in den Schulgängen anblitzt. Und ich will meinen roten Bikini tragen und die Tatsache, dass die Jungs mich abchecken, genießen. Ich bin nicht die, für die du mich hältst. Ich war es nie und werde es nie sein.«
Ich trat näher, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Wange. Als ich den vertrauten Duft seines Eau de Cologne einatmete, zog es einen Moment lang in meiner Brust. Er würde mir fehlen, aber nicht genug, um mich weiterhin täglich zu verstellen. Er hatte jetzt ein anderes Bild von mir. Ich konnte es an seinem Gesichtsausdruck erkennen. Er wirkte aufgewühlt und hatte einen melancholischen Ausdruck in seinen blauen Augen, als ihm endlich aufging, wer ich wirklich war. Ich wirbelte herum und rannte zu meinem Jetta. Ohne einen Blick zurückzuwerfen fuhr ich davon. Und zum ersten Mal in meinem Leben verließ ich den Gottesdienst, ehe er vorbei war.
Als ich auf den Parkplatz bog, saß Leann auf den Stufen des alten, dreistöckigen College-Wohnheims aus Backstein, in dem sie dieses Jahr wohnte. Ich konnte schon von Weitem sehen, dass sie an ihrem Daumennagel kaute. Das tat sie nur, wenn sie nervös war. Ich hatte ihr nicht genau gesagt, was der Anlass für meinen Besuch war, als ich sie vorhin angerufen hatte. Ich lenkte den Wagen in eine Parklücke. Auf der Fahrt hierher hatte ich begriffen, dass es dringend nötig war, jemandem alles zu erzählen. Ich musste mir das Ganze von der Seele reden. Ein Klopfen an die Fensterscheibe schreckte mich auf, und ich sah Leann vor mir stehen, die immer noch an ihrem Nagel kaute und die Stirn krauszog. Ich zwang mich zu einem Lächeln und öffnete die Tür. Sie trat einen Schritt zurück, damit ich aussteigen konnte.
»Ich war mir sicher, ich würde graues Haar haben, bis du mich hier mal besuchen kommst, ich schwör’s dir!«, rief sie, griff nach meinem Arm und zog mich an sich. »Ich kann nicht glauben, dass du hier bist … Und auch nicht, dass du früher aus der Kirche raus bist, ohne irgendwem zu sagen, wohin du gehst!«
Ich löste mich von ihr und sah sie an. »Das habe ich dir doch gar nicht erzählt?«
Sie verdrehte ihre großen braunen Augen, hakte ihren Arm bei mir unter und lotste mich Richtung Wohnheim.
»Süße, sobald klar war, dass du nicht zurück zum Gottesdienst kommst, da habe ich auch schon SMS von meiner Tante Linda und von Kayla bekommen, und dann hat Kyle es an seine Facebook-Pinnwand gepostet.«
Ich seufzte und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Leann tätschelte meinen Arm und führte mich zu einer abgeschiedenen Bank, die im Schatten einer alten Eiche stand. Sie ließ sich daraufplumpsen und klopfte auf den leeren Platz neben sich.
»Komm schon, spuck’s aus. Ich sterbe vor Neugier. Du warst noch nie ein Tratschthema. Das hier muss einfach spannend sein.«
Ich rutschte auf der Bank herum und musterte meine Hände, die auf meinem Schoß lagen. Das Geständnis war eine Sache; Leann ins Gesicht zu sehen, während ich all meine Fehltritte beichtete, war noch mal was anderes. Wir waren seit drei Jahren befreundet, und ich hatte kein einziges Mal erwähnt, dass ich mich von Beau angezogen fühlte.
»Weißt du, Beau und ich, wir waren als Kinder dicke Freunde …« Ich beschloss, hier anzufangen. Das hatte bei Sawyer ja auch schon funktioniert.
»Ach du großer Gott,
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