Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
schlecht auf Sawyer schieben, weil er zumindest nicht an der Hetze teilnahm. Allerdings setzte er sich auch nicht für mich ein. Mir war schon klar, was hier gerade ablief: Alle liebten ihn und wollten ihn jetzt verteidigen. Wenn sie dachten, dass sie das erreichten, indem sie mich beschimpften, konnte ich damit leben. Es waren nur Worte.
Als hätte ich laut vor mich hingesprochen, wurde ich plötzlich gegen das Schließfach geschubst. Mein Kopf knallte gegen die Kante des Fachs, sodass mir augenblicklich schwummrig wurde. Ich griff nach der Türkante und betete, dass ich nicht umkippen würde. Hinter mir brach Mädchengekicher los, und ich schloss die Augen, bis der Schmerz etwas nachließ.
»Verdammt noch mal, Ash! Willst du einfach bloß dastehen und dir alles gefallen lassen?« Ich drehte langsam den Kopf und sah Kayla, die mich gereizt anblickte. Sie ergriff meinen Arm, um mich zu stützen.
»Ich verstehe schon, dass du denkst, dass du das verdienst oder wie auch immer. Aber so allmählich reicht es. Mensch, fahr endlich die Krallen aus, sonst trampeln die dich einfach nieder!« Sie nahm mir die Bücher ab und schloss das Schließfach.
»Los, ich bring dich zur Krankenschwester. Du hast nämlich einen ziemlich benommenen Blick. Nur wenn sie sagt, dass du okay bist, lasse ich dich in den Unterricht gehen.«
Ich war benommen, und verwirrt dazu. Warum half Kayla mir? Sie war der Kopf der Cheerleader-Gruppe. Ich hätte gedacht, dass sie auch in der Ächtet-Ashton- Truppe die Anführerin sein würde.
»Ja, den Traumprinzen der Stadt verlässt man eben nicht so einfach, das hättest du dir vorher klarmachen müssen … Jemand wie Sawyer hat zu viele Anhänger. Die hast du alle vor den Kopf gestoßen. Erst haben sie dich gehasst, weil du ihn so lange für dich hattest. Und jetzt, weil du ihn verletzt hast. Entweder besorgst du dir also einen Bodyguard, oder aber du wirst ein bisschen härter im Nehmen. Wenn du Pech hast, geht das nämlich sonst das ganze Jahr so weiter …«
Kayla führte mich den Gang hinunter zum Büro der Schulschwester.
»Schon klar. Ich dachte bloß, wenn die sich ein bisschen abreagieren, beruhigen sie sich vielleicht auch früher«, erklärte ich.
Kayla schnaubte. »So wird es aber nicht laufen. Entweder bringst du sie dazu, damit aufzuhören, oder Sawyer tut es. Sag mal, wo steckt eigentlich Beau? Wenn der mal seinen Hintern hierher bewegen würde, könnte er dem Treiben auch ein Ende bereiten.«
Ja, wo war Beau? Er fehlte mir so sehr … Ich langte nach unten und berührte meine Hosentasche, um mich zu vergewissern, dass der neue Zettel, den ich ihm letzte Nacht geschrieben hatte, immer noch da war. Ich hatte beschlossen, ihn diesen Nachmittag wieder zu Honey zu bringen – einfach für den Fall, dass sie die Briefe tatsächlich an ihn weitergeben konnte. Ich wollte, dass er wusste, was ich fühlte. Und dass er nicht allein war.
»Hast du das denn echt gemacht? Sawyer mit Beau betrogen, meine ich? Ich find’s ja schwer zu glauben, dass Beau Sawyer so was antun würde … Aber aus Sawyer kriegt man ja nichts heraus, und Beau ist verschollen.«
Ich würde nicht mehr lügen. Sawyer kannte die Wahrheit, auf seine Gefühle musste ich keine Rücksicht mehr nehmen. Zu lügen bedeutete aber, Beau zu verleugnen, und das konnte ich nicht.
»Ja, habe ich.«
Kayla hielt inne, und ich rechnete schon damit, dass sie meine Bücher auf den Boden knallen oder sonst irgendwie dramatisch reagieren würde, aber stattdessen stieß sie einen leisen Pfiff aus.
»Du gibst es zu. Wow!«
Ich zuckte mit den Achseln. »Jeder weiß Bescheid. Ich habe mit Sawyer Schluss gemacht. Zum Lügen gibt es keinen Grund mehr.«
Kayla hob die Augenbrauen. »Da fiele mir aber schon einer ein. Diese Horde Verrückter nämlich, die denken, sie müssten Sawyer verteidigen, indem sie dich wie ihren Boxsack behandeln.«
»Vielleicht, aber was Beau und mich betrifft, werde ich in Zukunft ehrlich sein. Das steht ihm zu. Und es gibt nichts, wofür ich mich schämen muss – außer, dass ich ihre Beziehung zerstört habe.«
Kayla öffnete die Tür zum Schwesternzimmer.
»Du bist wirklich besonders. Kein Wunder, dass sich die Vincent-Jungs um dich streiten.«
Außer einer hässlichen Beule am Kopf hatte ich keinen größeren Schaden davongetragen. Dennoch wünschte ich mir fast, dass ich zumindest genäht hätte werden müssen. Dann hätte ich nämlich eine Entschuldigung gehabt, im Unterricht zu fehlen. Bis zur
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