Live!
riesigem Bildschirm und diversen anderen elektronischen Geräten. Rundum verstreut stehen Lautsprecher unterschiedlicher Größe, und vor dem Fernseher befindet sich ein Sofa mit Tischchen.
Auf dem Schreibtisch sind all die Dinge aufgereiht, die mir seine Lebensgefährtin gerade eben aufgezählt hat. Was mich allerdings beeindruckt, ist die Tatsache, daß es im ganzen Büro kein einziges Buch gibt. Nur auf das Tischchen vor dem Sofa wurden diverse Zeitschriften drapiert. Selbst ich besitze ein Bücherbord mit vier Regalen, auch wenn es nur im Schlafzimmer steht. Augenscheinlich besaß Vakirtsis kein einziges Buch.
Auf der linken Seite des Schreibtisches sehe ich drei Schubladen. Die erste ist voll von leeren Notizblöcken und Kugelschreibern. Die zweite sieht interessanter aus, da sie von Audiokassetten überquillt. Ich werde jemanden vorbeischicken müssen, um sie im Labor analysieren zu lassen. Dann versuche ich, die dritte Schublade herauszuziehen, sie ist verschlossen. Ich beuge mich hinunter und stelle fest, daß es sich um ein Sicherheitsschloß handelt. Wir müssen den Schlüssel dazu auftreiben, doch ich weiß nicht einmal, ob wir im Fall eines Selbstmordes das Recht auf eine Durchsuchung haben. Wenn nicht, dann müssen wir die Zustimmung der rechtmäßigen Erben einholen, die ich nicht einmal kenne. Rena gehört bestimmt nicht dazu. Sie ist eine jener Frauen, die ein paar Jahre mit einem älteren Mann zusammenleben und dann mittellos auf der Strecke bleiben.
Als ich die Treppe von der Veranda hinuntersteige, laufe ich Sotiropoulos in die Arme. »Alles war abgegrast«, zischt er aufgebracht, als sei ich daran schuld. »Die Leiche war schon weggeschafft und die meisten Gäste bereits fort. Die Fotaki war rechtzeitig da und hat Interviews gemacht. Woher hat sie davon erfahren?« Er beäugt mich mißtrauisch.
»Durch einen anonymen Anruf. Jemand kündigte an, auf Vakirtsis’ Party würde es eine Überraschung geben.«
Er denkt darüber nach und pfeift anerkennend. »Wollen Sie damit sagen …«
»Ja. Er hat mir die Biographie zukommen lassen und den Sender informiert, der die vorherigen Selbstmorde übertragen hatte.«
Dann will ich runter zu Fanis, der auf einem Stuhl auf mich wartet, doch Sotiropoulos hält mich am Arm fest.
»Ausgeschlossen, ich lasse Sie jetzt nicht gehen«, meint er. »Irgend etwas muß auch für mich bei der Geschichte herausspringen.«
»Und das soll ich Ihnen liefern?« Ich bin drauf und dran, in die Luft zu gehen, aber das schüchtert ihn nicht im geringsten ein.
»Ich möchte, daß Sie mir von der Biographie erzählen. Wie Sie in Ihre Hände gelangt ist und wie Sie daraufhin hierhergeeilt sind. Ich sage Ihnen gar nicht, daß Sie damit mächtig Eindruck schinden können, da ich weiß, daß Sie mit Ihrer Halsstarrigkeit fähig sind, diese Möglichkeit gerade deshalb auszuschlagen.«
Eindruck werde ich wohl schinden, aber nicht so, wie er es sich vorstellt. Ich werde Janoutsos und diejenigen, die hinter ihm stehen, ein für allemal desavouieren. Im Endeffekt muß ich mich an keinerlei Dienstvorschriften gebunden fühlen, denn ich bin im Genesungsurlaub, und ein anderer sitzt auf meinem Posten. Im Notfall kann ich mich darauf berufen, daß ich im Präsidium angerufen und Gikas nicht angetroffen hatte, worauf ich alleine loseilte, um das Schlimmste zu verhüten.
»In Ordnung, ich werde reden«, sage ich zu Sotiropoulos. »Aber Sie fragen mich nicht, ob ich hier Nachforschungen angestellt und was ich gefunden habe, denn das darf ich nur in der Dienststelle verlautbaren.«
Er blickt mich an und glaubt, daß ich mir einen Scherz mit ihm erlaube. Zögernd streckt er mir das Mikrophon entgegen, rechnet aber jeden Augenblick damit, daß ich ihn mit dem süßen Vorgeschmack auf eine Sensation im Regen stehenlasse. Aber ich fange an, die ganze Geschichte aufzurollen, von dem Zeitpunkt an, als der Umschlag bei mir zu Hause eintraf bis zu meiner Ankunft vor Ort und dem Moment, als ich Vakirtsis’ verkohlte Leiche vorfand. Sein Lächeln wird bei jedem meiner Worte breiter, als verfolge er den Höhenflug seiner Aktien im Börsenindex.
Als ich fertig bin, drückt er mir zum ersten Mal in seinem Leben die Hand. »Ich danke Ihnen, Sie sind schwer in Ordnung«, sagt er.
Ich nehme seinen Dank kommentarlos entgegen und gehe auf Fanis zu, der sich erhoben hat und auf mich wartet.
»Hast du etwas herausgekriegt?« fragt er.
»Dieselben Symptome wie bei Favieros. In der letzten Zeit hat auch
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