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etwas anderes dahintersteckt.«
»Da steckt nichts weiter dahinter, Frau Janneli.«
»Ihr Interesse ist also rein menschlicher Natur. Es brennt Ihnen auf der Seele herauszufinden, wieso sich Favieros und Stefanakos auf so tragische Weise das Leben genommen haben.«
»Und Vakirtsis. Vorgestern hat sich auch Vakirtsis umgebracht, und zwar auf noch viel tragischere Weise.«
»Von mir aus auch Vakirtsis.«
»Kannten Sie ihn?«
»Natürlich, so wie weitere zehn Millionen Griechen. Man konnte unmöglich eine Zeitung aufschlagen, ohne auf den Namen Vakirtsis zu stoßen, man konnte unmöglich das Radio andrehen, ohne Vakirtsis’ Stimme zu hören.«
»Aber Sie hatten weder privat noch geschäftlich mit ihm zu tun?«
Sie lacht auf. »Sie beharren darauf, daß die Gründe für Jasons und Stefanakos’ Selbstmorde irgendwo in der Unternehmensgruppe Favieros/Stathatou/Markaki-Favierou verborgen liegen. Aber wie paßt hier Vakirtsis dazu? Der war doch Journalist.«
Sie wartet vergeblich auf Antwort. Denn ich verfüge über keine überzeugenden Argumente, und diejenigen, die ich mir mühsam zurechtgezimmert habe, sind nicht stichhaltig. Meine Besorgnis wird nur von denjenigen geteilt, die – wie Gikas – entweder ähnlich schlimme Vorahnungen haben wie ich selbst oder die – wie der Minister – vor einem Skandal zittern.
Die Janneli registriert mein Schweigen und fährt fort: »Ich kann Ihnen versichern, daß sich zumindest Jason und Stefanakos nicht aufgrund eines drohenden finanziellen Ruins das Leben genommen haben. Wenn Sie mir nicht glauben, müssen Sie nur die Bilanzen anfordern und von einem Fachmann prüfen lassen. Er wird Ihnen sagen, daß alle Firmen in der Gewinnzone liegen.« Sie hält kurz inne, und mit einem Schlag wird ihre Miene eisig. »Drei Menschen sind aus freien Stücken aus dem Leben geschieden, vor den Augen Tausender anderer, Herr Kommissar. Das ist für ihre Freunde und Angehörigen zwar tragisch. Aber dadurch ist ausgeschlossen, daß sie ermordet wurden. Was kümmert Sie also die ganze Angelegenheit?«
Aus ihrer Ironie ist Gereiztheit geworden. Wie soll ich der Janneli ohne jeglichen Beweis bloß erklären, daß für mich die drei Selbstmorde indirekte Morde sind? Und wie soll ich sie überzeugen, daß die Selbstmorde höchstwahrscheinlich weitergehen werden, falls wir die Ursachen nicht rechtzeitig ergründen, so daß wir uns bald einer Epidemie gegenübersehen werden, die durch nichts mehr einzudämmen ist? Hätte ich es mit einem Mordfall zu tun, so würde ich drei oder vier andere Dienststellen mobilisieren, Hinweise zusammentragen, Bankkonten durchforsten und früher oder später würde ich das Ende des Knäuels erhaschen. Jetzt aber habe ich weder polizeiliche Erkenntnisse noch Argumente in Händen, daher trotte ich ewig im Kreis, wie ein Arbeitspferd am Ziehbrunnen.
»Sehen Sie es als Zufall an, daß sich nacheinander drei prominente Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Journalismus umbringen?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Es gibt wahrhaft teuflische Zufälle.«
»Und die Biographien? Die ersten beiden sind innerhalb von vierzehn Tagen nach dem Selbstmord erschienen, die dritte wurde mir nach Hause gebracht, wenige Stunden bevor Vakirtsis Selbstmord beging.«
Diesmal antwortet sie nicht sogleich. »Na schön, das Argument mit den Biographien hat etwas für sich. Doch wer sagt Ihnen denn, daß er das Manuskript nicht fixfertig hatte und sich einfach die aktuellen Ereignisse zunutze gemacht hat? Alle drei Selbstmörder sind weithin bekannte Personen mit einem ereignisreichen Lebenslauf – ein Anreiz für jeden Biographen. Und diese nationalistische Vereinigung, hat die sich nicht auch der Selbstmorde bedient, um auf sich aufmerksam zu machen? Der Biograph könnte auf dasselbe aus gewesen sein.«
»Er hatte drei Biographien von jeweils dreihundert Seiten fertiggestellt, Frau Janneli. Die ersten beiden lagen bereits bei Verlagen vor. Er kann nicht drei Biographien verfaßt haben, in der Hoffnung, daß seine Helden irgendwann einmal abtreten. Ganz abgesehen davon, daß dieser Logaras bei den Verlagen weder Adresse noch Bankverbindung hinterlassen hat, um seine Beteiligung einzustreichen.«
»Die wird ihm schon nicht verlorengehen. Er kann jederzeit auftauchen und sie einfordern.«
»Kann sein, aber sein bisheriges Verhalten deutet nicht darauf hin.«
Diesmal blickt sie mich ernst an, und ihre Frage klingt aufrichtig. »Wonach suchen Sie, Herr Kommissar?«
»Das habe
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