Live!
Baufirmen vor Ort die Errichtung dieser Hotelanlagen übernommen haben?«
»Für diese Frage ist wiederum Xenofon Samanis zuständig. Ich persönlich würde das absolut nicht ausschließen.« Sie hält kurz inne und beugt sich vor. »Wieso kommt Ihnen hier der Verdacht eines gesetzwidrigen Verhaltens, Herr Kommissar? Was ist naheliegender, als daß drei Firmen zusammenarbeiten, die zur Gänze oder zum Teil demselben Eigentümer gehören?«
»Ich sage Ihnen noch einmal, was ich schon am Anfang unterstrichen habe. Ich untersuche keine Gesetzwidrigkeiten, sondern die Gründe für Jason Favieros’ Selbstmord. Und nun auch die für Loukas Stefanakos’ Freitod.«
»Und Sie glauben, daß diese Gründe in den Unternehmen liegen, die Jason Favieros oder Favieros gemeinsam mit Frau Stathatou oder Frau Favierou gemeinsam mit Frau Stathatou gehörten? Sowohl Jason Favieros als auch Loukas Stefanakos haben sich vor den Augen Tausender Fernsehzuschauer umgebracht. Folglich ist es ausgeschlossen, daß ein Verbrechen vorliegt. Jason hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, keine Erklärung für seinen Freitod gegeben. Er hat das Geheimnis mit ins Grab genommen. Respektieren Sie das und hören Sie mit Ihren Nachforschungen auf.«
Sie blickt mich voller Genugtuung an, da sie meint, sich nach allen Seiten hin abgesichert zu haben, so daß es kein einziges Schlupfloch mehr für mich gibt. Ihre Erklärung paßt ihr selbst am besten in den Kram, läßt jedoch den wichtigsten Punkt außer acht.
»Finden Sie es normal, daß zwei allseits bekannte Persönlichkeiten, ein Unternehmer und ein Politiker, sich in aller Öffentlichkeit und noch dazu auf dermaßen brutale Art und Weise umbringen? Und finden Sie es normal, daß zehn Tage nach dem Tod des ersten und eine Woche nach dem Tod des zweiten jeweils eine Biographie des Selbstmörders erscheint, verfaßt von ein und derselben Person?«
Sie besinnt sich kurz. »Ich muß zugeben, daß das nicht ganz normal ist«, entgegnet sie dann. »Vielleicht ist es ein Zufall. Vielleicht wollte dieser Logaras das Aufsehen ausnützen, um seine Bücher zu verkaufen.«
»Die Biographien wurden drei Monate vorher an die Verlage geschickt, fast auf den Tag genau. Wer auch immer hinter diesem Logaras steckt, wußte sehr genau, was geschehen würde.«
Sie denkt kurz nach – entweder, weil ich sie überzeugt habe, oder weil sie nach einem neuen Argument sucht. Doch plötzlich stürmt ihre Sekretärin herein. Sie beugt sich zur Janneli hinunter und zischelt ihr etwas ins Ohr. Die springt postwendend von ihrem Stuhl hoch.
»Was sagen Sie da? Wann?«
»Vor zwei Minuten«, antwortet die Sekretärin auf dem Weg hinaus und zieht die Tür hinter sich ins Schloß.
»Sie brauchen nicht mehr weiter nach den Gründen für Jasons und Stefanakos’ Selbstmord zu suchen, Herr Kommissar«, meint die Janneli nachdenklich zu mir. »Die Polizei hat gerade drei Mitglieder dieser nationalistischen Vereinigung festgenommen …«
»Philipp von Makedonien?«
»Genau. Man lastet ihnen den Mord an den beiden Kurden an und die Anstiftung zum Selbstmord im Fall von Jason Favieros und Loukas Stefanakos.«
29
I ch habe keine Ahnung, wie ich in die Aristokleous-Straße gelangt bin. Mit Hilfe meiner funktionierenden Reflexe, wie ich annehme – sowohl, was die Wahl der Fahrtroute als auch, was die Einhaltung der Straßenverkehrsregeln betrifft. Im übrigen war der einzige Zusammenstoß, den ich auf der ganzen Fahrt bewußt vermeiden wollte, der zwischen meinen Gedanken und meinen Gefühlen. Einerseits versuchte ich, kühlen Kopf zu bewahren, um mir klarzuwerden, worauf diese Aktion abzielte. Andererseits brachten Wut und Ärger mein Denken ganz zum Erliegen.
Ich stürme ins Wohnzimmer, wo ich Adriani, wie jeden Nachmittag, mit der Fernbedienung in der Hand vorfinde.
»He, wo bist du denn? Die ganze Welt steht kopf!« ruft sie mir entgegen, als wäre ich gerade vom Baden aus Varkisa gekommen.
Ich setze mich vor die Mattscheibe und warte bang auf die Sensationsmeldung, doch die laufende Sendung schwebt in ganz anderen Sphären. Ein Talkmaster preist marktschreierisch das Wissen zweier junger Leute an. Er ist ganz begeistert, wenn sie richtig antworten und er zahlen muß, und am Boden zerstört, wenn sie danebentippen und er etwas einspart. Ich packe die Fernbedienung und zappe nacheinander durch die Sender. Aber ich komme nur vom Regen in die Traufe.
»Stell dich nicht so an«, tröstet mich Adriani. »Üblicherweise zeigen
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