Live!
Stefanakos’ Selbstmord teilgenommen haben.«
»Ah ja. Das war die Sendung dieses … Wie heißt er noch?«
»Den Journalisten meinen Sie? Fragen Sie mich was Leichteres.«
Wenn uns Sotiropoulos jetzt hören könnte, würde er vor Wut schäumen. Hätte ich Sotiropoulos’ Namen aber genannt, dann wäre nicht auszuschließen, daß sich Andreadis aus Furcht, das von ihm Gesagte könne durchsickern, daraufhin bedeckt gehalten hätte.
»Zunächst einmal muß ich gestehen, daß ich persönlich nicht an die Theorie glaube, die Rechtsextremen hätten einen Unternehmer und einen Parlamentarier zum Selbstmord getrieben«, sage ich. »Das kann ich Ihnen frank und frei sagen, weil ich mich inoffiziell, also außerdienstlich hier befinde, da ich im Genesungsurlaub bin.«
Auf seinen Lippen erscheint ein strahlendes Lächeln. »Endlich ein Mitglied der Sicherheitskräfte, das das Herz auf dem rechten Fleck hat«, meint er zufrieden. »Denn die Regierung haut in ihrer Panik mit einem groben Klotz auf einen groben Keil und will uns alle für dumm verkaufen.«
»Mir sind aber einige Informationen zu Ohren gekommen, und ich wollte sie mit Ihrer Hilfe abklären – sagen wir, aus rein persönlicher Neugier.«
»Was für Informationen?«
»Bezüglich der geschäftlichen Beziehungen zwischen den Familien Favieros und Stefanakos. Ich habe erfahren, daß es außer Jason Favieros’ Baufirma und Lilian Stathatous Werbeagentur noch zwei weitere Beratungsfirmen für EU -Programme gibt, die gemeinschaftlich Favieros’ und Stefanakos’ Ehefrauen gehören. Eine davon operiert in Griechenland, eine andere in Skopje und von da aus auf dem ganzen Balkan. Außerdem gibt es eine Offshore-Gesellschaft, die Jason Favieros gehört, die BALKAN PROSPECT , die über ein Netz von Maklerbüros und Baufirmen in Griechenland und auf dem Balkan verfügt. Schließlich gibt es noch ein Offshore-Unternehmen, das Jason Favieros und Lilian Stathatou zusammen betreiben und das den Bereich Hotelbau und Tourismusbetriebe abdeckt.«
»Dem Himmel sei Dank, daß Sie Polizei- und nicht Finanzbeamter sind. Wie könnte man sonst Ihrem Zugriff entgehen?« meint er, ohne sein Lächeln zu verlieren. »Worauf wollen Sie hinaus?«
Ich beginne, ihm das ganze Beziehungsgeflecht zwischen Favieros, dessen Ehefrau, Stefanakos und dessen Gattin auseinanderzusetzen. Dann lege ich ihm meine Theorie von den beiden Firmen ohne Fehl und Tadel dar – der Baufirma und der Werbeagentur –, und daß dahinter die Grauzone beginne: Favieros’ BALKAN PROSPECT , die Beraterfirmen und die Hotelunternehmen.
Er unterbricht mich zwar kein einziges Mal, zeigt jedoch auch kein großes Interesse. »Was erwarten Sie denn genau von mir?« fragt er ungeduldig, als ich geendet habe.
»Daß Sie mir sagen, ob Ihrer Ansicht nach hinter alledem ungewöhnliche Transaktionen stecken und welchen Sinn und Zweck sie möglicherweise haben.« Ich versuche meine Formulierung so neutral wie möglich zu halten, um ihn nicht allzu ruckartig auf den Boden der Tatsachen zu holen.
»Ich kann nichts Ungewöhnliches erkennen«, meint er, worauf mir der Mund offenstehen bleibt.
»Auch nicht an der Art und Weise, wie die Maklerbüros der BALKAN PROSPECT arbeiten?«
»Warum sollte mir das ungewöhnlich erscheinen? Jedes Unternehmen überlebt dadurch, daß es billig einkauft und teuer verkauft.«
»Ja, aber der Differenzbetrag wird an der Steuer vorbeigeschmuggelt und wandert schwarz, wie man so schön sagt, in die Kassen der Maklerbüros.«
Er bricht in Gelächter aus. »Besitzen Sie eine Eigentumswohnung, Herr Kommissar?«
»Nein.«
»Dann rate ich Ihnen, wenn Sie Ihrer Tochter eine Wohnung zur Hochzeit schenken wollen, nicht die ganze Kaufsumme im Vertrag anzugeben. Niemand tut das. Dem Finanzamt entgehen die Steuern ohnehin nicht, da die Bemessungsgrundlage vorgegeben ist.«
»Nur Rumänen, Bulgaren und Albaner zahlen etwas darüber hinaus.«
»Wieso sehen Sie das nur negativ? Ich persönlich freue mich, wenn ich Ausländer sehe, die abgerissen und bettelarm nach Griechenland gekommen sind und es innerhalb von zehn Jahren geschafft haben, Wohnungseigentümer und Immobilienbesitzer zu werden. Das sagt einiges über die Wirtschaftskraft des kleinen Griechenland aus.«
Ich merke, daß ich hier kein Terrain gutmachen kann, da meine Fragen mit dem Lebenstraum eines jeden Griechen kollidieren: nämlich, seine eigene kleine Wohnung zu erwerben. Daher wende ich mich einem anderen Thema zu.
»Und die
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