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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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»Willst du da hin? Ich meine, wahrscheinlich ist das Ganze sowieso schon fast vorbei –«
    »Natürlich will er«, sagte Curtis und packte William am Arm. »Du willst doch, Billy, stimmt’s?«
    William schaute auf Curtis’ Hand an seinem Arm.
    Curtis verstand den Hinweis, grinste verlegen und ließ ihn los.
    William drehte sich zu mir um. »Ehrlich gesagt ist mir egal, was wir machen. Und wo wir jetzt schon mal hier sind und die halbe Nacht gebraucht haben, um herzukommen …« Er zuckte die Schultern und lächelte. »Aber wie gesagt, ist mir egal.«
    Ich sah ihn ein paar Sekunden lang an, Curtis bewusst übergehend, und war mir ziemlich sicher, wenn ich William die Wahrheit sagte – dass ich nicht auf die Party wollte, dass ich bloß noch nach Hause wollte –, würde er wahrscheinlich anbieten, mit mir zusammen die U-Bahn zu nehmen, und ich merkte, wie ich es mir einen kurzen Moment vorstellte … mit William in der U-Bahn zu sitzen, mich sicher und geborgen zu fühlen, wir zwei, wie wir über irgendwas redeten oder nichts redeten, wenn uns danach war … und dann, wenn die Bahn schließlich in Hampstead hielt, würde er schüchtern anbieten, mich nach Hause zu bringen, und ich wüsste, dass keine Hintergedanken im Spiel wären, er nichts versuchen würde, und ich würde mir vielleicht sogar wünschen, dass er es doch täte …
    Und dann gellte ein Schrei durch die Schalterhalle – »Scheiß Arschlöcher !« – und Curtis brüllte zurück – »Verpiss dich!« –, und als ich ihn ansah und er zurückschaute und mich mit einem dämlichen Stolz angrinste, merkte ich mit einem resignierten Seufzen, dass ich nicht ohne ihn nach Hause gehen würde.
    Ich konnte es nicht.
    Aus tausend verquasten Gründen …
    Ich konnte es nicht.
    »Dann komm endlich«, sagte ich müde. »Bringen wir’s hinter uns.«

16
    Ich weiß nicht, wie wir es überhaupt schafften, das Atelier zu finden, in dem die Valentinsparty stattfand, denn Curtis war der Einzige, der den Ort kannte – jedenfalls behauptete er das –, doch er lief nur wild durch das Labyrinth der kleinen Straßen von Süd-London und grölte jeden an, der uns über den Weg lief: »Hey, kennst du Andrew Logan? Weißt du, wo Butler’s Wharf ist?« Und als das nicht half – hauptsächlich, weil die meisten Leute ihn für einen Irren hielten –, nahm er die Hände an den Mund, hob den Kopf in den kalten Nachthimmel und schrie so laut wie möglich: » HEY , MALCOLM ! JOHNNY ! SCHEISSE , WO SEID IHR !«
    Es war keine Überraschung, dass uns das auch nicht weiterbrachte.
    Doch schließlich, nachdem wir eine Ewigkeit herumgelaufen waren, kamen wir dem Atelier irgendwie doch nah genug, um das ferne Wummern der Musik zu hören. Selbst aus der Entfernung bekam man deutlich mit, dass sie unglaublich laut war. Und sehr hart. Und eindeutig aggressiv.
    »Das sind die Pistols«, sagte Curtis.
    Von da an brauchten wir nur noch der Musik zu folgen.
    Es war das reine Chaos, als wir schließlich hinkamen. Die Sex Pistols spielten noch und Johnny Rotten war total zugedröhnt – er kroch mit riesig geweiteten, starren Insektenaugenund kaputten Zähnen über den biergetränkten Boden und schrie und grinste wie ein Geisteskranker – und der Rest der Band sah auch ziemlich fertig aus. Das Atelier war mit seltsamen Skulpturen und Schaufensterpuppen, Ladeneinrichtungen und Filmszenen dekoriert und brechend voll mit Leuten, die alle wahnsinnig laut, wahnsinnig betrunken und wahnsinnig stoned waren. Einige erkannte ich. Das übliche McLaren/ Sex-Pistols-Umfeld war dort und eine Reihe anderer, von denen ich später herausfand, dass sie zu The Clash und/oder den Banshees und/oder den bald nicht mehr bestehenden London SS gehörten (gehört hatten oder für kurze Zeit gehören würden). Doch es waren auch alle möglichen anderen Leute da – Journalisten, Filmemacher, Fotografen, Künstler, Verrückte … von denen die meisten tranken, posierten und alles taten, um sich gegenseitig im Schockieren zu überbieten.
    Es war ein einziger Albtraum.
    Ein Zirkus aus der Hölle.
    Curtis konnte natürlich gar nicht genug davon kriegen. Sobald wir ankamen, flippte er im Atelier herum wie ein Tornado – redete mit allen und jedem, winkte grüßend umher, lachte und kreischte, rauchte Kette, kippte Wein aus der Flasche runter – und bestand die erste halbe Stunde darauf, William und mich überallhin mitzuschleppen.
    »Das ist Billy«, erklärte er jedem, dem wir begegneten. »Billy the Kid, unser neuer

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