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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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länger ein Teil davon sein – wovon auchimmer. Ich wollte nur noch nach Hause und alles vergessen … nur schlafen und in ein einsames Dunkel sinken –
    »Danke fürs Warten.«
    Die plötzliche Stimme ließ mich zusammenschrecken, was man offenbar deutlich erkennen konnte, denn als ich aufsah und in William Bonneys klare haselnussbraune Augen schaute, sagte er als Erstes: »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Dafür, was alles geschehen war, wirkte er erstaunlich ruhig und gelassen. Während ich losplapperte und ihm tausend unzusammenhängende Fragen stellte, sah er mich nur lächelnd an und wartete, bis ich fertig war, dann bat er Jake um eine Zigarette, zündete sie gemächlich an, nahm einen kräftigen Zug und blies den Rauch mit einem hörbaren Seufzer der Befriedigung in einer dünnen Fahne wieder aus.
    »Und …«, sagte er langsam. »Ihr habt es also alle gut hergeschafft?«
    »Ja, ja«, antwortete ich und versuchte meine Ungeduld zu kaschieren. »Aber was ist mit dir ? Bist du ihnen heil entkommen?«
    »Den Skinheads?«
    »Ja, den Skinheads.«
    Er zuckte bloß mit den Schultern. »Die waren kein großes Problem.«
    »Wie meinst du das?«
    Er lächelte. »Ich bin schon vor weitaus Schlimmerem weggelaufen.«
    »Aber wieso waren sie überhaupt hinter dir her? Ich meine, was hast du ihnen gesagt, dass sie so wütend geworden sind?«
    Er grinste wieder. »Ich hab gesagt, ich bin ein IRA-Mann.«
    »Du hast was?«
    »IRA«, wiederholte er. »Ich hab gesagt, ich bin in der IRA.« Er lachte leise. »Wenn ein Skinhead irgendwas mehr hasst als alles andere, dann ist es ein Provo. Solche Leute können sie nicht ausstehen .«
    Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte einfach nicht fassen, was er getan hatte, in welche Gefahr er sich gebracht hatte, und alles für drei Leute, die er noch nicht mal einen Tag kannte … und von denen einer den ganzen Ärger überhaupt erst verursacht hatte.
    »Wo ist er eigentlich?«, fragte William. »Wo ist Curtis?«
    Ich wollte schon gerade sagen: »Wen interessiert das?«, als ich plötzlich jemanden ganz sorglos vom anderen Ende der Schalterhalle rufen hörte: »Hey! Da ist er ja! Da ist mein Billy-Boy.«
    Und wir alle drehten uns um und sahen, wie Curtis grinsend und winkend durch die Halle auf uns zustolziert kam.
    »Billy!« , rief er, als er auf William zutrat und ihn übertrieben an sich drückte. »Mein Held … du hast mir das Leben gerettet, Mann!«
    Er meinte das natürlich nicht ernst – er konnte das gar nicht ernst meinen –, er wollte einen großen Witz draus machen, so wie immer, wenn er nicht wusste, wie er mit etwas umgehen sollte. Aber es war nicht das, was mich am meisten ärgerte. Nein, am meisten ärgerte mich, dass er plötzlich so redete, als würde er sich doch an alles erinnern, was in der U-Bahn passiert war.
    »Ich bin dir was schuldig, Billy«, sagte er jetzt. »Echt … ich meine, heilige Scheiße … du bist echt ein Held , verdammt. Hier, nimm dir ’ne Zigarette …«
    »Danke«, sagte William und zog eine aus Curtis’ Schachtel, obwohl er noch eine rauchte. »Ich heb sie für Peter auf«, sagte er lächelnd und steckte sich die Zigarette hinters Ohr.
    »Für welchen Peter?«, fragte Curtis.
    »Für Später Peteter.«
    Curtis sah ihn einen Moment lang schief an, dann plötzlich kapierte er den Witz und fing an zu lachen und zu kichern, als ob es das Lustigste wär, was er je gehört hatte. »Später Peteter … genau, das ist echt gut, muss ich mir merken …«
    William stand bloß da und lächelte vor sich hin wie ein geduldiger Vater, der sein überdrehtes Kind erträgt. Das war noch etwas, worüber ich richtig wütend war – Curtis’ plötzliche Überdrehtheit. Was natürlich von dem Zeug kam, das er während seines unnötig langen »Klogangs« genommen hatte. Und was immer es war – ich tippte auf Speed –, er hatte mit Sicherheit reichlich davon genommen. Seine Augen waren riesig wie Untertassen, sein Gesicht stumpf weiß und er zuckte so stark, dass es aussah, als ob seine Haut lebte.
    »Ach ja, übrigens«, sagte er an niemand Bestimmten gerichtet. »Gehen wir jetzt zu der verdammten Party oder was? Jake? Weißt du, wo sie ist?«
    »Ich dachte, du weißt es.«
    »Ja … ja, ich weiß, wo sie ist.« Er sah sich kurz in der Schalterhalle um, zeigte auf einen Ausgang, änderte seine Meinung und zeigte plötzlich auf einen andern. »Es geht in die Richtung, los, kommt …«
    Ich sah William an.

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