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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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katholisch oder protestantisch. Kann sogar passieren, dass die Leute auf der einen Straßenseite katholisch sind und auf der andern protestantisch. Und egal, was du bist,katholisch oder protestantisch, immer wirst du in die Situation hineingeboren, die andere Seite zu hassen.« Er sah mich an. »Wenn das Belfast wäre und der Fahrer da vorn ein Protestant, hätte er nicht für mich angehalten. Und wenn er katholisch wär und das hier ein Protestanten-Gebiet … tja, dann wäre er sicher nicht hier, denn ein katholisches Taxi würde nie durch protestantisches Gebiet fahren. Wenn er es aber doch täte und ich säße hinten, würden wir uns beide vor Angst in die Hose machen.« William schwieg einen Moment mit gesenktem Blick, in Gedanken versunken. Dann, nachdem er noch einmal tief geseufzt hatte, sah er mich wieder an und sagte: »So ist das. Genau so läuft es.«
    Als wir schließlich wieder in Seven Sisters waren, half mir William, Curtis aus dem Taxi zu kriegen, und wir brachten ihn zum Eingang des besetzten Hauses. Er war immer noch halb weggetreten und lief wie ein Zombie. Und mir war klar, dass er wahrscheinlich überhaupt keine Ahnung hatte, wo er war.
    »Soll ich dir helfen, ihn hochzubringen?«, fragte William.
    »Nein, ich komm jetzt schon klar. Aber danke.«
    »Sicher?«
    »Ja«, sagte ich und lächelte ihn an. »Du hast schon mehr als genug für uns getan. Fahr jetzt lieber nach Hause.«
    Doch während ich das sagte, legte der Taxifahrer den Gang ein und fuhr einfach los.
    »Hey!« , rief ich ihm hinterher. » HEY ! Moment mal –«
    »Schon gut«, sagte William ruhig. »Lass ihn fahren.«
    »Aber du hast ihn bezahlt.«
    »Wirklich, kein Problem. Ich geh gern von hier aus zu Fuß nach Hause. Ist ja nicht weit.«
    »Aber es regnet.«
    Er lächelte. »Ich mag Regen. Erinnert mich an zu Hause.«
    »Bist du sicher? Weißt du, es gibt hier drin bestimmt noch ein Zimmer, das leer steht.«
    »Danke, aber ich geh besser.«
    »Okay …«
    »Billy?«, prustete Curtis plötzlich heraus. »Bist du das, Billy?«
    Wir sahen ihn beide an. Er lehnte an der Mauer des Vordachs und versuchte den Kopf zu drehen, um William zu sehen … doch ohne rechten Erfolg. Der Kopf schien einfach zu schwer zu sein, er konnte ihn nicht kontrollieren. Weshalb er es wenig später aufgab und den Kopf nach hinten gegen die Mauer sinken ließ.
    »Billy«, murmelte er vor sich hin. »Ach so, äh, na ja … morgen … okay? Ja … um sieben, ja? Probe … um sieben … Scheiße …«
    Er stöhnte, würgte, schlug sich auf den Magen, dann krümmte er sich und erbrach.

17
    Als William am nächsten Abend gegen halb acht noch immer nicht zur Probe im Lagerhaus auftauchte, war ich fest überzeugt, ihn niemals wiederzusehen. Er hatte sich offenbar anders entschieden und wollte nun doch nicht in der Band spielen – kein Wunder nach dem, was in der letzten Nacht passiert war. Wieso sollte jemand, der bei klarem Verstand ist, sein Schicksal mit einer wandelnden Katastrophe wie Curtis teilen wollen?
    Ich schaute zu Curtis rüber, wie er mit einem Gesicht weißer als der Tod und tiefen schwarzen Ringen unter den Augen auf einer Holzkiste saß und auf der Gitarre vor sich hin spielte.
    Den ganzen Tag über war er ungewöhnlich schweigsam gewesen.
    Nachdem er gegen Mittag endlich aufgewacht war, hatte er den größten Teil des Nachmittags mit Kotzen und Im-Bett-Liegen, Klagen und Stöhnen verbracht, und ich war sicher, dass das zu dem untypischen Schweigen am Abend beitrug. Doch es war auch seine Art, sich zu entschuldigen. Entschuldigung, dass ich dich scheiße behandelt hab. Entschuldigung, dass ich dich in so eine peinliche Lage gebracht hab. Entschuldigung, dass ich dir wieder mal das Leben zur Hölle gemacht hab. Natürlich wäre es viel schöner gewesen, wenn er wirklich gesagt hätte, dass es ihm leidtat. Und es wäreauch nett gewesen, wenn er sich bei der Gelegenheit bei mir bedankt hätte, dass ich für ihn da gewesen war.
    Aber das war nicht Curtis’ Art.
    Und anders als William hatte ich offenbar auch nicht die Wahl, ihn zu akzeptieren oder zu gehen. Ich konnte ihn nur akzeptieren. Was mich auf den Gedanken brachte, dass ich, anders als William, offenbar nicht ganz richtig tickte.
    »Wie spät ist es jetzt?«, hörte ich Curtis sagen.
    »Zwanzig vor acht«, antwortete Jake.
    Curtis schaute zu mir rüber. »Er kommt nicht, was?«
    Ich war nicht strikt entschlossen, kein Wort mit Curtis zu sprechen, doch ich vermied es, soweit es ging. So wie

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