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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hatte –, war es so weit und das Übel nahm seinen Lauf.
    Doch im Moment war er okay.
    Ehrlich gesagt hatte ich trotz seiner wahnsinnig anstrengenden Überdrehtheit eine ziemlich gute Zeit mit ihm.
    »Taxi gefällig, Lili?«, fragte er, als wir Richtung Haus gingen.
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
    Er lachte. »Nein, ich mein huckepack. Komm schon …« Er drehte mir den Rücken zu und beugte sich nach vorn. »Spring auf.«
    Ich sprang auf seinen Rücken, schlang die Arme um seinen Hals und er packte mich an den Beinen und rannte los.
    »Nicht so schnell«, rief ich.
    »Halt dich gut fest!«
    Während er die Straße entlang Richtung Haus jagte und mich auf seinem Rücken kräftig durchrüttelte, schloss ich die Augen und jauchzte wie ein aufgeregtes Kind in der Achterbahn. Das Jauchzen verwandelte sich jedoch fast in ein Schreien, als wir das Haus erreichten und ich plötzlich merkte, dass Curtis zu schnell war, um stehen zu bleiben. Als er versuchte, um die Ecke ins Haus zu kommen, verlor er das Gleichgewicht und wir beide stürzten in eine Hecke undlandeten im Vorgarten – platt auf dem Rücken. Es war ein ziemlich heftiger Sturz, doch nach einem kurzen Augenblick des Schweigens – der mich in dem Moment an die Stille erinnerte, die du hörst, wenn ein Kind gerade hingefallen ist, bevor es anfängt zu schreien – merkten wir, dass wir beide nicht verletzt waren, und wir setzten uns auf, bürsteten uns ab und lachten.
    »Scheiße!«, keuchte Curtis.
    »Ja …«
    »Das war deine Schuld.«
    » Meine Schuld? Ich hab dir gesagt , du sollst nicht so schnell rennen.«
    » Du hattest die Zügel.«
    »Was für Zügel ?«
    Er grinste mich an. »Die Huckepack-Zügel.«
    Es war nicht so wahnsinnig komisch – ehrlich gesagt war es eigentlich überhaupt nicht komisch –, aber aus irgendeinem Grund fanden wir es beide zum Lachen und prusteten los wie die Blöden. Die Leute strömten jetzt an uns vorbei zum Eingang und von drinnen dröhnte die Musik – Beat on the Brat von den Ramones –, die Nacht war warm, die stille Luft trug die Musik in die Nacht und zum ersten Mal seit ewigen Zeiten fühlte ich mich für kurze Zeit wieder wie ein junges Mädchen …
    Es war ein guter Moment.
    »Komm«, sagte Curtis, stand auf und reichte mir seine Hand. »Lass uns Party machen.«
    Im Haus war es heiß. Hunderte Leute liefen umher, die Luft war schwer von dem süßen Geruch nach Marihuana und das Wohnzimmer unten eine brodelnde Masse verschwitzterTänzer. In der Woche hatte es eine Mini-Hitzewelle gegeben – ein erstes Anzeichen des bevorstehenden Sommers –, und auch wenn es jetzt langsam kühler wurde, war es für Mai immer noch eine verrückt heiße Nacht.
    Ich verbrachte eine Weile mit Curtis, wir lungerten bloß rum, tranken Wein, begrüßten Leute, beobachteten die Tanzenden. Das erste Ramones-Album war kürzlich erschienen und in dieser Nacht wurde es fast durchgehend gespielt. Die Songs waren lächerlich kurz – zwei, drei Minuten höchstens –, unglaublich schnell und wunderbar einfach. Aber nicht gerade die ideale Musik zum Tanzen. Pogo hatte sich noch nicht durchgesetzt und die Leute suchten noch nach einem Weg, um zu Punkmusik zu tanzen. Gut ein Dutzend Hardcore-Punks warfen sich irgendwie über den Boden, ohne sich an der Musik zu orientieren, sie sprangen in die Luft, krachten ineinander, doch im Großen und Ganzen mussten die Leute, die tanzen wollten, einfach auf etwas Tanzbareres warten. Was zu der Zeit meistens Reggae war.
    Das heißt, als das letzte gefauchte »Oh yeah …« aus Judy is a Punk von den Ramones verklang und die ersten schweren Bass-Beats von Big Youth’s Screaming Target durch den Raum dröhnten, füllte sich plötzlich wieder die Tanzfläche.
    »Tanzen?«, brüllte ich in Curtis’ Ohr.
    Er lächelte mich an. »Ist das ’ne Aufforderung?«
    Wenn man bedenkt, wie sehr er das Rampenlicht liebte und mit welcher Leichtigkeit er sich auf der Bühne bewegte, war Curtis ein überraschend zurückhaltender Tänzer. Er tanzte auch nicht besonders gut … vielleicht war das ja der Grund, weshalb er so gehemmt war. Er war es einfach nicht gewohnt, in irgendwas nicht gut zu sein. Aber wir tanzten trotzdem manchmal zusammen und jene Nacht war so einMal. Es störte mich nicht, dass er kein großer Tänzer war – ich war es ja auch nicht –, außerdem kann man bei Reggae nicht viel falsch machen. Solange du wenigstens ein bisschen Rhythmusgefühl hast, musst du dich bloß bewegen. Irgendwas bewegen – den

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