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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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natürlich nie zugegeben und er versuchte, seine wahren Gefühle immer für sich zu behalten, doch es war ganz offensichtlich – jedenfalls für mich –, dass Williams wachsende Beliebtheit ihn innerlich zerriss. Und was es noch schlimmer machte: Curtis wusste, wie wichtig William für die Band war und dass wir ohne ihn – ohne alles, was er uns gab – wahrscheinlich nicht halb so viel Aufmerksamkeit von der Presse und den Plattenfirmen erfahren hätten.
    Das heißt, einerseits half William Curtis, seinen Traum zu erreichen … doch gleichzeitig stahl er ihm die Show. Was Curtis natürlich sehr irritierend fand. Doch auch wenn ich die Irritation verstand und akzeptierte, half mir das nicht, mit der Situation fertig zu werden. Ich meine, Curtis war schon in ausgeglichenem Zustand schwierig genug – aber ein innerlich aufgewühlter Curtis, der ständig mit sich im Clinch lag?
    Nein, das war echt nicht einfach.
    Er war sehr gut darin, seine Gefühle für sich zu behalten, wenn er musste. Die einzigen Male, bei denen er sich vor anderen feindselig gegenüber William zeigte, waren die paar Gelegenheiten, an denen William zu spät zur Probe kam und, als er endlich auftauchte, keine Erklärung gab. William sagte nur: »Tut mir leid, ich bin aufgehalten worden.« Aber selbst da zog Curtis nicht vom Leder oder so, sondern schaute nur den ganzen Abend finster. Erst als William eine Probe vollständig verpasste, brüllte ihn Curtis an.
    Es war gegen Ende Juli, wenn ich mich richtig erinnere. Der Tag war wieder stickig heiß gewesen, weit über 30 Grad, und selbst um sieben Uhr abends war das Lagerhaus der reinste Backofen. Weil wir inzwischen mehrmals die WocheAuftritte hatten, mussten wir nicht mehr ganz so regelmäßig proben, doch Curtis hatte vor Kurzem ein paar neue Songs geschrieben, die er unbedingt ins Set einbauen wollte; deshalb hatten wir das Lagerhaus für zwei aufeinanderfolgende Abende gebucht, um genügend Zeit zu haben, sie einzustudieren.
    Um halb acht war immer noch nichts von William zu sehen.
    Wir saßen da, warteten … schwitzten …
    Es wurde acht Uhr.
    Halb neun …
    »Bis neun geben wir ihm noch«, sagte Curtis. »Wenn er dann nicht da ist …«
    Er war nicht da.
    » Scheiße , verdammt«, fauchte Curtis. »Was bildet sich dieser Wichser eigentlich ein?«
    Am nächsten Abend erschien William pünktlich um sieben im Lagerhaus. Als er zur Tür hereinkam, sagte er kein Wort, sondern ging einfach dorthin, wo das ganze Equipment aufgebaut war, und legte seinen Gitarrenkoffer ab. Er wirkte ein bisschen fahrig, als wäre er mit irgendwas anderem beschäftigt, und ich glaube, er registrierte Curtis nicht. Dass der ihn wütend anstarrte, bekam William erst recht nicht mit, was Curtis natürlich umso mehr in Rage versetzte.
    »Ist ja mal wieder typisch«, höhnte er.
    William sah ihn an. »Was ist?«
    »Du kommst hier einfach reinspaziert, ohne ein Wort zu sagen. Scheiße, verdammt –«
    »Was?«
    »Wo warst du, Mann?«
    »Wann?«
    »Scheiße, was glaubst du wohl, wann?«
    »Ach so, gestern Abend«, sagte William lässig. »Ja, tut mir leid. Ist was dazwischengekommen.«
    »Ja, das wette ich, Scheiße verflucht«, sagte Curtis kopfschüttelnd. »Es ist immer dasselbe mit dir. ›Mir ist was dazwischengekommen … ich bin aufgehalten worden … ‹« Er machte jetzt wieder Williams Akzent nach. »› Ach ja, tut mir leid …‹« Curtis starrte William an. »Ich meine, was ist das mit dir? Glaubst du, du bist was Besseres ? Wir müssen alle pünktlich sein, aber du kannst dir aussuchen, wann du Lust hast, hier aufzukreuzen? Und wenn es gerade nicht passt … dann eben nicht, auch egal, ja? Wir entschuldigen das ja, weil du so super toll bist, Scheiße, verdammt.«
    William antwortete nicht, sondern starrte nur zurück.
    »Weißt du, was dein Problem ist?«, schimpfte Curtis weiter. »Dir steigt die Kacke in den Zeitungen zu Kopf … du glaubst echt an die Scheiße. Du fühlst dich als Billy, das Wunderkind, und meinst, du kannst machen, was du willst –«
    »Okay«, sagte William ruhig. »Es reicht.«
    »Nein, du Arschloch, du hörst mir jetzt zu –«
    »Du hast deine Meinung gesagt, Curtis«, fuhr William fort und seine Stimme klang jetzt etwas härter. »Aber treib’s nicht zu weit, okay?«
    »Sonst?«
    William seufzte. »Hör zu, es tut mir leid wegen gestern Abend, okay? Es tut mir leid, dass ich nicht kommen konnte, und es tut mir leid, dass dich das angepisst hat. Aber ich hatte was zu erledigen

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