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Titel: Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Thriller
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ihn halten, oder er wird uns hier unter den Fingern wegsterben.“
     
    Gwen ließ Josh los, hörte, wie der Junge wimmerte, ging aber nicht zurück, sondern beugte sich über den Polizisten, hielt ihn mit beiden Armen fest, während sie in sein Gesicht sehen mußte.
     
    Der Schmerz war kaum auszuhalten. Kaum anzusehen. Gwen blickte weg, als sich Charlies Kopf nach oben reckte, den Mund so weit geöffnet, als würde er versuchen wollen, seine Kiefergelenke auszukugeln.
     
    „Ich kann ihn nicht mehr lange halten“, meinte sie über den Schrei hinweg und war sich nicht sicher, ob Julie sie überhaupt gehört hatte.
     
    Die stämmige Krankenschwester hatte sich über die Wunde gebeugt, einen neuen Streifen Papier darüber gelegt und zurrte das ganze jetzt mit Leukoplast fest. Sie hatten keine Windeln mehr. Jedenfalls keine, die sie noch als Verband gebrauchen konnte. „Julie, ich kann ihn…“
     
    „Oh Gott, oh mein Gott…“
     
    Und mit einem Mal war Josh neben ihr und sie konnte den hageren Körper sehen, der sich auf einen der wild um sich schlagenden Arme des Polizisten warf, ihn unten hielt, bevor er sich vielleicht selbst so schwer verletzen konnte, daß er starb.
     
    „Seien Sie ruhig, Charlie“, wies Julie mit fester Stimme an. Es klang, als wären sie mitten in einem Footballspiel und sie der Trainer. Und Charlie beruhigte sich. Nicht sofort. Aber nachdem sie die Wunde erneut verbunden hatte, beruhigte sich sein Atem, nicht viel, nur ein wenig, aber genug, daß Gwen ihn loslassen konnte, genug, daß sein Gesicht zu entspannen schien, so entspannt wirkte, daß sie einen Moment lang glaubte, er wäre gestorben.
     
    Bis sie sah, daß sich sein Brustkorb leicht hob.
     
    Und er die Augen öffnete.
     
    „Ich sterbe“, murmelte der Polizist.
     
    „Nein, werden Sie nicht“, antwortete Julie. „Jedenfalls noch nicht. Nicht solange ich hier bin, um Ihnen die Hand zu halten. Geben Sie mir ein Lächeln, Charlie, wir sind im Fernsehen…“
     
    Sie zeigte herüber zu der Kamera in Isaac Brings‘ Händen, die alles aufgenommen hatte.
     
     
     
    05:24
     
    Im dem Diner auf der anderen Seite der Straße saß Ben Rickman auf eine der Sitzgruppen, als wollte er ein Essen bestellen. Vor ihm war ein Fernseher. Und er sah einen langen Augenblick lang seine Verlobte auf dem Bildschirm, wie sie um das Leben eines Polizisten kämpfte.
     
    „Sie lebt“, flüsterte er.
     
     
     
    05:25
     
    „Wir müssen stürmen“, meinte Cohen draußen. „das da drinnen ist mein Freund, Sir, bitte wir müssen ihn da rausholen, er…“
     
    „Noch nicht.“
     
    Joe Kovacs hatte gesehen, daß alle vier Geiseln noch am Leben waren. Gerade noch so eben, aber das war mehr als er zu diesem Zeitpunkt zu erwarten hoffte.
     
    „Großer Gott, Sir, er wird da drin sterben, wenn wir ihn nicht rausholen!“
     
    „Noch nicht.“
     
    Joe sah weiter auf den Fernsehbildschirm.
     
     
     
    05:26
     
    Im Laden schaute Donald Turow in die Kamera.
     
    Er sah müde aus, vielleicht hatte er auch schon immer müde ausgesehen, aber Susan Miller sah ihn nur in diesem Augenblick, ein müder Mann, der sich den verwundeten Brustkorb hielt. Und mit seiner Waffe aus sie zielte.
     
    „Sind wir auf Sendung?“
     
    „Wir sind auf Sendung.“
     
    Turow lächelte. „Wenn es nicht im Fernsehen ist, dann passiert es auch nicht, nicht wahr? Ich habe das nie verstanden, nicht wirklich, warum man sich vor eine Kamera stellen sollte. Mit einem Manifest. Einer Liste von Forderungen. Wissen Sie, wie diese islamischen Arschlöcher in all den vergangenen Jahren. Heil dies und Heil das. Allah ist groß. Als ob das was bringen würde. Als ob das jemanden interessiert. Habe ich nie verstanden. Haben Sie das jemals verstanden, Miss Miller? Haben Sie sich das einmal gefragt? Oder die Leute gefragt, die so etwas tun? Nein? Bin ich der erste Verrückte in Ihrer Karriere?“
     
    „Könnte man so sagen.“
     
    „Gibt immer das erste Mal.“
     
    „Hätte ich drauf verzichten können.“
     
    „Glauben Sie‘s oder nicht, ich auch.“
     
    Susan schaute ihn an während er an ihr vorbei in die Kameralinse schaute.
     
    So müde. Er wirkte so müde.
     
    Und für einen Moment lang glaubte sie ihm.
     
     
     
    05:29
     
    Einer der Polizisten hatte den Fernseher eingeschaltet. Roth wußte nicht, welcher von den beiden es gewesen war. Und er hatte auch weder die Zeit noch die Lust, es herauszufinden.
     
    „Im Grunde genommen ist es doch einfach, nicht

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