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Liz Balfour

Liz Balfour

Titel: Liz Balfour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich schreib dir sieben Jahre
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Kate schweigend an sich vorbeilassen. Aber Kate, meine wunderbare Freundin, ließ ihn nicht so einfach davonkommen.
    »Du bleibst hier«, sagte sie in einem Ton, den er sich sonst bestenfalls von einem Richter gefallen ließ. »Ihr redet jetzt miteinander. Und ich bleibe hier sitzen und vermittle. Sonst wird das nie was. Wer fängt an? Benjamin ?«
    Er starrte Kate einen Moment lang an, sah aus, als stünde er kurz davor zu gehen, setzte sich dann aber auf die Bettkante, möglichst weit von mir entfernt. Kate machte es sich auf dem Fenstersims bequem, verschränkte die
Arme und sah uns beide abwechselnd mit strengem Blick an. »Also?«
    Benjamin seufzte. »Ich verstehe nicht, warum sie sich nicht über unser Kind freuen kann.«
    »Ally?«
    »Ich verstehe es auch nicht«, sagte ich matt.
    »Gut. Welche Gründe gibt es normalerweise, wenn sich eine Frau nicht auf ihr Kind freut? Falscher Mann, falscher Zeitpunkt, grundsätzliche Zweifel, ob sie überhaupt Kinder haben will.« Kate zählte das alles ganz nüchtern auf. »Was davon trifft zu?«
    »Vielleicht ist es der falsche Zeitpunkt. Wir wollten ja immer Kinder haben.«
    »Sie hat gesagt, sie hat Angst davor, wie ihre Mutter zu werden«, sagte Benjamin.
    »Also grundsätzliche Zweifel. Das würde aber bedeuten, dass du nie bereit sein wirst für deinen Nachwuchs. Es sei denn …«
    »Was?«, sagten Benjamin und ich gleichzeitig. Wir sahen uns an und mussten beide lächeln.
    »Es sei denn, du, Ally, söhnst dich endlich mit deiner Mutter aus. Wenn dieser Graben überwunden ist, solltest du mit dir im Reinen sein. Noch Fragen?« Kate sprang vom Fenstersims, stemmte die Hände in die Hüften und sah uns mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Ich wünschte, es wäre so leicht«, seufzte ich. »Wie stellst du dir das vor? Soll ich nach Myrtleville fahren, mich zwei Wochen mit ihr einschließen und sie zwingen, mit mir zu reden?«
    Sie hob die Schultern. »Wenn es hilft, warum nicht?«
    »Weil es nicht geht! Ich habe es schon oft genug versucht
!«, rief ich, und die Tränen waren wieder da. Normalerweise war mir nicht so schnell zum Weinen zumute, aber die Schwangerschaft wirbelte meine Hormone durcheinander. »Man kann mit ihr nicht reden. Sie will einfach nicht!«
    Kate dachte einen Moment nach. Ich sah zu Benjamin, der sich mit beiden Händen die Schläfen rieb. Schließlich sagte Kate: »Dann musst du endlich mit dem Thema abschließen. Warte nicht mehr drauf, dass du und deine Mutter beste Freundinnen werdet. Lass es hinter dir. Du bist über dreißig, das ist ein gutes Alter dafür. Du bist erwachsen, hast jetzt deine eigene Familie.« Sie warf energisch den Kopf zurück. »Es ist nicht leicht, seine Eltern abzuschreiben, aber wenn es nicht anders geht, ist es wohl das Beste.«
    Benjamin hörte auf, seine Schläfen zu bearbeiten, und sah mich an. Ich las Hoffnung in seinem Blick, die Wärme war zurückgekehrt. Er schien nur darauf zu warten, dass ich nickte und sagte: Kate, du hast recht, so wird’s gemacht, und jetzt gehen wir los, Strampelanzüge kaufen.
    Wie könnte ich diesem Mann das Herz brechen? Also nickte ich tapfer und murmelte: »Du hast recht. Danke.«
    »Heißt das, wir behalten das Kind?«, fragte Benjamin vorsichtig.
    Und ich nickte, wenn auch unter Tränen.
    Kate und Benjamin stürzten sich jubelnd auf mich, drückten und küssten mich und redeten auf mich ein.
    »Du musst dir keine Sorgen machen.«
    »Du brauchst keine Angst mehr zu haben.«
    »Ich bin immer für dich da, wir schaffen das!«
    »Du weißt, dass du über alles mit mir reden kannst.«

    Sie lotsten mich aus dem Schlafzimmer, machten mir etwas zu essen, feierten mich und mein ungeborenes Kind wie eine verloren geglaubte Tochter, die nach Jahren den Weg nach Hause gefunden hatte.
    Als ich am nächsten Morgen viel zu früh aufwachte und Benjamins regelmäßigen tiefen Atemzügen lauschte, setzte ich mich wieder ans Fenster und sah auf das dunkle Wasser der Themse. Es war halb sechs, und im Osten wurde der schwarze Nachthimmel langsam blau. Die richtige Zeit, Bilanz zu ziehen. Es heißt, direkt nach dem Aufstehen sind die Gedanken am klarsten. Mir war klar: Die Zweifel der vergangenen Tage, die Unsicherheit, das alles hatte eine Ursache gehabt. Ich wollte das Kind nicht. Aber ich hatte es nicht gewagt, mir dies einzugestehen. Oder es vor jemand anderem zuzugeben. Ich wollte das Kind nicht, weil ich mich nicht in der Mutterrolle sah. Ich wollte nicht werden wie Deirdre, und ich wusste, ich

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