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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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hier. Allerdings nicht das übliche Verkaufsgespräch, denn wir wollen doch keine Kosmetika ausprobieren, sondern Ideen .« Sie lächelte ein strahlendes, leicht künstliches Lächeln, und Nikki wurde sich einmal mehr bewusst, dass sie es mit Carrie Mae zu tun hatte. Mrs Merrivel verkörperte alles, wofür die Firma stand.
    »Mrs Merrivel«, unterbrach sie Nikki. »Warum sind Sie hier?«

    »Ich habe auf einer Recruitment-Veranstaltung im La Quinta Inn einen Vortrag gehalten. Kaum war ich damit fertig, erfuhr ich von deiner misslichen Lage.« Mrs Merrivel trug ihr Lächeln wie einen Schutzpanzer. Nikki beneidete sie um ihre Unverwundbarkeit.
    »Aber … also, ich meine, das machen Sie doch nicht für jede, oder? Woher wussten Sie überhaupt, wo ich war? Ich meine …« Nikki wusste nicht weiter. Eigentlich wollte sie Mrs Merrivel fragen, woher sie überhaupt noch wusste, wer sie war, aber das war ihr dann doch zu peinlich.
    Mrs Merrivel lachte, und nach kurzem Zögern lächelte Nikki.
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich hatte dir ja in Vancouver versprochen, dass ich deine weitere Entwicklung im Auge behalten würde.« Beruhigend tätschelte sie Nikkis Knie. »Warum lehnst du dich nicht einfach zurück, und ich erzähle dir, worum es geht?«
    Nikki lehnte sich zurück und fühlte sich auf einmal unglaublich müde. Besorgt fragte sie sich, wie lange das wohl dauern würde, und ob sie es schaffen würde, nicht einzuschlafen.
    Ihr kam es so vor, als rede Mrs Merrivel immer im Kreis herum, ohne auf den Punkt zu kommen. Sie sprach von der dringenden Notwendigkeit einer Organisation, die Frauen oberste Priorität einräumte. Sie gebrauchte Wörter wie »Transaktionen« und »Qualifikationen«. Nikki überlegte, ob ihre Qualifikationen wohl farblich aufeinander abgestimmt sein müssten. Worauf wollte sie hinaus? Bot Mrs Merrivel ihr gerade einen Job an? Nikki war zu müde, um daran zu glauben.
    »Wärest du an einer solchen Tätigkeit interessiert, Nikki?«, wurde Mrs Merrivel auf einmal ganz konkret. Sie hatte
etwas an sich, das einen glauben ließ, sie würde jedes Ziel erreichen, in das sie sich einmal verbissen hatte - oder aber es zerfetzen wie einen Kauknochen.
    »Ja, vielleicht. Ich bin mir nicht sicher. Wie sähe die Tätigkeit denn aus?« Nikki dachte besorgt, dass Mrs Merrivel sie anschaute, als hielte sie sie für einen ganz besonders guten Knochen.
    »Reisen, Forschen, ein bisschen Abenteuer.«
    »Klingt wie bei den Marines«, fand Nikki, und Mrs Merrivel lachte.
    »Wir haben die besseren Klamotten.«
    Als Nikki Mrs Merrivel nun so betrachtete, züngelten kleine Flammen des Widerstands in ihr auf. Die Glut jenes Feuers schwelte schon seit dem Tag, an dem sie wieder bei ihrer Mutter eingezogen war.
    »Wie würde es denn bezahlt?«, fragte Nikki und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    »Sechsunddreißigtausend im Jahr als Einstiegsgehalt - zuzüglich Ausbildungskosten und Unterkunft während der Ausbildung. Das Training findet in Kalifornien statt.«
    Nikki überlegte. Ihre Mutter wäre entsetzt. Ihrer Meinung nach war eine Tätigkeit bei einer Wohltätigkeitsorganisation fast so schlimm wie für die Regierung zu arbeiten: viel Verantwortung, wenig Geld. Und das Training wäre in Kalifornien - noch ein Punkt, der ihrer Mutter nicht gefallen würde. Aber es wären sechsundreißigtausend Dollar im Jahr mehr als Nikki jetzt bekam, und es war immer noch besser, als bei Starbucks zu arbeiten, wo sie sich heute Morgen einen Bewerbungsbogen mitgenommen hatte. War das wirklich erst heute Morgen gewesen? Und später war sie dann ausgeflippt und verhaftet worden. Schlimmer konnte es in Nells Augen sowieso nicht mehr kommen.

    »Ich verstehe, wenn du noch Bedenkzeit brauchst«, sagte Mrs Merrivel.
    »Nein, brauche ich nicht«, antwortete Nikki. Überraschung und vielleicht ein bisschen Enttäuschung tauchten jäh in Mrs Merrivels Gesicht auf, waren aber ebenso schnell wieder verschwunden. »Ich mache es«, fuhr Nikki unbeirrt fort.
    »Fantastisch!« Mrs Merrivel lächelte so triumphierend, als habe sie eben Feindesland erobert.
    Aisha Lewis’ Worte kamen Nikki in den Sinn. Sie holte tief Luft. Nachdem sie kurz überschlagen hatte, wie viel sie im Monat verdienen würde, wollte sie gerade den Mund aufmachen und vierzigtausend im Jahr verlangen, zuzüglich Krankenversicherung und Reisekostenerstattung für den Flug nach Kalifornien, aber dann meinte sie die durchdringende Stimme ihrer Mutter zu hören: sie

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