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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Maines
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wenn ich nur ›netter‹ gewesen wäre, hätten sie bei mir bestellt. Nett! Ich hatte ihr sogar ein Kompliment zu ihrer Haarfarbe gemacht! Und behauptet, dass Grün ihr gut steht! Ich habe gesagt, dass man ihre Falten gar nicht sieht! Ich … ich …« Nikki rang nach Luft. Ihr fehlten die Worte.
    »Und dann haben Sie sie angegriffen?«
    »Ich habe sie nicht angegriffen!«, empörte sich Nikki. »Ich habe ihr nur gesagt, dass sie den Mascara behalten könne, den sie schon benutzt hatte.«
    Der Detective blätterte in seinen Unterlagen. »Ihre genauen Worte waren: ›Stecken Sie sich das Teil doch sonstwohin.‹«
    Nikki wurde so rot, dass ihre Wangen glühten.
    »Und dann haben Sie sie angegriffen?«
    »Sie hat mich geschlagen!«, erwiderte sie zornig. Noch immer meinte sie den brennenden Schmerz zu spüren, als die
beringten Finger der Frau auf ihrer Wange landeten. »Und dann … dann war ich ihr dabei behilflich, den Lidschatten aufzutragen, der ihr so gut gefallen hatte«, schloss sie leise.
    »Sie haben sie also angegriffen«, übersetzte der Detective. Nikki nickte benommen.
    »Und die anderen drei Frauen, die Sie angezeigt haben?« Er schaute in seine Unterlagen. »Haben Sie denen auch beim Schminken geholfen?«
    Nikki erinnerte sich, wie Mrs Doctor ihr hinterhergerannt war. Am Ende der Auffahrt hatte Nikki sich mit einem »Nett«-Kampfschrei nach ihr umgedreht. Mrs Doctor war glatt zu Boden gegangen und heulend mit dem Hintern über den Rasen geschlittert.
    Es klopfte an der Tür. Eine Polizistin schaute kurz herein und bedeutete dem Detective herauszukommen. Er verließ den Raum, und als er ein paar Minuten später zurückkam, schloss er Nikkis Handschellen auf.
    »Sie können gehen, Miss Lan- jee .« Seine Stimme klang spöttisch, als er ihren Namen betont korrekt aussprach.
    »Das verstehe ich jetzt nicht«, sagte Nikki.
    »Die Anklage gegen Sie wurde fallengelassen. Ihre Anwältin wartet draußen auf Sie.«
    »Ich habe gar keine Anwältin.« Nikki fühlte sich, als wäre sie im falschen Film.
    »Tja, jetzt haben Sie anscheinend eine, also stehen Sie schon auf.« Er machte eine ungeduldige Geste. Wie betäubt stand Nikki auf und stolperte zur Tür. »Ach, eine Frage hätte ich allerdings noch«, meinte der Detective, als sie gerade die Tür aufmachen wollte. »Haben Sie die Frau den Lippenstift wirklich essen lassen?«
    Nikki drehte sich nach dem Detective um. Seine Miene war gelangweilt und neugierig zugleich.

    Voller Ernst nickte sie.
    »Sie hat ihn aufgemacht, ohne mich vorher zu fragen, und ihn einfach ausprobiert. Wenn er einmal benutzt ist, kann ich ihn niemand anderem mehr verkaufen, und sie hatte mir versprochen, ihn zu kaufen. Hat sie aber nicht.«
    »Los, machen Sie, dass Sie rauskommen«, meinte er kopfschüttelnd, schien sich aber ein Lachen verkneifen zu müssen. »Meine Kollegin bringt Sie raus.«
    Die Anwältin hatte Nikkis Namen gleich im ersten Anlauf richtig ausgesprochen, was Nikki sofort hellhörig machte. Die Frau war korpulent und trug ein tadellos sitzendes cremefarbenes Leinenkostüm. Um die Schultern hatte sie betont nachlässig einen Seidenschal drapiert, der von einer goldenen Schmetterlingsbrosche zusammengehalten wurde. Ihre Ohrringe waren auch aus Gold, ihre Haare kurz geschnitten und in teure Wasserwellen gelegt. Ihr Make-up schimmerte in einem Goldton, der bei einer Weißen unmöglich ausgesehen hätte, ihre schokoladenbraune Haut jedoch bestens zur Geltung brachte. Nikki war sich bewusst, dass sie selbst im Moment ziemlich übel aussah und beneidete die Anwältin um ihre kühle Eleganz. Sie wechselte ein paar Worte mit den Cops, kümmerte sich um die Formalitäten und würdigte Nikki keines Blickes.
    Nikki betrachtete die Karte, die ihr in die Hand gedrückt worden war. »Aisha Lewis, Rechtsanwältin« stand in Grün und Gold auf festem cremefarbenem Papier. Die Buch - staben waren tief eingeprägt, so dass Nikki den Durchdruck jedes einzelnen Buchstaben auf der Rückseite fühlen konnte. Es war eine teure Visitenkarte, und Nikki wusste, dass weder sie noch ihre Mutter sich eine Anwältin leisten konnten, die sich wiederum so teure Visitenkarten leisten konnte.

    Die Anwältin legte einen Stapel Papiere vor Nikki auf den Tisch und breitete sie mit geübter Hand so aus, dass von jedem Blatt nur die Unterschriftenzeile zu sehen war. Als Nikki sich suchend nach einem Stift umsah, brachte Aisha wie von Zauberhand einen zum Vorschein und reichte ihn ihr mit einem

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