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Lizenz zur Zufriedenheit

Lizenz zur Zufriedenheit

Titel: Lizenz zur Zufriedenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nico Rose
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müssen.“
    Somit ist auf krude Weise das Saubermachen mit Angst vor Einsamkeit bzw. dem Verlust von Zugehörigkeit verbunden. 233
    Fallstudie 8 – Thorben: „Meine Mutter hat mich verlassen“
    Thorben, 36, ist ein lediger Bauingenieur im öffentlichen Dienst. Er sucht mich ursprünglich auf, weil er sich gerne verlieben und später heiraten möchte, bisher aber praktisch nie eine längere Beziehung „auf die Reihe gekriegt“ habe. Er spricht eher leise und ist in seiner Körpersprache recht reduziert, ansonsten aber freundlich und zugewandt. Thorben möchte seine Selbstsicherheit im Umgang mit Frauen steigern und erhofft sich dadurch, irgendwann die „Frau seines Lebens“ kennenzulernen.
    Im Laufe einer Folgesitzung bitte ich ihn, auf einer Skala von 0 bis 100 einzuschätzen, wie es an normalen Tagen um sein Selbstwertgefühl bestellt sei. Er antwortet nach einigem Zögern, dass es an den meisten Tagen eher unterhalb als oberhalb von 50 angesiedelt sei. Ich erkläre ihm daraufhin, dass das eine recht niedrige Selbsteinschätzung ist und dass es ihm für sein konkretes Ziel wie auch generell wahrscheinlich helfen würde, diesen Wert nach und nach ein gutes Stück weit zu steigern. Ich bitte ihn im weiteren Verlauf, mir zu schildern, ob sein Selbstwertgefühl schon immer so niedrig war oder ob es einen bestimmten Auslöser gab, der seine Haltung zu sich selbst verändert hat. Thorben berichtet nach einer Weile stockend und den Tränen nah, dass seine Mutter ihn „verlassen“ habe, als er etwa sechs Jahre alt war – und dass ein Teil von ihm bis heute darunter leide, dass er nicht „gut genug für sie“ war.
    Ich bitte ihn, mir die näheren Umstände zu erläutern. Er erzählt daraufhin, dass seine Mutter an den Folgen einer missglückten Operation gestorben sei. Ich entgegne, dass sie dann doch offenbar keine Absicht hatte, ihn zu verlassen – dass es sich um ein tragisches Unglück handele. Thorben stimmt dem zu, fügt jedoch an: „Irgendwie ist mir das schon klar. Aber ein Teil von mir fühlt sich trotzdem verlassen. Sie hätte doch wissen müssen, dass ich sie brauche.“
    Um Thorbens Selbstwertgefühl zu steigern, führe ich ihn u. a. in die ABCDE-Übung ein. Dadurch gelingt es uns nach einiger Zeit, die Wahrnehmung und das Gefühl des Verlassen-worden-Seins zu transformieren. Am Ende dieses Teils unserer gemeinsamen Arbeit versteht Thorben (insbesondere sein inneres Kind) 234 , dass zum Verlassen-Werden zwingend eine Intention, eine bewusste Handlung gehört – von der im konkreten Fall keine Rede sein kann, da der Tod seiner Mutter wie gesagt auf ein tragisches Missgeschick zurückzuführen ist. Je mehr er diese Erkenntnis verinnerlicht, desto schwächer wird auch das Gefühl des Nicht-gut-genug-Seins. Ich bitte Thorben, im Rahmen seiner Hausaufgaben auch sein weiteres Leben nach solchen ungünstigen Sinnkonstruktionen abzusuchen, was sein Selbstwertgefühl mit der Zeit noch weiter aufbaut.
    Übung
    Zufriedenheitswerkzeug: Disput mit dem Ich (ABCDE-Übung) 235
    Einführung
    Die Übung ist angelehnt an eine Technik aus der kognitiven Therapie zur Behandlung von Depressionen. Sie beruht auf der Tatsache, dass ein Kennzeichen von depressiven Störungsbildern typischerweise das Vorhandensein von „automatischen negativen Gedanken“ ist. Gemeint sind damit Attributionen, also Erklärungsmuster für (negative) Ereignisse in unserem Leben, die das Gefühl von Wertlosigkeit, Inkompetenz etc. verstärken, anstatt diese Emotionen abzuschwächen. Auch nicht akut depressive Menschen neigen jedoch in einem gewissen Maß zur Anwendung von negativen Attributionsmustern. 236
    Sinn und Zweck
    Die Übung dient dazu, nach einem einfachen Schema negative Bewertungsmuster in Ihrem Leben zu erkennen, diese anzufechten (also deren Gültigkeit infrage zu stellen), um sie schließlich durch positive, den Selbstwert stärkende Erklärungsmuster zu ersetzen. Die Grundidee dahinter ist sehr einfach: Je positiver Sie über sich und die Dinge in Ihrem Leben denken , desto besser werden Sie sich auch fühlen .
    Was Sie dafür benötigen
    Es kann insbesondere am Anfang Sinn machen, eine Art Disputationstagebuch zu führen. Dabei nehmen Sie sich jeden Abend einige Minuten Zeit, um sich die negativen Ereignisse des Tages schriftlich zur Brust zur nehmen. Wenn Sie den Prozess des Disputierens durch Übung verinnerlicht haben, werden Sie die Verschriftlichung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr brauchen. Sie können dann ad

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