Lizenz zur Zufriedenheit
geistig und körperlich behindert ist. Ich frage Sylvia, ob sie deswegen Schuldgefühle habe. Ihr sei schon klar, dass sie nichts dafürkönne, entgegnet sie. „Aber trotzdem ist es unfair, dass ich so ein gutes Leben habe, während mein Bruder im Rollstuhl sitzt“, fügt sie an. Außerdem ergänzt sie, dass sie früher eigentlich studieren wollte, sich dann aber „irgendwie nicht getraut“ habe.
Neben der zuvor beschriebenen ABCDE-Übung arbeite ich mit Sylvia anhand der im Folgenden beschriebenen Technik – und bitte sie, diese als Hausaufgabe mehrmals pro Woche durchzuführen. Sie schreibt mir später in einer E-Mail, sie habe in einer ihrer Zukunftsvisionen gesehen, wie ihr Bruder „vergnügt lachend in seinem Rollstuhl zwischen den Exponaten durch den neuen Ausstellungsraum fährt“ – und dass der Weg jetzt „endlich frei“ sei.
Übung
Zufriedenheitswerkzeug: Den Optimismus-Muskel trainieren
Einführung
Die meisten Menschen sind ziemlich gut darin, sich „das Schlimmste“ auszumalen. Das eigene Leben ist schwer genug, Zeitungen und Fernsehen sind zudem voller Katastrophen. Und wenn es dann doch einmal sehr gut läuft und wir allen Grund haben, uns auf die Schultern zu klopfen, kommt garantiert irgendjemand an und sagt uns, wir sollen es nicht zu doll treiben und darüber hochmütig werden. 238
Sinn und Zweck
Ziel dieser Übung ist es stattdessen, Ihren inneren Optimisten „in Wallung“ zu bringen, ihm jene Bühne zu überlassen, die ihm im Alltag zu häufig verwehrt bleibt. Es geht um die Aktivierung Ihrer positiven Phantasie, die Erkundung Ihres „Möglichkeitsraumes“.
Was Sie dafür benötigen
Papier, Schreibzeug und 20 Minuten in – am besten – abgeschiedener Atmosphäre.
Was Sie besonders beachten sollten
Hier ist zu Beginn auf jeden Fall Regelmäßigkeit angeraten; sprich: Machen Sie diese Übung am Anfang für einige Wochen mehrmals pro Woche; später reicht dann ein Durchgang alle paar Wochen als Auffrischung. Machen Sie diese Übung unbedingt schriftlich.
Was idealerweise dabei herauskommt
Diese Übung hat kein konkretes Endergebnis, sondern beruht wie gesagt auf der Tatsache, dass Optimismus trainiert werden kann und sollte. 239 Es geht nicht so sehr darum, dass all das, was Sie visualisieren, genau so in Erfüllung geht. 240 Vielmehr ist das Ziel, Ihren Geist zu öffnen, wach zu machen, für Neues zu öffnen. 241
Konkreter Ablauf
Schreiben Sie bitte 15 bis 20 Minuten anhand der folgenden Anweisung:
Denken Sie über Ihr „bestmögliches Selbst“ nach. Dies bedeutet, dass Sie sich selbst in einer Zukunft sehen, in der für Sie alles wirklich, wirklich gut verlaufen ist. Sie haben alles gegeben und dadurch alle Ihre Lebensziele verwirklicht. Sie leben Ihr innewohnendes Potenzial vollumfänglich aus.
Anmerkung: Beschreiben Sie so sinnlich-konkret wie möglich, wie sich diese bestmögliche Zukunft darstellt: Was werden Sie sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken? Wechseln Sie außerdem zwischen verschiedenen Durchgängen den Zeithorizont: Was ist Ihr bestmögliches Selbst in fünf Jahren, in zehn, 20 oder auch in 50 Jahren?
Wenn Sie ein besonders schönes, wohltuendes inneres Bild (oder eine andere innere Wahrnehmung) finden, so prägen Sie sich dieses gut ein. Es kann im Alltag als Anker dienen, um Sie kurzfristig und mühelos, z. B. in einer Arbeitspause, wieder in Ihre bestmögliche Zukunft zu führen.
3.3 Generalkonsens : Zusammenfassung
Oft heißt es, Erfolg und Zufriedenheit begännen im Kopf. Die Vigor -Studie zeigt, dass an dieser Volksweisheit durchaus etwas Wahres dran ist. Allerdings geht es – auch entgegen den Aussagen vieler Selbsthilfegurus – weniger um die Frage der Motivation („Man muss es nur wirklich wollen ...“). Stattdessen sollte dieses Prinzip erweitert werden zu der Formulierung: Man muss es auch wirklich wollen dürfen . Viele Menschen glauben (unbewusst), dass sie ihre Ziele nicht erreichen dürfen oder dass sie es möglicherweise nicht verdient haben, glücklich und zufrieden zu sein. Diese Glaubenssätze wirken als eine starke sich selbst erfüllende Prophezeiung. Im Endeffekt verhindern Menschen auf vielerlei Arten und Weisen selbst ihr Glück – obwohl sie es auf der bewussten Ebene und nach eigener Aussage natürlich anstreben. Oft stammen diese inneren Sabotage-Programme noch aus der Kindheit; es handelt sich um überalterte Glaubens- und Handlungsschemata, die ursprünglich einmal nützlich waren (z. B. in der Interaktion
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