Lizenz zur Zufriedenheit
gleichförmigen Profilverlauf für die verschiedenen Altersgruppen. Man kann also anhand der vorliegenden Daten nicht per se sagen: Ältere Menschen sind zufriedener oder mehr mit sich im Reinen als jüngere Menschen. Was jedoch schwach erkennbar wird, ist ein Hinweis auf eine Art Midlife-Crisis. Die Zufriedenheitswerte wie auch die Vigor -Werte von Menschen zwischen 45 und 49 Jahren liegen sichtbar unter denen von jüngeren Menschen – und insbesondere unter denen von Teilnehmern über 50 Jahren. Nach der Krisenzeit berichten diese Menschen die höchsten Zufriedenheitswerte aller Teilnehmer. Auffällig sind auch die deutlich höheren Werte für Vision , Generalkonsens und Organisation . Es scheint, als bringe das Alter ein großes Maß an Klarheit: ein Wissen um das, was zählt.
Abbildung 15: Vigor -Werte nach Ausbildungsgrad
In Abbildung 15 wird deutlich: Je höher der Ausbildungsstatus eines Menschen, desto höher ist auch seine Lebenszufriedenheit. Menschen mit einem Doktor-Titel oder MBA sind noch etwas zufriedener als solche, die „nur“ ein Erststudium absolviert haben. Diese sind wiederum zufriedener als jene, die lediglich eine Ausbildung oder gar keine Ausbildung durchlaufen haben. Bei der letztgenannten Gruppe springt der Ausschlag nach unten beim Wert für Organisation besonders ins Auge. Es scheint, als fehle diesen Menschen (im Mittel) der Fokus, die Fähigkeit, ihre Ressourcen zielführend einzusetzen.
Ein Vergleich nach Berufsgruppen (siehe Abb. 16) fördert interessante Unterschiede zutage. Auffällig sind insbesondere die Kurven für Unternehmer und Menschen ohne Arbeit. Unternehmer erzielen herausragende Werte bei den Elementen Vision und insbesondere Organisation und Rigorosität . Sie gehen auf ihre Zielen mit einem stärkeren Fokus und größerer Ausdauer zu. Dafür werden sie mit der höchsten Lebenszufriedenheit aller Gruppen belohnt. Bei Menschen, die ohne Arbeit sind, springen insbesondere die Ausreißer für die Elemente Integration und wiederum Rigorosität ins Auge. Die Zahlen scheinen darauf hinzudeuten, dass diese Gruppe von Menschen ein höheres Maß an innerer Zerrissenheit erlebt, was mit einer Art Energielosigkeit einhergeht. Man sollte allerdings vorsichtig sein, hier von einer Kausalität auszugehen. Möglicherweise führt die Arbeitslosigkeit erst zu diesem Zustand.
Abbildung 16: Vigor -Werte nach Berufsgruppen
Abschließend ergibt sich ein interessanter Profilvergleich, wenn man die Studienteilnehmer nach Einkommensklassen betrachtet. Zunächst ist erkennbar, dass bis auf wenige Ausnahmen mit höherem Einkommen jeweils auch höhere Vigor -Werte einhergehen. Besonders herausstechend ist die Kurve für die Topverdiener in der Stichprobe. Hier scheinen sich einige Klischees zu bewahrheiten: Finanziell besonders erfolgreiche Menschen haben eine klarere Vision für ihr Leben. Außerdem profitieren sie von einem Plus an Organisation , sie gehen zielgerichteter mit den gegebenen Ressourcen um. Insbesondere der letzte Punkt scheint auch den Unterschied zu machen bei Menschen mit hohem und sehr hohem Einkommen.
Abbildung 17: Vigor -Werte nach Einkommensklasse
Einschränkungen der Vigor -Studie
Es handelt sich hierbei um eine Studie mit mehr als 1100 Teilnehmern, die größtenteils über das Online-Netzwerk XING geworben wurden. Die Teilnehmergruppe kann somit trotz ihrer Größe nicht als repräsentativ bezeichnet werden. Es ist z. B. nicht auszuschließen, dass sich vor allem Menschen beteiligt haben, die sich besonders für die Themen der Studie (Zielverwirklichung und Lebenszufriedenheit) interessieren – womit sich diese Gruppe vom „Otto Normalverbraucher“ unterscheiden würde. Aufgrund des hohen Anteils an gut ausgebildeten Menschen liegt der durchschnittliche Zufriedenheitslevel außerdem vermutlich über dem Durchschnittsniveau der gesamten Bevölkerung in Deutschland.
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass der Fragebogen zur Messung des Vigor vom Autor komplett neu entwickelt wurden. Die Bedeutsamkeit dieser Konstrukte, ihr Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit und ebenso der Zusammenhang mit ähnlichen, bereits etablierten Konstrukten sollte also in weiteren Studien validiert werden.
Ferner ist anzumerken, dass es sich bei den vorliegenden Daten lediglich um korrelative Zusammenhänge handelt, aus denen nicht automatisch auf eine Kausalität geschlossen werden kann. D. h., es ist auf Basis der Daten z. B. genauso argumentierbar, dass höhere
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