Lloyd, Sienna
Augen lesen, dass ich Gabriel bestimmt gefallen werde. Dann ging sie wieder, um sich selbst umzuziehen, sah mich an und sagte:
„Du hast die Latte sehr hoch gelegt, Hello!“
Als ich mich im Spiegel sehe, erkenne ich mich selbst kaum wieder. Meine Brüste quellen etwas aus dem Bustier heraus, das Kostüm wurde wohl für eine Frau angefertigt, die weniger Oberweite hat als ich. Doch das macht mir nichts aus, es betont meine Taille und ich finde, dass es elegant aussieht. Die Krone irritiert mich ein wenig, doch eine Verkleidung sollte schließlich niemals zu dezent sein.
Als ich den Saal betrete, sind bereits etwa 50 Gäste anwesend. Die Frauen sind alle wunderschön: Rosen, Margeriten und Schwalben unterhalten sich mit Bisons, Pferden und Wolken. Das Thema wird von allen respektiert und ich kann weder einen Sterblichen noch einen Vampir sehen.
Ein Wolf reicht mir ein Glas Champagner und ich muss lächeln, als ich Charles in ihm erkenne. Er sieht schlicht und elegant aus, er wird das Fest heute Abend wohl nicht alleine verlassen. Es wird Jazz gespielt und eine Stunde vergeht. Solveig kommt gemeinsam mit Antoine. Sie sind als Barbie und Ken verkleidet und ich beneide sie um die Vertrautheit, die sie verbindet. Antoine ist charmant und umgarnt Sol fröhlich. Sie sind die Ersten auf der Tanzfläche und tanzen, als wären sie alleine im Saal.
Es wird ein langsames Lied gespielt und ich bin wie verzaubert, als der DJ plötzlich die Musik unterbricht. Die Türen öffnen sich und Rebecca und Gabriel erscheinen. Magda muss lachen, weil sie diesen Auftritt zu protzig findet, doch ich habe nur Augen für Gabriel.
Er ist verkleidet als … Ich habe keine Ahnung. Er ist von Kopf bis Fuß in glänzendem Schwarz gekleidet und trägt eine Maske, die zu männlich aussieht, um die einer Katze zu sein. Als ich seine Eckzähne und seine grünen Augen sehe, wir mir klar, dass er ein Panther ist. Es ist das edelste Kostüm des Abends. Er bewegt sich anmutig und grüßt einige Gäste. Rebecca trägt ein Kleid, das so ausladend ist, dass sich ihr niemand auf mehr als einen Meter nähern kann. Es ist über und über mit grün-goldenen Pfauenfedern besetzt. Zu ihren gelockten roten Haaren, die sie mit einer weiteren Feder hochgesteckt hat, hätte nichts besser passen können.
Als die Musik wieder einsetzt, kommen Jacques und Élisa auf mich zu und wir unterhalten uns. Als die imposante Rebecca an meiner Linken erscheint, verstummen sie.
„Héloïse, was für ein nettes Kostüm!“
„Du siehst auch wunderschön aus, Rebecca. Dieses Fest ist wirklich märchenhaft.“
Sie grinst und geht weiter, ohne mich anzusehen.
„Vorsicht, Aschenputtel, im echten Leben bekommt nicht der Schmutzfink den Prinzen.“
Erschrocken sieht mich Élisa an und Jacques, der offenbar nicht verstanden hat, lacht herzlich mit Rebecca, die noch eins draufsetzt:
„Ich bin nicht sicher, ob Schwäne und Pfauen im echten Leben Freunde sein können.“
„Das … das weiß ich auch nicht.“
„Solange der Schwan gemütlich im Schlamm tümpelt und der Pfau sich in seinem angestammten Territorium aufhält, sollte es aber keine Probleme geben.“
„Rebecca, ich verstehe nicht …“
„Doch, du verstehst.“
Ein Mann stößt Rebecca und sie lässt ihr Glas fallen, das am Boden in tausend Scherben zerbirst. Ich sehe an mir herab und mein Kostüm ist voller roter Flecken … Mir steigen Tränen in die Augen, was Rebecca nutzt, um mir den Gnadenstoß zu versetzen.
„Ticktack, Aschenputtel, es wird Zeit für deinen Kürbis.“
Beschämt laufe ich durch den Saal und habe das Gefühl, dass mir alle Blicke folgen. Als ich im leeren Foyer auf den Aufzug warte, taucht Gabriel hinter mir auf. Er zieht mich fest am Arm, führt mich in die vollgestopfte Garderobe und schließt die Türe hinter uns.
„Mein Gott, du bist so schön!“
Mir laufen die Tränen über die Wangen und ich bin mir einer Sache vollkommen bewusst: Ich bin alles andere als schön. Ich bin ein Panda mit verquollenen Augen, der sich als Schwan verkleidet hat und in die Falle getappt ist.
Gabriel drückt mich fest an sich.
„Was ist geschehen, mein schöner Schwan, hast du dein Glas fallen lassen?“
„Nein, Rebecca.“
„Sie ist ungeschickt.“
Ich beiße mir vor Wut auf die Lippen. Gabriel fragt:
„Hat sie es absichtlich getan?“
„Nein, nein, ein Mann hat sie gestoßen, aber dann …“
„Schhh, meine Héloïse. Küss mich.“
Gabriel neigt seinen Mund zu mir. Er trägt noch
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