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Lob der Faulheit

Lob der Faulheit

Titel: Lob der Faulheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Hohensee
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haben, den Terror zu überstehen.
     
    Frankl ist der festen Überzeugung, dass der Mensch in allen Lagen die innere Freiheit besitzt, so oder anders zu reagieren. Nicht allein die Verhältnisse bestimmen die Gefühle und das Verhalten. Die Gedanken bleiben frei und damit auch die inneren und äußeren Reaktionen.
     
    Frankl hebt hervor, dass ihm die Vorstellung, später in einem Vorlesungssaal über seine Erlebnisse zu berichten, die Kraft gegeben habe, den schrecklichen Umständen zu trotzen. Die Vision einer lebenswerten Zukunft habe ihn am Leben gehalten.
     
    Wer Visionen hat, muss also nicht zwangsläufig zum Arzt gehen. Im Gegenteil: Es ist vielfach belegt, dass Vorstellungsübungen starke Heilwirkungen haben und sogar Leben retten können, wie Frankls Biographie zeigt.

     
    Nicht schier übermenschliche Willensanstrengung ermöglichte Viktor E. Frankl das Überleben, sondern ein erfreuliches Bild der Zukunft. Es half ihm, sich auszumalen, später an einer Hochschule Vorlesungen über seine Leidenszeit sowie die psychologischen Voraussetzungen der Widerstandskraft zu halten. Tatsächlich bekam er 1955 von der Universität Wien den Professorentitel und begeisterte mit seinen Vorlesungen überall in der Welt seine ZuhörerInnen.

     
    Der eiserne Wille der Nazis brachte nichts als Terror und millionenfachen Mord. Die Vision einer lebenswerten Zukunft, ohne jede Anspannung oder Verkrampfung, vollbringt dagegen – nicht nur bei Viktor E. Frankl – wahre Wunder. Glauben Sie immer noch an Disziplin und Willensstärke?

    Im Stechschritt ... Marsch!
    Preußen kann man nicht ohne Soldaten und Krieg denken. Natürlich gibt es immer einige, die solchen Staaten etwas abgewinnen wollen. Das gilt sogar für den Nazi-Staat. Aber wer auf falsche Glorifizierungen verzichten kann und sich über die Geschichte als eine Abfolge grausamer Kriege nicht sonderlich freut, wird an Preußen keinen Gefallen finden.
     
    Das Markenzeichen Preußens war seine Armee und das Markenzeichen dieser der Stechschritt. Eigentlich heißt der Stechschritt nämlich preußischer Paradeschritt. Falls Sie nicht wissen, wie er aussieht, geben Sie einfach bei YouTube das Stichwort »Stechschritt« ein. Lohnt sich wirklich!
     
    Der Paradeschritt wurde Anfang des 19. Jahrhunderts durch das preußische Exerzier-Reglement eingeführt und ist laut Wikipedia eine »Demonstration absoluter Disziplin«.
     
    Mehr wollten wir eigentlich gar nicht wissen. Disziplin und Stechschritt: Das passt. Raten Sie mal, wer den preußischen Paradeschritt begeistert übernommen hat. Die russischen Zaren, später Stalin und seine Nachfolger, die deutsche Wehrmacht unter Hitler und die Diktatoren in China, Nordkorea und Weißrussland.
     
    Die deutsche Wehrmacht war im Kern eine preußische Armee. Preußen stellte den größten Bundesstaat im deutschen Reich und bestimmte weitgehend dessen Politik. Der preußische Militärstaat ist 1945 zusammengebrochen. Aber der Stechschritt hat noch fast fünfzig Jahre in der DDR überlebt. Diktatoren lieben
derartige Demonstrationen absoluter Disziplin. Deshalb ist es keine Überraschung, dass die Herrscher in der DDR diese spezielle preußische Militärtradition pflegten.

     
    Heute gehört Preußen zum kollektiv Unbewussten in Deutschland. Obwohl es Mitteleuropa über Jahrhunderte prägte, ist Preußen quasi über Nacht aus dem Bewusstsein der Deutschen verschwunden. Im Prinzip ist das zu begrüßen. Allerdings leben einige preußische Grundsätze fort und sterben erst nach und nach ab. Dazu zählt die Disziplin. Trotz ihrer monströsen Folgen genießt sie bei vielen noch immer einen guten Ruf. Vor allem wenn es um Arbeitsethik geht, wird sie gepriesen. Dabei verursachen Disziplin und Fleiß – wie wir noch sehen werden – nicht nur im militärischen Leben, sondern auch sonst schwere Schäden.
     
    Alle negativen Erscheinungen, die das Wesen der Disziplin ausmachen, waren in Preußen verwirklicht: Zucht, Ordnung, Einordnung, Unterordnung. Es herrschte eiserne, strenge Disziplin, in den Familien, in den Schulen, in den Fabriken und natürlich im Militär. Die Menschen wurden zu unbedingtem Gehorsam erzogen. Es wurde nicht diskutiert, sondern befohlen. Basta! Preußen war eine einzige, große Kadettenanstalt, ein kollektives Zuchthaus. Disziplin hielt diese Fehlkonstruktion mit Gewalt zusammen – bis zum Zusammenbruch.
     
    Disziplin endet unweigerlich im Zusammenbruch. Diktaturen sind nicht von Dauer und auch Einzelne, deren

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