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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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Kampf und Zauberei – letztere das aussichtsreichste »Gewerbe« für jeden jungen Mann, der Lust auf Karriere und sich als Lebensziel Reichtum und Ansehen in den Kopf gesetzt hatte.
    Die Ausbildung, die Francis in der Abtei erhalten hatte, stattete ihn mit nichts aus, was für eine dunkle, unwissende und nüchterne Welt von praktischem Nutzen sein konnte. Eine Welt, in der Bildung keinen Platz mehr hatte, ein gelehrter junger Mann deshalb der Gesellschaft überflüssig vorkam, es sei denn, er konnte außerdem noch einen Acker bestellen, töten, jagen oder eine bestimmte außerordentliche Begabung vorweisen für Raubzüge zu anderen Stämmen oder das Aufspüren von Wasserstellen und nützlichen Metallen. Selbst in den verstreuten Landstrichen, wo eine Art staatlicher Ordnung bestand, würde die Tatsache, daß er Lesen und Schreiben gelernt hatte, keine Hilfe für ihn bedeuten, sollte er sein Leben außerhalb der Kirche führen müssen. Es stimmte zwar, daß unbedeutende Edelleute manchmal ein oder zwei Schreiber beschäftigten, entweder Mönche oder auch in Klosterschulen erzogene Laien, aber solche Fälle waren so selten, daß sie nicht ins Gewicht fielen.
    Der einzige Bedarf an Schreibern und Schriftführern wurde von der Kirche selbst geweckt. Das dünne Gewebe ihrer Hierarchie erstreckte sich quer über den Kontinent (und manchmal zu weit entlegenen Küsten, obgleich die entfernten Vorsteher der Diözesen im Grunde genommen unabhängige Herrscher waren, nur theoretisch und selten in der Praxis dem Heiligen Stuhl untertan, da sie von New Rome weniger durch Schisma als durch selten überquerte Meere getrennt waren) und konnte nur durch ein Nachrichtennetz zusammengehalten werden. Ganz zufällig und ohne Absicht war die Kirche so zum einzigen Übermittler von Nachrichten quer durch den Erdteil von Ort zu Ort geworden. Wenn die Pest den Nordosten erreichte, hörte der Südwesten bald davon, als Nebenwirkung der Berichte, die von den Boten der Kirche auf ihren Wegen von und nach New Rome immer wieder erzählt wurden.
    Wenn der Sturm der Nomaden hoch im Nordwesten eine christliche Diözese bedrängte, konnte man bald schon tief im Süden und Osten von allen Kanzeln einen Hirtenbrief verlesen hören, der vor der Bedrohung warnte und den Apostolischen Segen aussprach über »Männer jeglichen Standes, sofern sie erfahren sind im Umgang mit Waffen und über die Mittel verfügen, sich auf Fahrt zu begeben; mögen sie durch Gott dazu bewogen werden, Unserm geliebten Sohn n. n., rechtmäßigem Herrscher jenen Landes, die Lehnstreue zu schwören für den Zeitraum, während dessen die Notwendigkeit bestehen mag, dort stehende Heere zur Verteidigung der Christen in Bereitschaft zu halten. Verteidigung gegen die sich zusammenrottende Horde der Heiden, deren erbarmungslose Grausamkeit vielen bekannt ist und die zu Unserm tiefsten Leid jene Priester Gottes folterten, erschlugen und verschlangen, die Wir selbst mit dem Wort zu ihnen sandten, auf daß sie als Schafe in die Herde des Lammes eintreten mögen, über dessen Gemeinde auf Erden Wir als Hirte gesetzt sind. Denn während Wir nie verzweifelten noch zögerten, darum zu beten, daß diese Nomadenkinder aus der Dunkelheit ins Licht geführt würden und so unser Land in Frieden beträten (denn es ist undenkbar, daß friedfertige Fremdlinge von einem Land ferngehalten werden sollten, das so riesig und leer ist, nein, jene, die da in Frieden kommen, sollen willkommen sein, selbst wenn sie der Kirche und ihrem Göttlichen Begründer fremd gegenüberständen, wenn sie nur auf das allen Herzen der Menschen eingeprägte Gesetz der Natur hinhören, das sie im Geiste mit Christus verbindet, sollte ihnen auch Sein Name unbekannt sein), so ist es nichtsdestotrotz tauglich, angemessen und weise, daß die Christenheit, um Frieden flehend und um die Bekehrung der Heiden, sich doch im Nordwesten zur Verteidigung rüste, wo die Horden sich sammeln und die Vorfälle heidnischer Grausamkeit in letzter Zeit zugenommen haben. So gewähren Wir jedem von euch, geliebte Söhne, der Waffen führen kann und willens ist, in den Nordwesten zu gehen, um sich mit jenen zu verbünden, welche sich mit Recht auf eine Verteidigung ihres Landes, ihrer Häuser und ihrer Kirchen vorbereiten, den Apostolischen Segen und erteilen ihn hiermit als Zeichen Unserer besonderen Zuneigung.«
    Francis hatte nur flüchtig daran gedacht, in den Nordwesten zu gehen, im Falle, daß er die Berufung in den Orden nicht finden

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