Lobgesang auf Leibowitz
Mut. Trotzdem, unter echten Männern sind sie nur zu schwächlich.«
Der Gelehrte, der die Nase voll hatte von den Beleidigungen des Nomaden, zog es vor, sich zurückzuziehen.
Die Soldaten blieben beim Ratsfeuer, um sich mit Hongan Os über den sicher bevorstehenden Krieg zu beraten. Doch der Krieg war schließlich nicht Thon Taddeos Angelegenheit. Die politischen Bestrebungen seines ungebildeten Vetters hatten mit seinem eigenen Interesse nichts zu schaffen, in einer dunklen Welt die Gelehrsamkeit wieder aufleben zu lassen; es sei denn, die Unterstützung durch den Herrscher erwies sich als so nutzbringend, wie sie es schon einige Male gewesen war.
16
Der alte Einsiedler stand am Rand der Mesa und beobachtete, wie die winzige Staubfahne langsam durch die Wüste näher kam. Der alte Einsiedler bewegte die Lippen, murmelte irgendwelche Worte und lachte still im Wind vor sich hin. Seine welke Haut war von der Sonne zur Farbe alten Leders verbrannt, und sein struppiger Bart war um das Kinn herum mit gelben Flecken übersät. Er trug einen geflochtenen Hut und ein Lendentuch aus rauhem Wollstoff, der wie grobe Leinwand aussah – außer den Sandalen und einem ziegenledernen Wassersack sein einziges Kleidungsstück.
Er beobachtete die Staubfahne, bis sie im Dorf Sanly Bowitts verschwunden war und auf der anderen Seite wieder auf dem Weg erschien, der am Tafelberg vorbeiführte.
»Ah!« schnaubte der Einsiedler, und seine Augen begannen zu leuchten. »Sein Reich wird sich mehren, und Sein Friede wird bestehen immerdar: Er wird über Sein Königreich herrschen.«
Plötzlich sprang er das Trockental wie eine Katze mit drei Beinen hinab, auf seinen Stab gestützt, von Stein zu Stein hüpfend, den Großteil der Wegstrecke rutschend. Der Staub wurde von seinem raschen Abstieg hoch hinauf in die Luft gewirbelt und davongeweht. Am Fuß des Berges schlüpfte er in das Gestrüpp und ließ sich nieder, um zu warten. Bald hörte er den Reiter in müdem Trab näher kommen, und er begann gegen die Straße hin zu schleichen, um durch das Gestrüpp zu spähen. Das Pony wurde, eingehüllt in eine Staubfahne, sichtbar, als es um die Ecke bog. Der Einsiedler sprang blitzschnell auf den Pfad hinaus und warf seine Arme in die Höhe.
»Olla allay!« schrie er, und als der Reiter anhielt, schoß er auf ihn zu, um die Zügel zu ergreifen und gespannt hinauf zum Mann im Sattel zu blicken.
Einen Augenblick lang flammten seine Augen auf. »Denn ein Kind ist uns geboren und ein Sohn ist uns geschenkt…« Doch dann wich das Stirnrunzeln; der gespannte Ausdruck ging über in Niedergeschlagenheit. »Er ist es nicht!« grollte er gereizt zum Himmel hinauf.
Der Reiter hatte seine Kapuze zurückgestreift und lachte. Der Einsiedler blinzelte ihn einen Augenblick zornig an. Wiedererkennen dämmerte auf. »Ach«, brummte er, »du! Ich hielt dich schon für tot. Was machst du hier draußen?«
»Ich bringe dir deinen verlorenen Sohn zurück, Benjamin«, sagte Dom Paulo. Er zog an einer Leine, und die blauköpfige Ziege sprang hinter dem Pony hervor. Sie meckerte und zerrte am Seil, als sie den Einsiedler erblickte. »Und… ich dachte, ich könnte dich besuchen.«
»Das Tier gehört dem Dichter«, brummte der Einsiedler. »Er hat es im Glücksspiel ehrlich gewonnen, trotz erbärmlichen Schwindeins. Gib es ihm zurück und laß dir von mir gesagt sein, dich nicht in weltlichen Betrug einzumischen, der dich nichts angeht.« Er wandte sich dem Trockental zu.
»Benjamin, warte. Nimm deine Ziege, oder ich gebe sie einem Bauern. Ich kann es nicht haben, daß sie im Kloster herumlauft und in den Gottesdienst hineinmeckert.«
»Es ist keine Ziege«, sagte der Einsiedler gereizt. »Es ist das Tier, das euer Prophet sah und das geschaffen wurde, einem Weib als Reittier zu dienen. Ich schlage vor, du schleuderst einen Fluch gegen es und jagst es hinaus in die Wüste. Wie auch immer, du siehst sicherlich, daß es seine Klauen spaltet und wiederkäut.« Wieder wandte er sich ab.
Dem Abt verging das Lächeln. »Benjamin, willst du wirklich wieder diesen Hügel hinauf, ohne einem alten Freund guten Tag zu wünschen?«
»Guten Tag!« rief der alte Jude zurück und stapfte aufgebracht weiter. Nach ein paar Schritten hielt er an, um über die Schulter zurückzublicken. »Du brauchst gar nicht so beleidigt dreinzuschauen!« sagte er. »Es ist fünf Jahre her, seit du dir die Mühe gemacht hast, hierher zu finden, ›alter Freund‹. Ha!«
»Ach so,
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