Lobgesang
dorthin geschickt, um denjenigen zu treffen, der sie befördern würde.
Rafe Merrique hielt an der Tür inne. »Im Übrigen«, sagte er, »sind wohl Glückwünsche angebracht. Ich bin mir sicher, dass er zu einem guten, starken Jungen heranwachsen wird.«
In diesem Augenblick war Rudolfo froh über die Magifizierung. Sie verbarg den Schatten, der über sein Gesicht zog, als Angst und Trauer ihn ergriffen. Er war nicht sicher, was er antworten sollte.
»Das hoffe ich sehr«, sagte er schließlich.
Nachdem Rafe Merrique fort war, entschuldigte sich Rudolfo und ging in seine Kajüte. Er zog Stiefel und Kleider aus und machte das Beste aus der Wanne mit warmem Wasser, die auf ihn wartete.
Nachdem er sich abgetrocknet hatte, kroch er in das schmale Bett und deckte sich zu. Nach einer Woche auf hartem Boden fühlte sich das Bett weicher an als der Busen einer Frau und roch beinahe genauso gut. Langsam stiegen Gedanken an Jin Li Tam in ihm auf. Sie ist jetzt meine Frau , dachte er beim Einschlafen.
Aber in Rudolfos Träumen weinte seine Frau allein auf einem Knochenacker, und er konnte nichts tun, um ihr zu helfen.
Neb
Nachdem er die Anhöhe erklommen hatte, rannte Neb langsamer und schnappte schließlich nach Luft, als er sah, was vor ihm lag. Leicht vornübergebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, stand Renard da und wartete, saugte die Luft in sich ein, während er die Landschaft betrachtete, die sich vor ihnen erstreckte.
Über ihnen färbte sich der Himmel zu einem dämmrigen Rosa, während die Vögel sich zurückzogen.
Neb gesellte sich zu Renard und schirmte seine Augen ab vor dem Glanz der verblassenden Sonne, die sich auf dem scharfkantigen Wald aus regenbogenfarbenem Glas spiegelte, der sich in allen Richtungen erstreckte, so weit das Auge reichte, nur nicht in die, aus der sie gekommen waren. In der Ferne konnte er gerade noch erkennen, wie sich Isaak immer weiter über den heimtückischen Untergrund entfernte.
Renard folgte seinem Blick, zog seinen Wasserschlauch hervor und reichte ihn Neb. »Wir müssen ihn nicht einholen«, erinnerte ihn Renard. »Wir müssen ihm lediglich folgen. Die Spur, die er hinterlässt, ist deutlich genug. Er ist viel besser ausgerüstet, um mit seinem sogenannten Vetter fertigzuwerden, als wir.«
Vier Tage lang fragte er sich inzwischen, was Renard Isaak eigentlich zugeflüstert hatte, als dieser in die Nacht hinausgelaufen war. Und er hatte sich auch gefragt, woher dieser Ödländer seinen Vater kannte. Und schließlich fragte er sich noch, was in ihn gefahren war, seinen Trupp zu verlassen und hinter ihrem seltsamen Führer herzurennen, weshalb es ihm so leicht und natürlich erschien, das zu tun, obwohl seine eigenen Männer gerade in einen Hinterhalt geraten waren. Er hatte die Wurzel gekaut und war Renard gefolgt, war der Schlacht entflohen, ihrem Lärm und den überraschten Rufen.
Sobald der bittere Saft seine Wirkung entfaltet hatte, hatte er
einen wahren Ansturm von Stärke gespürt und Renard mühelos eingeholt.
Neb sagte sich, dass sein Dienst am Licht es so verlangte – dass er in Isaaks Nähe bleiben musste und die Flucht mit Renard die einzige Möglichkeit gewesen war, das zu tun. Er sagte sich, dass sowohl Rudolfo als auch Petronus ihm zustimmen würden, selbst wenn Aedric es wahrscheinlich anders sah. Es nagte dennoch an ihm. An all das hatte er gedacht, während er in vollem Lauf den eiskalten Atem des Verrats und der Fahnenflucht in seinem Nacken gespürt hatte, als wäre ihm ein Wolf auf den Fersen.
Natürlich war der Hinterhalt von Renard und seinen betrunkenen Freunden nur vorgetäuscht gewesen, aber das hatte er erst erfahren, als Renard es ihm gestern erzählt und die Bestürzung auf Nebs Gesicht mit einem gelassenen Lächeln erwidert hatte.
In jener ersten Nacht waren sie ohne ein Wort durchgelaufen und anschließend einen weiteren Tag lang, ehe sie anhielten, um sich auszuruhen und Wasser aus den verborgenen Quellen zu holen, die Renard ihm zeigte. Aber Isaak war nicht stehen geblieben, und als Neb Anstalten machte, ihm zu folgen, hatte Renard ihn aufgehalten.
»Du wirst dich in der Dunkelheit umbringen oder seine Spur verlieren«, hatte Renard gesagt. Es waren die ersten Worte gewesen, die über seine Lippen kamen, seit sie die Weitschreiterstadt verlassen hatten. »Wir schlafen, bis es hell wird. Dann verfolgen wir deinen metallenen Freund weiter. Früher oder später wird er uns zu dem anderen führen.«
Zwei weitere Tage waren sie mit
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