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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Jahre gewesen, auf dem Weg zum Höhepunkt seiner Karriere auf See.
    Schließlich verfielen sie in Schweigen, während die Ruder über das Wasser flüsterten und das Boot lautlos vorantrieben. Der Regen wurde stärker, und Rudolfo beobachtete, wie die Tropfen klatschend in die von Schaumkronen gesprenkelte Bucht fielen und die Spritzer halbherzig zum Himmel zurücksprangen, ehe sie sich der Schwerkraft ergaben. Als sie längsseits kamen, betastete er den Rumpf mit den Händen und ließ sie dann von Rafe zu der wartenden Strickleiter führen.
    Rudolfo kletterte hinauf und ließ sich von den Händen, die ihn an der Reling empfingen, zur Luke geleiten.
    Unter Deck setzte er sich mit seinen Männern neben den kleinen Ofen in der langen, mit Holz verkleideten Kombüse, während dunkle Frauen heißes, dampfendes Würzfeuer und frisches Schwarzbrot mit süßer Butter für sie auftrugen. Dieselben Frauen hatten ihnen ihre Kajüten gezeigt und ihnen Bäder angeboten. Rudolfo hatte abgelehnt und sich stattdessen entschieden, auf Merrique zu warten. Als sich die Tür öffnete und ein Schatten hereinschlüpfte, stellte er seinen Becher ab. »Wohin fahren wir genau, Merrique?«
    Rafe lachte leise. »Noch immer ungeduldig, wie? So ungeduldig, dass Ihr noch immer nach diesen verdammten Vögeln stinkt. « Ein Stuhl bewegte sich über den Boden und knarrte, als Rafe sich hinsetzte. »Wir segeln zum Delta. Esarov selbst hat nach Euch geschickt. Er hat etwas, auf das Ihr für ihn aufpassen sollt.« Der Pirat hielt inne. »Ich bin nicht mit weiteren Einzelheiten vertraut, aber ich denke, Euer Freund Petronus klettert gerade auf einen sehr schmalen Ast an einem sehr hohen Baum. Und um ihn herum braut sich ein Sturm zusammen.«
    Esarov. Dieser Name war seit dem Ende des Krieges immer öfter gefallen. Seine kleine Revolution war im Chaos rund um
den Fall von Windwir aufgeflammt und hatte weiteren Auftrieb erhalten, als Sethbert aus der Gleichung entfernt worden war. Erlund hatten der Mumm oder die Entschlossenheit gefehlt, um die Wurzel dieses Aufstands rücksichtslos herauszureißen, gleich nachdem sie sich eingenistet hatte, und nun blieb ihm nur noch der offene Krieg. Esarov, neben vielen anderen Dingen auch ein außerordentlich begabter Staatsmann und Stratege, hatte seine Feder und seine Worte dem Wandel verschrieben, und nach und nach folgte ihm das gesamte Delta.
    Und nun hatte sich dieser Demokrat irgendwie mit Petronus verbündet. »Was für ein Spiel treibt Esarov mit unserem ehemaligen Papst?«, fragte Rudolfo schließlich.
    »Eines mit hohen Einsätzen«, antwortete Rafe. »So viel weiß ich. Und ich weiß, dass Esarov unendlich erfreut war, dass Ihr schon in der Nähe wart. Er hat mir das Doppelte meiner gewöhnlichen Bezahlung geboten, damit ich Euch abhole.«
    »Darüber wollte ich ebenfalls mit Euch sprechen«, sagte Rudolfo und unterdrückte den Drang, sich durch den Bart zu streichen. »Ich werde bald ein schnelles Schiff und eine furchtlose Mannschaft brauchen, und ich bin bereit, Kreditbriefe mit jeder Summe zu unterschreiben, die Ihr verlangt.«
    Rafe Merrique lachte leise. »Jede Summe, die ich verlange? Was genau müssen mein Schiff und meine Mannschaft denn für Euch tun?«
    Rudolfo dachte einen Augenblick lang nach und sah den Piraten kurz aufschimmern, als er sich aufmerksam nach vorn beugte. »Ich muss Vlad Li Tam und seine Eiserne Armada finden. Petronus weiß vielleicht, wohin er gesegelt ist. Sobald ich es erfahren habe, werde ich jemanden brauchen, der mich zu ihm bringt.«
    Der Pirat schnaubte. »Er könnte inzwischen überall sein, ganz gleich, wohin er gesegelt ist.« Er wartete, und als Rudolfo nicht antwortete, fuhr er fort: »Trotzdem«, sagte er, »bin ich mir sicher, dass wir zu einer Übereinkunft gelangen können.«

    Rudolfo nickte, obwohl er wusste, dass Rafe Merrique es nicht sehen konnte. »Es wird mir ein Vergnügen sein, wieder mit Euch zu segeln, Kapitän.«
    Mit einem Knirschen bewegte sich der Stuhl zurück. Wieder wurden manche Teile von Rafe flimmernd sichtbar, da die Magifizienten langsam nachließen. Rudolfo glaubte zu sehen, wie er den Kopf neigte, und erwiderte die Geste.
    »Ich stehe Euch zu Diensten, König Rudolfo«, sagte der Pirat.
    Rudolfo erinnerte sich an das erste Mal, als er diese Worte gehört hatte. Es war vor über zwei Jahrzehnten in einer Schenke im Delta gewesen, bei einem seiner ersten Aufträge für den Orden; man hatte ihn mit Gregoric und einem Halbtrupp Späher

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