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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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voller Geschwindigkeit über den zerklüfteten, unebenen Boden gerannt, und jeden Tag kamen sie lediglich bis auf Sichtweite an ihn heran, wenn gerade die Sonne unterging.
    Neb nahm einen Schluck von dem lauwarmen Wasser und schob es in seinem Mund hin und her, bevor er den Wasserschlauch zurück an Renard reichte. Das Wasser hatte den Geschmack
der Ödlande, nach verbranntem Staub und Salz, aber er schluckte es trotzdem dankbar hinunter. »Was ist das für ein Ort?«, fragte er.
    Renard hob den Schlauch an den Mund, nahm einen Schluck und verschloss ihn wieder. »Dies sind die Außenbezirke von Ahm«, sagte er, »der einstigen Hauptstadt von Aelys.«
    Neb runzelte die Stirn. Er erinnerte sich an den Ort. Vor Jahren hatte ihm sein Vater eine eckige Münze mitgebracht, auf der das Abbild von Vas Y’Zir zu sehen war, dem Hexenkönig, der Aelys für seinen Vater Xhum Y’Zir in den Alten Tagen verwaltet hatte, ehe P’Andro Whym und seine Wissenschaftler ihn und seine sechs Brüder in einem einen Monat andauernden Blutvergießen niedergeworfen hatten. Bruder Hebda war während einer Ausgrabung an die Münze gekommen und hatte sie behalten, um sie dem Sohn zu schenken, den er wegen seiner Gelübde nicht aufziehen durfte. »Mein Vater war hier«, sagte Neb schließlich.
    Renard lachte. »Dein Vater hat fast die gesamten Ödlande gesehen, junger Nebios. Aber ja, er war hier.« Er ging in gemächlichem Tempo auf den zerklüfteten Dschungel aus Glas zu. »Und wer, glaubst du, hat ihn hergebracht?«
    Natürlich . Renard hatte die Verträge als Führer für den Orden inne, und es war nur logisch, dass er genau jene Expeditionen begleitet hatte, auf denen sein Vater beschäftigt gewesen war. Er folgte Renard und holte ihn mühelos ein. »Hast du ihn gut gekannt?«
    Renard fand einen ebenen Flecken am Rande des gläsernen Waldes und legte sein Gepäck ab. »Zur Genüge«, sagte er. »Er war ein guter Mann.«
    Neb setzte sich auf einen Felsen und beobachtete Renard. Der Ödland-Führer zog aus einer seiner vielen Taschen eine Phiole und schüttete Tropfen daraus an den vier Ecken des Lagers aus, wie er es auch in den vorhergegangenen Nächten getan hatte. In den letzten Nächten hatte er dazu nichts gesagt, aber nun, da
sich seine Zunge mit jeder Meile, die sie zwischen sich und die Zigeunerspäher brachten, zunehmend löste, redete er. »Das ist Bundwolf-Urin«, sagte er.
    Neb blickte auf. »Sind die nicht ausgerottet? Sind sie nicht mit der Alten Welt ausgestorben?«
    Renard verschloss die Phiole und steckte sie weg. »Beinahe«, sagte er. »Aber ein paar sind noch übrig, darunter auch ein alter Weißer, den die Ödlandhexe für jene von uns bereithält, die durch die Ödlande laufen.«
    Neb hatte Zeichnungen in der Großen Bibliothek gesehen, aber bis jetzt hatte er angenommen, es wären lediglich Skizzen gewesen, die auf Skelettfunden und anderem Wissen basierten, das die Androfranziner ausgegraben hatten. Bundwölfe waren mindestens doppelt so groß wie ein gewöhnlicher Wolf, wilde Raubtiere mit einer unheimlichen Intelligenz und einer Veranlagung zur Grausamkeit, die ihnen durch die Blutmagie der Hexer angezüchtet worden war, die sie vor langer Zeit erschaffen hatten.
    Renard fuhr fort. »Sie sind nur noch Wenige, aber immer noch das zweitgefährlichste Raubtier hier in den Tieferen Ödlanden. Sie haben Respekt voreinander und dringen niemals in das Territorium eines anderen Bundwolfs ein. Selbst ihre Beute ist schlau genug, das zu unterlassen.« Er öffnete seine Tasche, zog eine dünne Matte hervor und rollte sie auf dem flachen Boden aus, dann nahm er zwei fest zusammengerollte Decken heraus und warf Neb eine davon zu.
    Plötzlich kam Neb eine weitere Frage. »Wenn sie das zweitgefährlichste Raubtier hier sind, was ist dann das gefährlichste?«
    Renard sah auf, seine Augen hart wie Stein. »Das sind wir.« Er breitete die Decke auf seiner Hälfte der Matte aus, dann richtete er sich auf und deutete auf die verblassende Landschaft. »Sicher gibt es auch noch andere Gefahren, die Geister und Ungeheuer aus den Fundamenten der Welt beispielsweise, und auch das
Land selbst ist gefährlich genug. Aber was Raubtiere angeht, steht der Mensch – oder das, was hier aus ihm geworden ist – immer noch unangefochten an der Spitze.« Er legte die Dornenbüchse ab und drückte sanft auf den Kolben am Ende. Neb hörte ein leises Flüstern und Klicken, als ein Dorn einrastete. Er hatte noch keinen genaueren Blick auf dieses

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