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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Esarovs Lächeln wurde breiter. »Demokratie ist sowohl ein mächtiges Werkzeug als auch eine heimtückische Waffe, General. Ich glaube, sie wird den Krieg auf eine langsamere, sicherere Weise gewinnen, ohne weiteres Blutvergießen.«
    Lysias lehnte sich zurück. Er ließ den Blick kurz zu der jungen Frau schweifen, zu Sasha. Sie stand in der Nähe der Tür, den Kopf zur Seite geneigt, um zu horchen. »Und Petronus weiß, in welche Gefahr er sich begibt?«
    Esarov zuckte die Achseln. »Ich glaube, ja. Aber ich glaube auch, dass er von Schuldgefühlen getrieben wird. Er weiß jetzt, dass Sethbert nur eine Figur in einem Damenkrieg-Spiel war, eine gerissene und tragische Manipulation.«
    Tam , dachte Lysias. Er erinnerte sich an sein letztes Treffen mit dem Mann an der Grenze zu Pylos, wo er die Botschaft mit der sorgfältig gefälschten Handschrift von Papst Resolut entgegengenommen hatte und die alte Waffe, die er und der Hauptmann der Grauen Garde des Papstes benutzt hatten, um Sethbert durch Resoluts sogenannten Selbstmord zu Fall zu bringen. Wenn Sethbert sich ergeben hätte, nachdem Lysias und seine Männer ihn festgenommen hatten, wäre das Schicksal des Aufsehers vielleicht anders verlaufen.
    Aber das war nicht das, was das Haus Li Tam geplant hatte, wenn Lysias mit seinem Verdacht richtiglag.
    »Nun gut«, sagte er schließlich. »Gibt es noch etwas?«
    Esarov nickte. »Ja. Ich möchte eine Garantie, dass Petronus während des Prozesses gut behandelt wird. Ihm soll die Höflichkeit
entgegengebracht werden, die ein Würdenträger verdient, vom Augenblick seiner Festnahme bis zum Abschluss der Verhandlungen und jedweder daraus folgenden Verurteilung.«
    Lysias saß da und starrte Esarov an. Er versuchte sich daran zu erinnern, in welchem Stück er den Mann zuletzt gesehen hatte, bevor er sich aus dem Theater zurückgezogen und sich seiner fragwürdigen Politik verschrieben hatte. Er glaubte, dass es vielleicht Ein Weinender Zar betrachtet den Gefallenen Mond gewesen war, diese alte Geschichte über zufällige, tragische Liebe. Er hatte Frederico gespielt, den letzten der Weinenden Zaren, und Lysias erinnerte sich, dass seine Frau sehr von dem jungen Androfranziner angetan gewesen war, der zum Schauspieler geworden war.
    »Nun gut«, sagte er. »Ich werde Eure Nachricht weiterleiten. Wie trete ich mit Erlunds Antwort an Euch heran?«
    Esarov lächelte wieder. »Meine Männer werden an Euch herantreten. Mich seht Ihr nicht wieder bis zur Verhandlung.«
    Lysias nickte und wollte seine letzte Frage – die eigentlich seine allererste und wichtigste Frage war – stellen, wusste aber nicht, wie. Bis zu diesem Augenblick war der Zweck seiner Anwesenheit hier eindeutig eine Staatsangelegenheit gewesen, aber diese Frage würde sie zu etwas Persönlichem machen, und Jahre der Gewohnheit trieben ihn dazu, diese beiden Dinge in seinem Leben weit voneinander getrennt zu halten.
    Aber Esarov musste den inneren Widerstreit in seinem Gesicht bemerkt haben. »Es geht ihr gut, Lysias«, sagte er. »Eure Tochter ist in den Neun Wäldern in Rudolfos Flüchtlingslager. Wir haben Nachricht erhalten, dass sie dort eingetroffen ist, kurz vor den Anschlägen.«
    Lysias wollte auch seine nächste Frage nicht stellen, aber aus anderen Gründen. Sosehr er Lynnaes toten Ehemann auch verachtete, es war ihm nicht möglich gewesen, diese Gefühle auf das Kind aus dieser Verbindung zu übertragen, sosehr er es auch versucht
hatte. Trotzdem hatte er das Kind nicht sehen wollen, auch nicht, als Lynnae ein letztes Mal auf den Stufen seines Hauses gestanden war und seine Diener ihr den Einlass verweigert hatten. Er hatte sie nicht einmal nach dem Namen des Jungen gefragt, und nun zuckte er bei der Erinnerung an diesen Tag zusammen. »Und mein Enkel?«
    Eine Wolke zog über Esarovs Gesicht. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ihr Kind ist am Fieber erkrankt und gestorben.«
    Lysias blinzelte, von plötzlichen und unerwarteten Gefühlen überrannt. Er war vollkommen orientierungslos unter dem Ansturm von Trauer, Bedauern und Zorn. Was habe ich getan, Lynnae? Er saß einen Augenblick lang da und befahl den Tränen, die ihn nun zu überwältigten drohten, sich zurückzuhalten. Seine Stimme zitterte, als er wieder etwas sagte. »Er ist tot?«
    Esarov nickte. »Ich glaube mich zu erinnern, dass Ihr mit dieser … Verbindung nicht einverstanden wart. Ihr solltet über diese Wendung erfreut sein, meine ich.«
    Lysias atmete aus und spürte, wie seine

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