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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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unsere Nachbarn in einen Krieg mit dem Sumpfvolk schlittern. Winteria, diese Kind-Königin, ist nicht stark genug, die Leine zu halten, die man ihr übergeben hat.« An dieser Stelle runzelte er die Stirn. »Ich halte es für durchaus interessant, dass die stärkste militärische Macht der Benannten Lande in einen Aufstand verstrickt ist, während Sumpfspäher mit Blutmagifizienten Kinder im Schlaf umbringen.« Er nippte wieder an seinem Tee. »Ich weiß auch, dass Esarov mich unter Zugzwang setzen möchte und dass Ihr das Brecheisen seid, das er dazu benutzt. Er bekommt Legitimation für seine Städte. Ich bekomme meine Armee zurück. Jeder gewinnt … für den Augenblick.«
    Petronus nickte. »Ich glaube, dass das auch für Esarov offensichtlich ist. Wenn all das stimmt, weshalb habe ich dann die ganze Nacht mit Eurem Ignatio durchwacht?«
    Erlund ließ die Teetasse sinken. »Ich hatte gedacht, die Gelegenheit wäre gut, um einen freien Informationsfluss zwischen uns herzustellen.«
    Petronus schnitt eine Grimasse. »Es war ein Verhör. Zum Großteil ging es um die Mechoservitoren und die anderen Besitztümer, die in Rudolfos Obhut übergegangen sind.«
    Der Aufseher lächelte. »So kann man es sehen.« Das Lächeln verblasste schnell, und er beugte sich wieder vor. »Findet Ihr es
nicht bemerkenswert, dass das einzige Haus, das nicht gespalten oder sonst wie in Mitleidenschaft gezogen wurde – und darüber hinaus das einzige Haus, das aus alldem einen unmittelbaren Vorteil gezogen hat –, die Neun Wälder sind?«
    Sicher , dachte Petronus. Auch er hatte das erkannt, aber was die Besitztümer der Androfranziner betraf, war es die einzig logische Entscheidung gewesen. Doch unter dieser oberflächlichen Erkenntnis nagte eine weitere Wahrheit an ihm: Er wusste mit Sicherheit, dass auf dieselbe Weise, wie Vlad Li Tam Rudolfo für seine Rolle erschaffen hatte, er selbst, Petronus, von Vlads Vater erschaffen worden war. Und das Ergebnis bezeugte, wie meisterlich die Tams ihre Arbeit beherrschten, denn für einen unbedarften Beobachter erschien jeder Schritt, den er oder Rudolfo unternommen hatten, ganz und gar logisch, völlig vernünftig und ausgesprochen zwingend.
    Diese Art praktischer Umsetzung der franzinischen Verhaltenslehre übertraf selbst Petronus’ Verständnis dieser Disziplin.
    »Das sehe ich«, sagte Petronus, »aber ich sehe auch, dass die Zigeuner friedlich sind und daran arbeiten, das wiederaufzubauen, was Euer Onkel uns allen genommen hat.«
    »Ich traue der Sache nicht«, erwiderte Erlund mit leiser Stimme. »Nichtsdestotrotz«, fuhr er fort, »ich habe meine Fragen stellen lassen, und Ihr habt von Eurem Recht Gebrauch gemacht zu schweigen. Vielleicht werdet Ihr mit der Zeit mehr Vertrauen fassen, und die Bande, die mein Onkel durchtrennt hat, lassen sich neu knüpfen.«
    Petronus war anderer Ansicht, aber er sagte nichts.
    Erlund wechselte das Thema. »Habt Ihr Euch schon mit Eurer Verteidigung befasst?«
    »Das habe ich«, sagte Petronus. »Dem entrolusischen Recht entsprechend kann ich jeden tauglichen Mann oder jede taugliche Frau aus dem Delta zu meinem Vertreter berufen?«
    Erlund nickte. »Wir haben eine Liste von Anwälten, aus denen
Ihr wählen könnt. Wenn es Euch Schwierigkeiten bereitet, Euren Verteidiger zu bezahlen, wird man sich dessen annehmen.«
    An dieser Stelle lächelte Petronus. »Eigentlich habe ich bereits einen Anwalt.« Erlunds Gesicht verfinsterte sich. Er weiß es , dachte Petronus, aber er sprach den Namen dennoch aus. »Esarov wird für mich sprechen.«
    Aus Erlunds Stimme klang Wut, auch wenn er sie im Zaum hielt. »Dieser Mistkerl, der auf jeder Bühne herumstolziert, die sich ihm bietet, ist ein Krimineller und eine Bedrohung für das Delta.«
    »Er ist ein tauglicher Mann, der sich mit dem Gesetz gut auskennt«, erinnerte ihn Petronus, »und kein Krimineller, solltet Ihr vorhaben, das Versprechen einzuhalten, das Ihr gegeben habt, als Ihr dieser Übereinkunft hier zugestimmt habt.«
    Erlund fasste sich wieder, aber seine Augen blitzten. Er erhob sich und schien plötzlich zurückhaltender, formeller zu werden. Petronus bemerkte es und erkannte, dass er sich an einer Grenze bewegte, die man bei Erlund besser nicht überschritt. »Man wird ihn benachrichtigen«, sagte Erlund. »Wenn Ihr mich nun entschuldigt, ich muss mich um andere Angelegenheiten kümmern. «
    Nachdem er gegangen war, richtete sich Petronus auf eine längere Wartezeit ein. Zwei Stunden blieb er

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