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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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teilnahm, und der Zweite Hauptmann der Zigeunerspäher hatte sich mit jedem militärischen Bündnis auseinandergesetzt, um sicherzustellen, dass kein Staat in diesem komplizierten Netzwerk von Beziehungen unangemessen platziert wurde, zumal die jüngsten Schwierigkeiten im Norden das heikle Gleichgewicht arg strapazierten.
    Als der Rat vor drei Tagen zusammengetreten war, hatte die neue Zigeunerkönigin, Jin Li Tam, die Artikel der Bundschaft vorgetragen, die sich mit der Einberufung des Rates befassten, und dann als Gastgeberin die Bittgesuche in die Tagesordnung aufgenommen. Es war keine Überraschung, dass die Vorgänge im Sumpfland die Interessen Entrolusiens im Rat der Bundschaft rasch in den Schatten stellten. Gerüchte von einer Y’Ziritischen Bewegung und einem Staatstreich gingen durch das Lager. Die junge Sumpfkönigin sollte angehört werden, gemeinsam mit Meirov von Pylos und einem mürrischen Statthalter Turams. Auch Petronus hatte sein Gesuch vorgebracht, ebenso Erlund, der die Bitte des alten Papstes um eine öffentliche Verhandlung unterstützte. Und weil es lange her war, dass der Bundschaftsrat einberufen worden war, wurden anschließend auch noch andere Themen zur Sprache gebracht: Die Frage, wie der Zugang zu den Mahlenden Ödlanden in Abwesenheit der Androfranziner geregelt werden sollte, kam auf die Tagesordnung; Vertreter verschiedener Grafschaften der Geteilten Inseln ersuchten die Neun Häuser darum, auf die Besitzrechte der Androfranziner auf ihren Hoheitsgebieten zu verzichten … Es war eine lange Liste. Zu lange, als dass Lysias den Überblick darüber behalten hätte, besonders, da seine Gedanken bei anderen Dingen waren.
    Du solltest zu ihr gehen. Sie ist nicht schwer zu finden. Irgendwo in der Zeltstadt der Waldbewohner saß seine Tochter bei dem
jungen Erben der Zigeuner. Seine Spione im Lager hatten es bestätigt, und ihm lagen sogar Berichte vor, dass sie gesund und gut versorgt war. Das hätte ihm reichen sollen. Aber das tat es nicht; er sehnte sich danach, sie zu sehen.
    Darüber hinaus sehnte er sich danach, irgendwie Buße zu tun. Er hatte für vieles zu büßen, so viel war ihm inzwischen klar, das weit über seine Fehltritte als Vater hinausging. Die stillen Schneefelder mit Windwirs begrabenen Toten flüsterten ihm seine Sünden zu. Und nachts, wenn er träumte, sah er die Kälte in Vlad Li Tams Blick, mit der er ihm in der Nacht ihres heimlichen Treffens die in ein Tuch gewickelte Waffe und das gefälschte Geständnis gegeben hatte. Er hörte die gedämpften Schreie, unter denen er und Grymlis Sethberts Vetter, Papst Resolut, dabei geholfen hatten, sein Leben zu beenden, um den Weg für ein Ende eines Krieges freizumachen, der nicht durch Stärke zu gewinnen war, den sie jedoch durch eine Intrige überleben konnten.
    Petronus hatte sicher einen Fehler gemacht, als er Sethbert in aller Kürze und ohne Blick auf die Bundschaft und das entrolusische Recht abgeurteilt hatte. Aber unabhängig vom Wie und Warum – Sethbert hatte Windwir vernichtet und damit geprahlt und anschließend, nachdem er der Wirtschaft des Deltas das Rückgrat gebrochen hatte, den Benannten Landen einen Krieg aufgezwungen, der selbst jetzt noch gewaltsame Folgen nach sich zog, schneller als ein Tam Strategien ersinnen konnte. Die gegenwärtigen Unruhen im Norden, die jüngsten Überfälle der Sümpfler weitab von ihren üblichen Gebieten, die Bürgerkriege, die immer noch in Turam und Pylos schwelten, und die erst kürzlich eingestellten Kampfhandlungen im Delta waren mit Sicherheit alles Nachwirkungen von Sethberts Taten. Lysias’ Ansicht nach waren die Benannten Lande sicherer gewesen, als Windwir noch existiert hatte und der Androfranziner-Orden seiner Rolle als Hirte noch nicht beraubt worden war – und als das Haus Li Tam und sein Netzwerk noch bestanden hatten.

    Ehe Sethbert die Blutmagie von Xhum Y’Zir zurückgebracht hatte.
    Und ich habe ihm dabei geholfen.
    Lysias hatte geglaubt, er hätte in jener Regennacht im letzten Frühjahr, die inzwischen beinahe ein Jahr zurücklag, seinen Teil dazu beigetragen, alles zum Guten zu wenden. Er hatte mit Tam zusammengearbeitet und nach dem Selbstmord eine gefälschte Nachricht eingeschleust, die, soweit er es überblicken konnte, der Wahrheit überaus nahe kam. Diese Nachricht hatte Sethbert und seinen Vetter Resolut mit der Vernichtung von Windwir in Verbindung gebracht. Resolut war ohne Zweifel betrogen und manipuliert worden. Das war eindeutig. Und

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