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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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ließ seinen Blick von der soeben eingetroffenen Frau zu dem Sumpfmädchen Winters wandern. Die Ähnlichkeit war unheimlich, obwohl die Frau, die sich soeben zu erkennen gab, mindestens fünf Jahre älter war. Aus ihrer Haltung und ihrem Gang sprachen unerschütterliches Selbstvertrauen und Rücksichtslosigkeit.
    »Meine Eskorte ist in der Tat magifiziert – anderenfalls hättet Ihr mir den Zutritt verwehrt –, aber wenn es uns nach Gewalt gelüstet hätte, hätten wir sie bereits angewendet, ohne uns vorzustellen und ohne den Vorteil der Überraschung aufzugeben«, sagte sie, und Petronus spürte, wie die Anspannung im Zelt knisterte wie ein Gewitter kurz vor der Entladung. Die Frau lächelte. »Bekomme ich eine Audienz?«, fragte sie noch einmal.
    Jin Li Tam runzelte die Stirn. »Ihr habt sie bereits.«

    Die Frau, die den gleichen Namen trug wie die junge Königin, verbeugte sich. »Ich danke Euch, Große Mutter.« Sie blickte sich zu den anderen um und erhob die Stimme. »Die Rettung eines Volkes ist eine schwere und schmerzhafte Aufgabe. Die Sippschaft muss geheilt werden. Das Blutlösen muss vollzogen werden. Opfer müssen erbracht werden.« Petronus sah, wie ihr Blick durch den Raum schweifte, während sie sprach, und schließlich auf Meirov von Pylos zu ruhen kam. Die Wut auf Meirovs Gesicht fiel ihm auf, und einen Augenblick lang glaubte er, sie würde vorwärtsstürmen und die Frau mit bloßen Händen angreifen, was wohl ihr Todesurteil gewesen wäre. Petronus erinnerte sich, wie stark und wild selbst ein einzelner Blutplänkler war, und er wusste, dass diese sogenannte Königin Dutzende von ihnen dabeihaben musste und womöglich hundert in der Nähe. Anderenfalls wäre sie niemals in einen Bundschaftsrat eingedrungen.
    Die Frau fuhr fort. »Ihr glaubt, dass Ihr Euch hier auf dieser Ebene versammelt, die unser Werk ist, um über den Letzten Sohn des P’Andro Whym zu urteilen und das Hilfsgesuch meiner Schwester zu hören. Aber das ist nicht wahr. Ihr seid hier, einberufen und dazu bestimmt, Zeugen der Gnade und der Barmherzigkeit des Hauses Y’Zir und der Karmesinkaiserin zu werden, deren Ankunft uns kurz bevorsteht.«
    Jin Li Tams Blick verengte sich. »Ihr sprecht in Rätseln.«
    »Nein«, sagte die Frau entschlossen. »Ich spreche von Prophezeiung und Bestimmung, für jene, die Ohren haben, um zu hören. « Sie erhob ihre Stimme. »›Und es soll geschehen, dass sich die Stadt des P’Andro Whym in einen Scheiterhaufen verwandelt, und in den Schatten jenes Scheiterhaufens soll ein Kind von großer Verheißung geboren werden, um alle Menschen auf die Ankunft der Karmesinkaiserin und die Heimkehr des Hauses Y’Zir vorzubereiten.‹«
    Die Worte waren Petronus nicht bekannt, aber sie klangen, als
stammten sie aus einer sehr alten Zeit. Und sie waren in Ton und Rhythmus anderen Worten ähnlich, die er vor nicht allzu langer Zeit vernommen hatte. So sollen die Sünden des P’Andro Whym seine Kinder heimsuchen.
    Die Frau fuhr fort, und ihr Lächeln wurde warm, als sie den Blick auf Petronus richtete. »Letzter Sohn«, sagte sie, »Ihr wisst, wovon ich spreche. Ihr habt diese Zeit und diesen Ort für eine Abrechnung gewählt, deren Ruf ihr schon lange vernehmt. Ist es nicht so?«
    Ja. Unwillkürlich nickte er. »Ich habe ihn vernommen«, sagte er mit leiser Stimme, die nur er und Esarov hören konnten. Ein Winkel seines franzinischen Wesens drehte an den Ziffern dieses Rufelloschlosses, aber eine Stimme aus den Tiefen seines Bewusstseins riss seinen Willen mit sich wie die Flut. Woher kann sie das wissen?
    Petronus blickte sich im Zelt um, um zu sehen, was die anderen taten. Auf den meisten Gesichtern überwogen Überraschung und Verwirrung. Jin Li Tam beobachtete alles aufmerksam, und ihr Blick wanderte von der Frau, die sich Winteria nannte, zu den Wachen, die an verschiedenen Stellen im Zelt postiert waren. Kurz sah er Finger und Hände aufblitzen, die Befehle erteilten. Das Sumpfmädchen Winters saß reglos da, die Augen weit aufgerissen und den Mund geöffnet – für Petronus war offensichtlich, dass sie genauso wie jeder andere von dieser plötzlichen Wendung der Ereignisse überrascht worden war, aber die Ähnlichkeit der beiden war beunruhigend. Als Letztes erhaschte er einen Blick auf Ignatio und sah, wie dieser sich vorbeugte und Erlund etwas ins Ohr flüsterte. Als der Geheimdienstleiter sich wieder zurücklehnte, richtete sich sein Blick auf Petronus, und endlich verstand er das Lächeln von

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