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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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schüttete. »Ich bin mir sicher, dass wir Euch unterbringen können«, sagte er mit einem Akzent, der darauf hindeutete, dass er früher einmal im Delta gelebt hatte. »Wir haben Austerneintopf mit Pfeffer und frisches Sauerbrot. Außerdem kaltes Bier. Und hinten ist ein Schlafraum, in dem Euer Dutzend leicht Platz findet.«
    Rudolfo neigte den Kopf. »Wir suchen außerdem nach jemandem. « Er sah, wie sich der Blick des Mannes leicht verengte, wie das Lächeln nur um einen Bruchteil schmaler wurde. »Einen alten Mann. Einen Fischer namens Petros.«
    Rudolfo musterte den Wirt und bemerkte, wie seine Augen einen anderen Ausdruck bekamen. Der Mann fuhr sich kurz mit der Zungenspitze über die Lippen und wandte den Blick ab. Rudolfo lächelte weiterhin. Dann sah er Rudolfo wieder an, und in seinem Blick lag eine gewisse Härte. »Ihr werdet hier in Caldusbucht niemanden finden, der auf diesen Namen hört.«
    Rudolfo hob die Augenbrauen. »Vielleicht lebt er unter einem anderen Namen?« Er bewegte die Hände in der Zeichensprache des Entrolusischen Deltas. Ich suche den ehemaligen Papst Petronus, und ich muss ihn dringend finden.
    Die Miene des Wirtes verfinsterte sich, und seine Stimme wurde zu einem leisen Knurren. »Wenn Ihr Unterkunft, Essen und Trinken wollt, dann kann ich Euch helfen. Aber nicht, wenn Ihr nach Geistern sucht.«
    Rudolfos sprach nun ebenso leise wie der Wirt. »Ich versichere Euch«, sagte er, »dass ich ihm nichts Böses will.«
    Der Wirt stellte das Glas ab und beugte sich vor. »Und ich versichere Euch«, sagte er, »dass er nicht hier ist.«
    Rudolfo lächelte ihn verhalten an und schob ihm den kleinen Stapel Münzen hin. »Ich danke Euch, mein Herr. Nehmt das für Essen und Unterkunft.«
    Sie saßen an ihrem Tisch in der Ecke und unterhielten sich leise, während die Tochter des Wirtes, ein fast erwachsenes Mädchen
in einem ungebleichten Baumwollkleid, Holzschalen mit Eintopf und silberne Servierteller mit Brot für sie auftrug. Der starke Geruch der Austern stieß Rudolfo ab, aber zusammen mit dem Brot und dem Bier waren sie erträglich.
    Als sie fertig waren, zeigte ihnen die stämmige Frau des Wirtes das Hinterzimmer – einen schmalen, langgestreckten Raum mit Stockbetten an den Seiten und Vorlegern von einer undefinierbaren Farbe auf dem Boden. Auf jedem Bett lagen Woll- und Flickendecken, und eine schmale Tür führte Rudolfos Vermutung nach hinaus zu einem Abtritt.
    »Wir sperren die Eingangstür zu, wenn wir schließen. Wenn Ihr hinaus- oder hereinmüsst, dann geht da durch.« Sie deutete auf die Tür in der hinteren Wand. Ihre Stimme war kalt und fest.
    Wir sind hier nur wegen unseres Geldes willkommen , dachte Rudolfo. Er hatte den Stimmungsumschlag bereits an den Gesichtern ablesen können. Bis er Petronus erwähnt hatte, hatten sich die Leute hier warm und herzlich gegeben. Aber nun …
    Nach den vielen Tagen im Sattel und auf kaltem Boden war der kleine Schlafraum eine willkommene Abwechslung. Rudolfo beobachtete, wie seine Männer sich leise daranmachten, das Zimmer zu überprüfen.
    Er wandte sich an Jaryk. »Stell deine Wachposten auf«, flüsterte er, »aber passt nicht allzu gut auf. Wenn er hier ist, wird er schon bald wissen, dass wir ihn suchen – wenn er es nicht bereits weiß.« Rudolfo dachte an die Jungen in den nassen Kleidern und stellte sich vor, wie sie durch die schlammigen Straßen rannten, um eine Nachricht des Wirtes zu überbringen. Würde der alte Fuchs selbst erscheinen?
    Ihr letzter Abschied war nicht ohne Spannungen verlaufen. Rudolfo hätte den alten Kauz in seiner Wut beinahe aufgespießt, weil er Sethbert getötet und durch das Blut an seinen Händen zweitausend Jahre päpstlicher Nachfolge beendet hatte. Später,
als er entdeckt hatte, dass Petronus ihm die Obhut über die Konten und Besitztümer des Ordens übertragen hatte, war er auch auf eine rasch hingekritzelte Nachricht gestoßen: Was ich getan habe, wird dem Licht – und Euch – besser als jeder Papst dienen. P.
    Nun, Monate später, konnte er Petronus’ Entscheidung verstehen, obwohl sie immer noch an ihm nagte. Die Welt hatte sich verändert, und die Androfranziner hatten dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt, indem sie Xhum Y’Zirs Bannspruch ausgegraben hatten. Und die Welt veränderte sich nach wie vor.
    Und was noch wichtiger war: Seine Welt hatte sich verändert.
    Ich bin jetzt Vater. Er zog seine Stiefel aus, streckte sich in dem schmalen Bett aus und verschränkte die

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