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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Arme hinter dem Kopf. Mit geschlossenen Augen rief er sich das Bild seines kleinen Sohnes ins Gedächtnis, der grau und keuchend in den Armen seiner Frau mit dem flammenden Haar lag. Und hier war er und suchte den Aufenthaltsort von Jins Vater, der seit mittlerweile sieben Monaten aus den Benannten Landen geflohen war. Vielleicht konnte ihm Petronus den Weg zu seiner Beute weisen. Wenn er es nicht konnte, dann würde es jemand anderen geben, das wusste Rudolfo. Ein Dutzend eiserne Schiffe, auf See groß wie Tempel, waren nicht leicht zu verstecken. Er würde Vlad Li Tam und seine Tochter, Rae Li Tam, finden. Er würde ihnen ein Heilmittel entlocken und zurückkehren, um seinen Sohn gesund und tüchtig zu machen. Er würde ihm die Hymnen der Streunenden Armee vorsingen, wie es einst sein Vater getan hatte, während er ihn in der Wiege geschaukelt hatte.
    Bald begleiteten die Geräusche seiner schnarchenden Männer Rudolfo in den Schlaf, und er ließ sich von dem unruhigen Lärm mittragen. Als sich aus dem Nichts eine Hand über seinen Mund legte, zuckte er zusammen.
    Eine weitere Hand tippte Worte in das weiche Fleisch seines Unterarms. Ihr seid weit von Euren Wäldern entfernt, Zigeunerspäher. Rudolfo öffnete ein Auge und versuchte, seinen Blick möglichst
unfokussiert zu lassen. Der kaum sichtbare Umriss einer neben ihm kauernden Gestalt zeichnete sich ab. Wieder drückten die Finger und tippten Worte. Weshalb sucht Ihr Papst Petronus?
    »Es ist nicht nötig, dass Ihr Euch tarnt und leise seid«, sagte Rudolfo. »Meine Männer wissen, dass Ihr hier seid.«
    Der Raum, der vom Licht des blaugrünen Vollmonds schwach erhellt wurde, lag vollkommen ruhig da. Hinter der kauernden Gestalt erklang ein leiser Pfiff, als der Erste Hauptmann die Männer zur zweiten Warnstufe rief. Sie glitten von ihren Betten, und zwei bezogen Stellung an den beiden Ausgängen des Zimmers, die Hände auf ihren Messern und Beuteln.
    »Weshalb sucht Ihr Papst Petronus?«, fragte die Stimme wieder.
    Rudolfo lächelte. Papst Petronus. Die Benutzung des Titels verriet den mitternächtlichen Besucher. »Ich möchte mit ihm persönlich darüber sprechen. Und seit wann geistert die Graue Garde magifiziert durch die Nacht? Wir befinden uns nicht im Krieg.«
    Die Stimme war heiser, aber leidenschaftlich. »Vielleicht nicht miteinander, Zigeuner, aber wir befinden uns tatsächlich im Krieg. Wir sind im Krieg, seit Windwir gefallen ist. Die Ereignisse der letzten Woche dürften das mehr als deutlich zeigen.« Der magifizierte Graue Gardist hustete, und Rudolfo hörte, wie es tief in seiner Brust feucht rasselte.
    Er setzte sich auf. »Wie lange steht Ihr schon unter dem Einfluss der Magifizienten?«
    Inzwischen umringten vier Zigeunerspäher die Stimme. »Das ist unwichtig.«
    »Es trübt Eure Urteilskraft und schlägt Euch auf die Lunge. Habt Ihr Fieber?« Keine Antwort. Rudolfos Blick verengte sich, und er starrte auf die Stelle, wo der Mann stehen musste. »Ihr braucht Ruhe. Ihr braucht Zeit ohne den Einfluss der Pulver.«

    »Ich brauche«, sagte die Stimme beinahe knurrend, »vor allem eine Antwort darauf, weshalb Ihr Euren Wald und Eure Bibliothek verlassen habt, um Papst Petronus zu suchen.«
    Rudolfo stand auf. »Ihr schützt ihn. Das respektiere ich. Und meine Männer schützen mich. Sagt Petronus, dass Rudolfo, der Herr der Neun Häuser der Neun Wälder und der General der Streunenden Armee, um eine Audienz bei ihm bittet. Darüber hinaus werdet Ihr von mir keine weiteren Erklärungen erhalten. Es geht um eine Privatangelegenheit zwischen Petronus und mir allein.« Er stieß einen Pfiff aus, und seine Männer fielen zurück; dann beugte Rudolfo sich dichter heran und senkte die Stimme. »Ihr werdet schon bald Verstand und Gesundheit verlieren, wenn Ihr nicht von den Pulvern ablasst und Eurem Körper Zeit zur Erholung gönnt.«
    »Dann soll es so sein. In diesen dunklen Zeiten gibt es keine Erholung.« Der Graue Gardist hustete wieder. »Seid Ihr wirklich König Rudolfo?«
    Rudolfo hielt die Hand hoch, an der er den Siegelring seines Vaters trug. »Der bin ich.« Dann wartete er. Er weiß nicht recht, wie weit er mir vertrauen kann.
    »Vater Petronus ist in der Nacht des Ehrenfestes Eures Stammhalters angegriffen worden, genauso wie die anderen. Er ist nicht mehr in Caldusbucht.«
    »Wo ist er hingegangen?«
    Der Graue Gardist antwortete zunächst nicht. Und als er endlich seine Stimme wiederfand, war sie schwach. »Er ist in Sicherheit. Ich

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