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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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werde ihm Nachricht zukommen lassen, dass Ihr ihn sucht, und ihm und Grymlis die Entscheidung überlassen, wie sie mit Eurem Gesuch verfahren wollen. Es wird dauern.«
    Rudolfo nickte. »Das ist angemessen, aber es bleibt nicht viel Zeit.« Er nickte Jaryk zu, der seinen Männern mit einem Pfiff auftrug, den Mann gehen zu lassen. »Beeilt Euch«, sagte er.
    Dann lauschte er den durch die Magifizienten gedämpften
Stiefelschritten, die flüsternd über den Boden zu der kleinen Tür eilten und hinaus in die Nacht verschwanden, die seit ihrer Ankunft in Caldusbucht klarer und kälter geworden war. Er winkte seinen Leutnant näher heran und sprach ihn in der Zeichensprache der Zigeuner an. Wie lange hat er neben meinem Bett gewartet, ehe er sich gezeigt hat?
    Zwei Stunden , antwortete Jaryk.
    Rudolfo nickte und fuhr sich nachdenklich über den Bart. Graue Gardisten waren keine Späher. Sie scheuten die Magifizienten, soweit Rudolfo wusste; Wissenschaft und Stärke waren ihnen lieber als Bannsprüche und strategisches Vorgehen. Es würde nicht schwer sein, ihm zu folgen, sogar ohne die Pulver. Schick zwei Späher hinterher , signalisierte er. Sie sollen sehen, nicht gesehen werden.
    Der Zigeunerspäher nickte. »Ja, Herr. Sollen sie magifiziert werden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das dürfte nicht nötig sein.« Aber ehe alles vorüber ist, wird es noch so weit kommen , dachte Rudolfo. Er spürte es.
    Rudolfo ging zurück zu seinem Bett und streckte sich darin aus. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie zwei seiner Besten und Aufgewecktesten wie Geister in die Nacht hinausschlüpften, obwohl sie nicht magifiziert waren.
    Nachdem sie gegangen waren, starrte er auf die Unterseite der Bettstatt über sich und dachte über das nach, was er soeben erfahren hatte. Petronus ist auch angegriffen worden. Er fragte sich, wie es kam, dass der alte Fuchs überlebt hatte. Wenn es tatsächlich ein Teil des Sturms aus Blutmagie und Eisenklingen gewesen war, der auch Rudolfos Palast heimgesucht hatte, dann war das keine geringe Leistung. Er konnte sich nicht vorstellen, wie eine kleine Schar Grauer Gardisten, die mit den Magifizienten, die sie nun gebrauchten, nicht vertraut war, gegen einen Halbtrupp der wilden Sümpfler bestehen sollte, die Hanric und Ansylus getötet hatten.
Die Gewalt jener Nacht suchte ihn wieder heim, und er zitterte. Diese Szene, erkannte Rudolfo, hatte sich überall in den Benannten Landen abgespielt. Und tief drinnen wusste er, dass die einzelnen Halbtrupps perfekt aufeinander abgestimmt gewesen waren, dass ein großer Plan sie alle gleichzeitig hatte zuschlagen lassen.
    Nein, ihn nicht , hatte die Stimme gesagt. Er war absichtlich verschont worden, und die Angreifer hatten es ihn wissen lassen – oder jene, die in Hörweite gewesen waren. Einmal mehr fragte sich Rudolfo, aus welchem Grund, und egal in welche Richtung er in Gedanken die Räder dieses Rufelloschlosses drehte, er kam der Antwort nicht näher. Stattdessen warf jeder Ruck und jedes Klicken des Mechanismus neue Fragen auf.
    Als der Schlaf ihn endlich wieder einholte, hallten diese Fragen, begleitet von einer bösen Vorahnung, der er nicht entkommen konnte, bis in seine Träume nach.
    Die restliche Nacht hindurch warf sich Rudolfo auf seinem Bett hin und her und floh vor einer riesigen, blutroten aufgehenden Sonne.
    Winters
    Winters beobachtete die alten Männer, die in die Thronhöhle geschlurft kamen, ihre Gesichter bleich aufgrund dessen, was sie soeben gesehen hatten. Die Meditationsstatue des P’Andro Whym neben ihnen forderte sie mit ihren Spiegeln stumm auf, in sich selbst hineinzublicken. Winters fürchtete sich vor dem, was sie finden würden, wenn sie der Aufforderung nachkamen. In ihrem Haus war Unruhe, und diese Männer hatten nun den Beweis dafür gesehen.
    Nicht einmal eine Stunde war seit ihrer Ankunft vergangen.
Winters saß neben dem leeren Weidenthron, und sie konnte nicht noch länger warten. Sie schlug mit dem Stiel der Axt der Herabkunft auf den harten Steinboden der Träumenden Höhle, und die alten Männer nahmen ihre Plätze ein.
    Nach den langen Tagen im Sattel, in denen sie über die gefrorenen Sümpfe des Nordens geritten war, war es gut, zu Hause zu sein, obwohl die Pflicht, die an diesem Abend vor ihr lag, sie mit Besorgnis erfüllte.
    Überall in der großen Steinhalle spuckten und zischten die Öfen, und die heiße, feuchte Luft erfüllte Winters’ Mund mit dem Geschmack von Erde. Vor ihr verengte sich die Halle zu

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