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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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gezogen. Petronus gab die Nachricht zurück. »Wie alt ist diese Botschaft? «
    »Den Umständen nach glauben wir, etwa ein Jahr alt.«
    Ja , dachte Petronus. Sie musste aus der Zeit stammen, bevor er sich selbst ausgerufen hatte und aus der Deckung getreten war, mitten in den Gräbern von Windwir. Der Verborgene Papst Petronus.
    Irgendwoher hatte Charles es gewusst. Konnte Introspekt es ihm verraten haben? Und weshalb? Zu welchem Zweck?
    Und was war dieses Sanctorum Lux, das nun Schutz brauchte? Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Esarov: »Ich glaube, dass es eine Replik der Großen Bibliothek ist. Ein Heiligtum des Lichts. Aber ich hoffe, Ihr könnt es mir verraten.«
    Petronus schüttelte den Kopf. »Damit bin ich nicht vertraut. Aber das hat nichts zu bedeuten.« Er dachte an die gefälschte Unterschrift, mit der die Arbeit an Xhum Y’Zirs Bannspruch genehmigt worden war. »Trotzdem«, sagte er, »wenn diese Nachricht von Charles kommt …«
    In Petronus’ Verstand klickten die Scheiben und Räder des Rufelloschlosses, und als er zu seinem Gastgeber blickte, sah er
sich selbst im Spiegelbild von Esarovs Brillengläsern flimmern und abwechselnd scharf und unscharf werden. »Ihr braucht meine Hilfe bei den Verhandlungen über seine Freilassung.«
    Esarov nickte langsam. »In gewisser Weise, ja.«
    Petronus erhob sich. »Ihr braucht jemanden, der für Erlund wertvoller ist als Charles. Ihr wollt einen Austausch anstreben.« Petronus spürte, wie sich etwas Kaltes und Leeres in ihm einnistete, das neben dem Keim der Hoffnung gedieh. Und vielleicht, nur vielleicht können wir die Bibliothek wiederherstellen. Die ganze Bibliothek, erkannte er, nicht nur das, was die Mechoservitoren in ihren Gedächtnisregistern mit sich herumtrugen. Er fragte sich, ob Esarov klar war, mit welcher Gründlichkeit Xhum Y’Zirs Bannspruch jegliches Wissen über Kriegsführung, das die Androfranziner gehütet hatten, ausgelöscht hatte. Alles, was davon übrig geblieben war, war jene Handkanone, die er Neb zur Vernichtung übergeben hatte. Jene Handkanone, die Resolut benutzt hatte, um sich das Leben zu nehmen und den Krieg zu beenden. Tausende Jahre Ausbuddeln und Einlagern, und die unscheinbare Kanone war alles, was von der Waffenkunst übrig geblieben war. Isaak zufolge hatte nicht einmal der Bannspruch überlebt, was Petronus jedoch für ein Wunder hielt, das zu ihren Gunsten wirkte. Dennoch war Sanctorum Lux nicht mehr als der vage Hinweis eines Mannes, der inzwischen auch gut und gerne tot sein konnte.
    Aber Petronus wusste, dass sie sichergehen mussten, so unwahrscheinlich es auch war.
    »Ihr mögt für ihn nicht wertvoller als Charles sein, aber unsere Gesetze verpflichten ihn dazu, mit uns zu verhandeln und Euch gefangenen zu nehmen. Sethbert war nahe mit Erlund verwandt, und er ist ohne ordentliche Verurteilung hingerichtet worden«, sagte Esarov. »Dies könnte eine großartige Gelegenheit für das Licht sein, sowohl für Eures als auch für meines.«
    Petronus erwog die Strategie, die Esarov gerade ausgearbeitet
hatte, und fragte sich, ob sie ebenfalls Teil einer größeren Verschwörung war oder ob Esarov selbst diesen Anfall von Genialität gehabt hatte. Vor sich sah er ein ausgeklügeltes Netz, das, einmal ausgeworfen und geschickt eingesetzt, das Ende dieses Bürgerkrieges herbeiführen und vielleicht die Leute, die hinter dieser jungen demokratischen Bewegung standen, vereinen könnte. Alles war so vorzüglich und sorgsam bedacht wie eine Intrige der Tam. »Ein Prozess gegen den Mann, der Sethbert getötet hat?«
    Esarov nickte. »Aber noch mehr als das. Unser Rechtssystem hängt vom Schwurgericht der Statthalter ab. Erlund wird gezwungen sein, die vier neuen Statthalter anzuerkennen, die ordnungsgemäß vom Volk gewählt wurden, oder sich als der Diktator erweisen, der er ist. Und wenn Ihr Euch auf Eure Rechte durch die Obhut der Bundschaft beruft, beruhend auf Euren Handlungen als König …« Esarov lächelte verkniffen. »Mein Schwerpunkt im Orden – ehe ich ihn verlassen habe – war das Recht der Neuen Welt, wie es sich aus den Artikeln und Gepflogenheiten der Bundschaft bei der Zusammenkunft der Ersten Siedler entwickelt hat.«
    Eine Nachricht für den Verborgenen Papst Petronus. Sanctorum Lux muss beschützt werden. Die Worte zogen vor seinen Augen vorbei.
    Charles wusste also, dass er am Leben war, und er kannte etwas, das Sanctorum Lux genannt wurde. Und was immer dieses Heiligtum des Lichts war,

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