Loch
einfach mal vorbei.«
Pamela lächelte. »Komm rein.«
»Ich will aber nicht stören.«
»Nein, ich wollte nur früh schlafen gehen.«
»Ach, ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.«
»Stimmen.« Trotz ihrer Erschöpfung stieß Pamela ein leises Lachen aus. »Nein. Das war ich.«
»Was?«
»Ich habe Selbstgespräche geführt. Was mir heute passiert ist, hat mich … irgendwie …« Sie zuckte mit den Schultern. »… in den Wahnsinn getrieben.« Einen Moment lang dachte sie, sie müsste wieder weinen. Doch sie kämpfte dagegen an und setzte ein Lächeln auf. »Komm schon rein.«
Nicki schlüpfte durch die Tür. Vermutlich wurde sie meilenweit von allen Frauen um ihren schlanken Körper beneidet. Und von den Männern heiß begehrt. Das blonde Haar tauchte ihren Kopf im Licht der Glühbirnen in einen goldenen Schimmer. Eine nordische Göttin mit Pferdeschwanz. Sie hätte ihn zu einem langen Zopf flechten können, wie Rapunzel ihn trug.
»Ich habe über deine Füße nachgedacht«, sagte Nicki.
»Ich auch. Bei jedem Schritt. Aua.« Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube, die Angst und der ganze Scheiß haben für eine natürliche Betäubung gesorgt. Jetzt, wo ich in Sicherheit bin, erinnern mich meine Füße daran, was sie durchgemacht haben.«
»Tut es sehr weh?«
»Es wird langsam nervig.«
»Geh ins Wohnzimmer und leg dich aufs Sofa.«
»Also, ich …«
»Bitte. Lass mich dir den Gefallen tun, Pamela. Ich habe Sachen mitgebracht, die dir guttun werden.« Sie nahm den Korb unter dem Arm hervor.
Statt Früchte enthielt er Gläser mit silbernem Pulver und Flaschen voller bernsteinfarbenem Öl.
»Ich habe kein Geld. Es tut mir leid, dass …«
»Nein, ich will kein Geld von dir.« Unter Nickis dunkler Haut leuchtete es rot. »Bitte, rede nie mehr von Geld. Wir sind wie Schwestern. Wir helfen uns gegenseitig.«
»Entschuldigung. Ich bin so müde. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.«
»Natürlich nicht. Du bist heute durch die Hölle gegangen. Leg dich hin. Ich kümmere mich um dich. Moment, ich lege das Handtuch unter deine Füße. So. Braves Mädchen. Zuerst reibe ich dich mit einem Öl mit heilenden Eigenschaften ein.«
Nicki strich das weiche weiße Handtuch unter Pamelas pochenden Füßen glatt. Pamela ließ sich seufzend nach hinten sinken und streckte sich aus.
Ah. Das Sofa ist so weich, wie es aussieht.
»Entspann dich einfach«, sagte Nicki. »Mach die Augen zu, während ich dich einreibe. Es ist angenehm. Es enthält auch ein natürliches Antiseptikum.« Sie lächelte. »Keine Sorge, ich bin vorsichtig.«
»Danke. Ich weiß nicht, wie ich …«
»Ah, ah.« Nicki hob einen Finger. »Bleib liegen und schließe die Augen. Nicki kümmert sich jetzt um alles.«
Pamela lächelte, dann legte sie den Kopf zurück aufs Polster. Sie sah zur Decke, die mit einer Folie mit Kiefernholzmuster beklebt war. Wie in den 70ern; es erinnerte sie an das Haus ihrer Großmutter. Das Altmodische hatte eine beruhigende Wirkung. Es versetzte sie zurück in ihre Kindheit. Nicki kniete am anderen Ende des Sofas auf dem Boden, damit sie Pamelas Füße behandeln konnte.
Pamela hörte, wie ein Stöpsel aus einer Flasche gezogen wurde.
Dann spürte sie eine Flüssigkeit über ihren Fuß rinnen.
Kühl.
»Ich bewahre es im Kühlschrank auf«, sagte Nicki. »Es ist nicht zu kalt, oder?«
»Nein … herrlich.« Schläfrig starrte sie weiter die Decke an. »Es löscht das Feuer.«
»Gut. Warte nur, bis ich fertig bin. Du wirst das Gefühl haben, zu schweben.«
»Ohhh.«
»Angenehm?«
»Überirdisch.«
Und so war es wirklich. Mit sanften kreisenden Bewegungen massierte Nicki das kühle Öl in die Oberseite von Pamelas Füßen, dann verteilte sie die Flüssigkeit um die verletzten Sohlen.
»Hm«, flüsterte Pamela. »Pfefferminze. Ich rieche Pfefferminze.«
»Pfefferminzöl ist sowohl für die Haut als auch für die Verdauung gut. So … sag Bescheid, wenn es brennt.«
»Nein … perfekt …«
Wie im Himmel, dachte Pamela. Nach der Hölle der letzten Nacht bin ich heute im Himmel gelandet. Die Fußmassage ist nicht von dieser Welt. Das Öl kühlte ihre brennenden Füße. Die Abschürfungen brannten nicht mehr. Das Wohlbehagen breitete sich in ihrem Körper aus, löste die Muskelverspannungen in Rücken und Gesicht. Sie fühlte sich wie ein Gummiband, das verdreht worden war, bis es sich fest verknotet hatte. Nun wurde sie auseinandergerollt, und die Muskeln wurden wieder geschmeidig.
Und die ganze Zeit
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