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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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strichen Nickis sanfte Finger von der Achillessehne über die Ferse und die Wölbung zum Ballen, ehe sie den Schmerz in ihren Zehen linderten.
    Ihr fielen die Augen zu. Sie spürte ein innerliches Gleiten als Vorbote des Schlafs. Ihre Arme zuckten ein paar mal, doch Nicki versicherte ihr flüsternd, dass sie in Sicher heit sei, dass alles wieder in Ordnung kommen werde. Begleitet von dem kühlen schlüpfrigen Streicheln ihrer Füße. Pfefferminzduft lag in der Luft und verbreitete eine scharfe Frische, die durch ihre Nase in den Blutkreislauf drang.
    Eine Welle von Traumbildern spülte durch ihren Kopf. Zu Hause. Jim auf der Verandaschaukel. Rodney, der in die Grube stürzt. Sharpe am Steuer des Busses. Die Puppen auf ihren Sitzen. Der alte Mann, Hank. Sie ging ins Café. Dieses Mal sah sie sich die Gäste in den Nischen genauer an. Es waren alles Schaufensterpuppen. Trotzdem wandten sie auf steifen Hälsen ihre Plastikköpfe nach ihr. Sie sah zu Nicki und Lauren. Sie hatten sich ebenfalls in Puppen verwandelt. Die Lauren-Nachbildung trug ihr Hippiekleid, die Nicki-Figur das weiße Poloshirt und rote Shorts. In ihrem Traum ragte Sharpe über ihr auf. Sie sah ihr Spiegelbild in seiner Sonnenbrille.
    »Sie sind alle als normale Leute gekommen. Aber sie haben sich in Plastik verwandelt.« Er grinste. »Dasselbe passiert auch mit dir. Wie findest du deine kleinen steifen Füße?«
    Sie blickte nach unten und sah, dass ihre Füße nun aus dem cremefarbenen Plastik der Schaufensterpuppen bestanden, die Zehen miteinander verschmolzen.
    Sie riss die Augen auf. Es war fast dunkel im Wohnwagen. Pfefferminzduft lag in der Luft. Ihre Füße wurden immer noch massiert, bloß …
    Bloß anders. Sie hob ein wenig den Kopf und sah an sich hinunter. Nicki kniete noch vor dem Sofa. Sie hatte ihr Poloshirt ausgezogen. Sie hielt Pamelas Füße an den Knöcheln und strich mit ihren großen weichen Brüsten über die Sohlen. Die Nippel fühlten sich an wie Fingerspitzen.
    Nicki hatte ihr Haar gelöst. Es fiel in blonden Wellen über ihren nackten Rücken. Ihr Gesicht war zur Decke gerichtet, die Augen geschlossen. Sie stöhnte vor Lust.
    Das muss ein Traum sein, sagte Pamela sich. Nicki kann unmöglich ihre nackten Brüste an meinen Füßen reiben. Das ergibt keinen Sinn. Ich träume. Es muss so sein.
    Sie zwang sich, die Augen zu schließen, während sie in Gedanken wiederholte: Es ist ein Traum. Ich träume. Ich träume …

17
    Norman fuhr. Er wusste nicht, wohin er fuhr. Verdammt! Scheißegal wohin.
    Er musste nur fahren. Weg von hier.
    »Norman!«
    »Halt die Klappe!«
    »Hey.« Duke klang beleidigt. »Ich wollte nur …«
    »Halt die Klappe!«
    »Normy, Normy«, gurrte Boots. »Du musst das Licht anschalten, Normy. Es ist zu dunkel, um so zu fahren.«
    Licht! Ja, Licht ist eine gute Idee, aber …
    »Warum musstet ihr die beiden töten?«, schrie Norman plötzlich. »Mein Gott! Boots, du hast … hast einen Mann erwürgt.«
    »Ja, und zwar mit nacktem Arsch.« Duke kicherte. »Schätze, es gibt schlimmere Arten, den Abgang zu machen.«
    »Und du, Duke!«
    »Normy, fahr langsamer. Bitte, bitte.«
    Ich werde nicht langsamer fahren. Niemals. Was zum Teufel mache ich nur mit diesen beiden Mördern in meinem Auto? Ich hätte sie am Motel zurücklassen sollen, damit sie der Polizei Guten Tag sagen können. Statt mit diesem Horrorduo, das auf dem elektrischen Stuhl schmoren wird, durch die Gegend zu fahren.
    Au, Scheiße.
    Du musst sie loswerden, Norman. Wirf sie raus!
    »Das ist wirklich ungerecht, Norman.« Duke wickelte einen Kaugummi aus. »Klar, Boots hat den Perversen erwürgt. Klar, ich hab den Alten erstochen, aber du, Norman, mein alter Freund, hast ihm in die Kronjuwelen getreten.«
    »Kronjuwelen? Kronjuwelen!«
    »Schalte das Licht an.« Boots saß hinten und massierte Normans Schulter.
    Norman sah nicht die dunklen Straßen um Mitternacht; er sah nur eine in hellrotes Blut getauchte Welt. »Kronjuwelen! Ich habe ihm nicht in die Eier getreten. Ich habe ihm in den … uhh.«
    O nein.
    Ich habe ihn getreten.
    Aber das ist kein Mord.
    »Klar hast du ihn getreten«, sagte Duke ruhig. »Aber du hast nur deinen Freunden geholfen. Warte, ich schalte das Licht für dich an. Wir wollen doch nicht gegen einen Baum fahren, oder?«
    »Wo bringst du uns denn hin, Norman?«, zwitscherte Boots.
    Zur Polizei! Das hätte er am liebsten geschrien. Doch er musste gewitzt sein. Eine Polizeiwache finden. Eine Ausrede vorbringen. Hineinstürmen.

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