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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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Brot würde sich vielleicht länger halten als Pamela …
    Sie döste auf dem Sofa im Luftstrom des Ventilators. Es war so angenehm, in der Hitze des Nachmittags im Wohnwagen zu liegen. Sie ließ ihre Gedanken schweifen.
    Überlegte, durch die Wüste davonzulaufen. Aber sie hatte recht, das Brot würde sich länger halten als sie. Zu dieser Jahreszeit war die Hitze mörderisch.
    Zu Fuß hier verschwinden?
    Da kann ich mir gleich eine Kugel in den Kopf schießen.
    Warum sollte ich überhaupt fliehen?
    Mein verlogener Mann ist tot.
    Ich habe kein Zuhause.
    Keine Zukunft.
    Pits ist ein guter Ort.
    Aber auch seltsam. Die Schuhkartons mit den persönlichen Gegenständen. Gebisse. Asthmaspray. Brillen. Und warum verstauben da so viele neue Autos auf dem Parkplatz vor dem Café?
    Sie erinnerte sich nur zu gut an den letzten Eintrag im Tagebuch, das sie im Lager des Cafés gefunden hatte. Sie haben Gyp-Burger gemacht, und der alte Mann hat gesagt, sie würden mich zu Würstchen verarbeiten!
    »Du folgerst also daraus«, murmelte sie im kühlenden Wind vor sich hin, »du folgerst daraus, dass die beiden jungen Ausreißer von Sharpe gerettet und nach Pits gebracht wurden. Und dass der Junge namens Gyp von Lauren oder einem anderen Einwohner ermordet und im Fleischwolf zu Hackfleisch verarbeitet wurde. Und dann hat der ›alte Mann‹ … vielleicht Hank … dem Jungen, der das Tagebuch geschrieben hat, gesagt, sie würden Würstchen aus ihm machen?« Sie rieb sich die Stirn, während quälende Gedanken hinter ihren Augen kreisten. »Kann das wahr sein? Vielleicht hat der Junge das nur aus Spaß in sein Tagebuch geschrieben?«
    Sie dachte zurück an letzte Nacht, als Sharpe mit dem lockigen Mann angekommen war.
    Haben sie ihn auch ermordet?
    Gestern Abend wollte Lauren nicht, dass ich den Kühlschrank öffne. Vielleicht hätte ich dort auf den Regalen Köpfe mit aufgerissenen Augen gefunden. Vielleicht mit einem Etikett am Ohr, auf dem steht: Haltbar bis zum 23. Mai.
    »Scheiße«, flüsterte sie. Sie mochte Pits und seine Einwohner.
    Sharpe hatte ihr das Leben gerettet.
    Ihre ausschweifende Fantasie verdarb ihr die Freude an dem Ort.
    »Das sollen Kannibalen sein?«, sinnierte sie. »Wohl kaum.«
    Sie musste diese lächerliche Vorstellung aus ihrem Kopf verbannen. Den Gedanken, dass die Einwohner von Pits Durchreisende zu Burgern verarbeiteten und ihre Autos auf dem Parkplatz stehen ließen.
    In einer Stunde würde sie ins Café zur Arbeit gehen.
    Ich muss diesem Spuk ein Ende bereiten.
    Ich werde den Kühlschrank aufmachen und mir in Ruhe den Inhalt ansehen.
    Und dort werden Frikadellen, Koteletts und Steaks liegen – ganz normales Essen wie in jedem Restaurant.
    Es werden keine Menschenköpfe darin sein, die für die Suppe bestimmt sind. Keine Steaks von den Hinterbacken. Keine gebackenen Rippchen von Lkw -Fahrern, keine Burritos mit Lehrerfleisch oder Dim Sum aus Studenten.
    Pamela ging zur Dusche und zog sich auf dem Weg die Kleider vom Leib.
    Zeit, sich frisch zu machen.
    Und die Uniform anzuziehen, bestehend aus einem weißen Polohemd, auf das links auf der Brust mit rotem Garn Pamela eingestickt war, hellroten Shorts und einer blauen Schürze mit Taschen für den Bestellblock und Trinkgeld.
    Süß wie ein Kätzchen.
    Dann in den Lagerraum des Cafés zu spazieren und den Kühlschrank aufzumachen.
    Sich zu beweisen, dass Pits kein Kannibalen-Ort ist.
    Pamela verließ den Wohnwagen. Sie sah den Alten, Hank, mit einer Schaufel über der Schulter. Er schien auf dem Rückweg vom Friedhof zu sein. Er war zu weit entfernt, um sie begrüßen zu können.
    Stattdessen salutierte er lässig.
    Die Sonne senkte sich zu den steinigen Hügeln hinab. Hinter dem Ort Pits glühte die Wüste.
    Ausgedörrt. Unerbittlich. Von Schlangen verseucht.
    Kein Ort für eine nette Wanderung.
    Gott sei jeder armen Seele gnädig, die da draußen gestrandet ist.
    Sie spähte über den sandigen Boden zur Straße. Sie war heute Abend leer. In der vom Boden aufsteigenden Hitze ging sie über den Parkplatz und an den vor dem Café stehenden Wagen vorbei.
    Sie bemerkte ein Motorrad in der Nähe der Eingangstür. Es war eine schwere lilafarbene Honda mit silbernen Quasten am Lenkrad. Auf den Tank war das Profil eines heulenden Wolfs gemalt.
    Warum hast du so große Zähne …
    Sie ging auf den Vordereingang zu.
    Dann erinnerte sie sich an ihr Vorhaben.
    Ich muss es tun, dachte sie. Ich muss mir selbst beweisen, dass Lauren, Sharpe und die anderen keine

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