Loch
mich sieht, oder?
Dann würde ich wirklich bis zum Hals in der Scheiße stecken.
Sie horchte mit angehaltenem Atem. Nichts außer dem Klopfen ihres eigenen Herzens. Bei höchstens zwei Gästen könnten Lauren, Nicki und Terry gerade Pause machen.
Keine Kochgerüche. Nur das schwache Aroma von Kaffee. Vielleicht hatten der Motorradfahrer und sein Kumpel nur für eine Koffeininfusion angehalten.
Jetzt beeil dich ein bisschen mit deinen Nachforschungen, Mädel. In sieben Minuten musst du arbeiten. Du willst doch nicht zu spät kommen.
Schnell ging sie durch den engen Raum zu den beiden Kühlschränken und der großen Gefriertruhe an der hinteren Wand.
Klong!
Sie war mit dem Ellbogen gegen eine Fettpfanne gestoßen, die an einem Regal hing. Die schwere Pfanne rutschte vom Haken, überschlug sich und fiel herunter.
Wenn sie auf dem Betonboden landete, würde es einen Höllenlärm geben.
Leute würden hereingerannt kommen und peinliche Fragen stellen. Als Kellnerin hatte sie keinen Grund, hier zu sein.
Warum hast du dich durch die Hintertür geschlichen?, würden sie fragen.
Sie wusste, dass sie die Fettpfanne nicht würde auffangen können.
Dämpf den Aufprall. Blitzschnell schob sie ihren Fuß darunter. Bumm!
Die Fettpfanne schlug mit der Kante auf ihren Fußrücken. Da sie nur Pumps trug, fühlte sich die Stahlkante an wie die Klinge einer Guillotine.
Kein metallisches Scheppern.
Aber der Schmerz …
Sie biss sich in die Fingerknöchel, um nicht laut aufzuschreien – was das Personal mit Sicherheit ebenfalls dazu gebracht hätte, nach hinten zu rennen. Tränen quollen ihr aus den Augen. Sie keuchte vor Schmerz. Die Fettpfanne kippte von ihrem Fuß auf einen Karton mit Papierhandtüchern.
Das einzige Geräusch war ein sehr leises Pochen. Mit äußerster Willensanstrengung unterdrückte sie ein Schluchzen und hängte die Fettpfanne zurück an den Haken. Dann humpelte sie ans andere Ende des Raums. Dort untersuchte sie ihren Fuß.
Eine tiefrote Linie zog sich knapp unterhalb des Knöchels über ihren Spann. Es fühlte sich an, als kniffe eine glühende Zange in ihr Fleisch. Zum Glück blutete es nicht. Wahrscheinlich war nichts gebrochen.
Aber es würde ordentlich anschwellen.
»Los«, zischte sie. »Bring es zu Ende.«
Sie öffnete den Kühlschrank mit der Aufschrift MILCHPRODUKTE . Das Schild log nicht. Sie sah einen beeindruckenden Vorrat an Butter, Käse, Milch, Sahne, Joghurt und einen Becher Guacamole.
Wenn es hier geschlachtete Menschen gab, dann würden sie natürlich in dem Kühlschrank mit der Aufschrift FLEISCH sein. Die Tür war so groß wie eine Haustür. Jemand hatte Stahlösen an die Tür und an das Gehäuse geschweißt.
Ösen, durch die man ein robustes Vorhängeschloss stecken konnte.
Lauren wollte, dass der Kühlschrank verschlossen war.
Doch im Moment war dort kein Schloss. Pamela warf einen Blick nach links. Auf einem Stahlregal voller Pfannen entdeckte sie ein offenes Vorhängeschloss.
Gut, dass ich es nicht aufnagen muss, dachte sie in dem Versuch, ihre Besorgnis mit Albernheit zu überspielen.
»Okay, los geht’s …«
Sie öffnete die Tür.
Kältenebel wallte heraus.
Sie starrte hinein, bis es sich anfühlte, als hätte die Wüstenhitze die Feuchtigkeit aus ihren Augäpfeln gesaugt.
»Okay, Inventur«, murmelte sie, während sie den Blick über die Regale schweifen ließ.
Die Innenwände des Geräts bestanden aus makellosem Aluminium. Auf den Regalen lag Fleisch in rauen Mengen, von T-Bone-Steaks bis zu Schweinekoteletts.
Abgetrennte menschliche Hände?
Augäpfel in geschliffenen Glasschalen?
Gesichtskebab?
Nein.
Keine Spur davon.
Hör auf damit. Alles nur Paranoia. Geschürt von einem Jungen, der mit einem alten Tagebuch herumgespielt hatte. Sie überprüfte auch noch die Gefriertruhe. Eine kurze Durchsicht ergab, dass sie gefrorene Lebensmittel enthielt, wie es sie in jedem Supermarkt gab.
Doch es lag auch ein Stück Fleisch darin, das an einen menschlichen Oberschenkel erinnerte. Behutsam nahm sie es heraus.
Die Kälte war beißend. Sie sah das blutige Knochenmark an der Schnittstelle. Das Stück war in Frischhaltefolie eingewickelt und trug einen gedruckten Aufkleber mit der Aufschrift: Schweinefleisch. Auftau- und Zubereitungshinweise.
Das war mit Sicherheit nicht der Oberschenkel des lockigen Mannes. Es stammte von einem Tier mit vier Beinen und Schnauze.
Stimmen. Sie hörte Geschrei aus dem Küchenbereich. Jemand kam nach hinten gelaufen.
Sie
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