Lockende Flammen
seinen Duft tief in sich aufnehmen und ihre Hand auf seine Brust legen konnte, dorthin, wo sein Herz kraftvoll und regelmäßig schlug. Wenn eine Frau einen Mann aufrichtig liebte, sehnte sie sich nach nichts mehr als nach seiner Nähe und danach, sich mit ihm zu vereinigen. Eins zu werden mit jenem Mann, von dem sie ganz sicher wusste, dass nie ein anderer seinen Platz würde einnehmen können. Aber sie liebte Alessandro nicht.
Wie war es Leonora bloß gelungen, sich ganz unbemerkt in sein so sorgsam verbarrikadiertes Herz zu schleichen? Warum bedauerte er es, dass der Flug vorüber war? Und warum hatte er es genossen, sich mit ihr zu unterhalten? Alessandro seufzte leise auf. „Hier entlang.“
Auch wenn Alessandro sie nicht mehr an sich presste, hielt er doch immer noch ihre Hand. „Es gibt auch einen Aufzug hinunter ins Hotelfoyer“, erklärte er, während er sie zu einer eleganten Kalksteintreppe führte, die von der Ebene des Hubschrauberlandeplatzes nach unten zu einem schmucken Vorplatz führte.
Wenig später schaute Leonora sich in dem geschmackvollen Hotelfoyer um, an dessen äußerem Ende sie ein elegantes Restaurant mit einer Cocktailbar entdeckte. Dahinter schloss sich eine große Terrasse mit Meeresblick an.
Dort waren die meisten Tische bereits besetzt, dennoch war der Tisch, zu dem sie geführt wurden, der beste und schien für sie reserviert gewesen zu sein. Nachdem sie sich gesetzt hatten, wurde Leonora auf eine große schlanke Frau aufmerksam, die zwei Tische weiter saß und nach Alessandro den Hals reckte. Sie sah toll aus, vorausgesetzt man störte sich nicht daran, dass sie entschieden zu viel Goldschmuck angelegt hatte. Jetzt stand sie auf und kam mit einem strahlenden Lächeln und ausgestreckten Händen auf Alessandro zu.
„Alessandro! Wie wundervoll, dich hier zu sehen! Luca und ich haben eben über dich gesprochen. Ich habe ihm erzählt, wie sehr ich mich freue, dich heute Abend wiederzusehen, und jetzt bist du hier!“
Ohne Leonora zu beachten, umarmte die Frau Alessandro überschwänglich. Sie küsste ihn erst auf die eine, dann auf die andere Wange und ließ auch anschließend seinen Arm nicht los.
„Du ahnst nicht, wie sehr ich mich über die Einladung deines Vaters gefreut habe. Ist das nicht lieb von ihm, an mich zu denken? Was für eine wundervolle Überraschung! Ach, übrigens, das ist Luca, mein Cousin, du kennst ihn doch noch?“
Alessandro, der alles andere als erfreut war über die Begegnung, nickte steif. Hatte das jetzt wirklich sein müssen? Musste er Sofia ausgerechnet hier treffen? Und war es nicht wieder einmal typisch für seinen Vater, sie heute Abend zu dem Ball einzuladen? Das tat er natürlich nur, um Salz in alte Wunden zu streuen, ohne zu wissen, dass er damit nur seine Zeit vergeudete. Gegen derartige Gemeinheiten war Alessandro inzwischen längst immun. Hinzu kam, dass ihm mittlerweile völlig schleierhaft war, was er an Sofia damals eigentlich so unwiderstehlich gefunden hatte. Aus ihren Augen leuchtete die nackte Habgier, während sie jetzt besitzergreifend seinen Arm umklammerte.
Und das war doch der Cousin, der immer dann als Begleiter einspringen musste, wenn Sofia gerade mal wieder auf der verzweifelten Suche nach einer neuen guten Partie war. Angeblich trieben es die beiden auch im Bett miteinander, wenn bei Sofia wortwörtlich Not am Mann war. Luca war zehn Jahre jünger als Sofia, mit dauergebräunter Haut. Er musterte Leonora interessiert, was Alessandro prompt veranlasste zu sagen: „Würdet ihr uns bitte entschuldigen? Wir haben einen anstrengenden Vormittag hinter uns, und Leonora muss dringend etwas essen.“ Dabei schüttelte er Sofias Hand von seinem Arm ab.
„Leonora?“, fragte Sofia so erstaunt, als ob ihr Leonoras Anwesenheit völlig entgangen wäre.
„Richtig. Meine Partnerin“, erwiderte Alessandro kühl.
Seine Partnerin ? Wobei? Um die Leute hinters Licht zu führen? Das wohl, aber es war auch die einzige Verbindung zwischen ihnen. Doch nachdem sich Leonoras spontane Verärgerung gelegt hatte, begann sie zwei und zwei zusammenzuzählen. Das Gespräch legte die Vermutung nahe, dass Sofia und Alessandro irgendwann einmal ein Paar gewesen waren. Und zwar nicht einfach irgendein Paar, sondern alles deutete daraufhin, dass Sofia die große Liebe gewesen war, die ihn verlassen hatte.
So war das also! Und jetzt benutzte Alessandro sie, Leonora, um Sofia eifersüchtig zu machen und sich an ihr für die Schmach damals zu rächen.
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