Lockende Flammen
verkünden. Aber natürlich nur, wenn du einverstanden bist.“
Sie machte ein todernstes Gesicht, obwohl sie sich ein Lachen kaum verbeißen konnte.
„Wenn ich ja sage, dann aber nur unter einer Bedingung“, verlangte sie.
Das konnte Alessandro nicht schrecken. Er wollte sie so sehr, dass er zu allem bereit war. Selbst wenn sie darauf bestand, zukünftig bei jeder ihrer Reisen höchstpersönlich am Steuer des Flugzeugs zu sitzen. Da er wusste, dass er durch sie erst vollständig wurde, war ihm kein Preis zu hoch. Warum war ihm das nicht sofort aufgefallen? Er musste blind und taub gewesen sein.
„Mm“, murmelte er, während er ihre Hand an seine Lippen zog und erst ihre Handfläche und dann jeden einzelnen Finger küsste. „Und wie lautet diese Bedingung?“
„Du musst schwören, dass du meinen Brüdern nie, aber auch wirklich nie von dieser Spinne erzählst.“
„Was für eine Spinne?“
„Und ich will, dass wir eine gerade Anzahl Kinder bekommen, damit es kein mittleres Kind gibt.“
„Also zwei Kinder, meinst du?“
„Vielleicht auch vier oder sechs.“
Noch zwei Minuten bis Mitternacht. Gerade genug Zeit für Alessandro, Leonora mit leidenschaftlichem Überschwang zu küssen und anschließend aus seiner Tasche eine abgegriffene Schmuckschatulle aus Leder zu ziehen.
„Aber sag es bitte, wenn er dir nicht gefällt. Dann bekommst du einen anderen, den du dir selbst aussuchen kannst“, sagte er, während er die Schatulle öffnete. „Dieser Ring ist von meiner Urgroßmutter mütterlicherseits. Sie führte mit ihrem Mann eine sehr glückliche Ehe, die ein ganzes Leben lang hielt.“
Der makellose Brillant, mit dem der schlichte Goldreif besetzt war, bündelte die Lichtstrahlen und hielt sie tief in seiner Mitte fest.
„Er ist wunderschön, ich liebe ihn schon jetzt“, sagte Leonora aufrichtig.
Dann blieb nur noch Zeit für einen flüchtigen Kuss, denn sie mussten zurück in den Ballsaal, wo Falcon sie bereits erwartete, um mit ihnen in die Mitte des Saals zu treten.
„Meine Damen und Herren“, begann er seine kleine Ansprache. „Liebe Freunde, sehr verehrte Gäste. Es ist mir eine große Freude und Ehre, die Verlobung meines Bruders Alessandro Leopardi mit Miss Leonora Thaxton bekannt geben zu dürfen. Ich möchte Sie alle bitten, mit mir auf die beiden anzustoßen und ihnen alles Gute zu wünschen.“
Als Alessandro ihr zuprostete, erschauerte Leonora von Kopf bis Fuß vor Glück.
„Dein Vater beobachtet uns“, flüsterte sie Alessandro zu.
Alessandro wandte den Kopf.
„Er sieht so alt und einsam aus“, sagte Leonora.
„Ja, aber daran ist er selbst schuld. Und ich will jetzt nicht an die Vergangenheit denken, sondern die Gegenwart genießen und mich auf die Zukunft freuen … und das alles mit dir, Leonora. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich dich liebe.“
„Ich liebe dich auch.“
Leonora atmete schneller. Plötzlich wünschte sie, sich mit Alessandro davonstehlen zu können, in die Abgeschiedenheit ihrer Suite, damit sie sich dort noch einmal ungestört ewige Liebe und Treue schwören konnten.
Falcon beobachtete seinen Bruder und Leonora. Es war unübersehbar, dass die beiden bis über beide Ohren verliebt waren. Alessandro hatte nur Augen für Leonora, und Leonora hatte nur Augen für ihn. Falcons Brüder hatten beide ihre große Liebe gefunden. Falcon hingegen fand es schwer, wenn nicht gar unmöglich, sich vorzustellen, dass er selbst sich je verlieben könnte … obwohl er natürlich wusste, dass es seine vornehmste Pflicht war, eine Familie zu gründen und Nachkommen zu zeugen.
– ENDE –
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