Lockende Flammen
? Soweit ich weiß, hat dein Vater mindestens zwei Chefredakteure von Gesellschaftsmagazinen eingeladen.“
Das hörte Alessandro zum ersten Mal, und es gefiel ihm gar nicht. Falcon würde es vermutlich genauso ungern hören. Diese Neuigkeit war nur ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr ihr Vater es genoss, seine Umgebung zu manipulieren. Alessandro nahm sich vor, seinen Bruder zu warnen, die Gästeliste zu überprüfen, damit er keine bösen Überraschungen erlebte.
„Und als was gehst du?“, fragte Alessandro Sofia und fuhr eilig fort: „Nein, warte … lass mich raten. Als Lucretia Borgia?“
Sofia lachte schrill auf.
„O wie gemein, Sandro! Aber du hattest ja schon immer so einen schwarzen Humor. Nein, falsch geraten. Ich gehe als Napoleons Schwester Pauline, die Frau, die sich dein Vorfahr als Ehefrau für seinen Sohn gewünscht hat. Hat Alessandro Sie schon in die Familiengeschichte eingeweiht, Leonora?“
„Ein bisschen …“, begann Leonora.
Aber Alessandro unterbrach sie: „Wir haben eigentlich kaum Gelegenheit, über die Vergangenheit zu reden, weil wir genug damit zu tun haben, unsere Zukunft zu planen.“
„Ach, caro , weißt du noch? Was hatten wir nicht alles für Pläne!“ Bei diesen Worten legte Sofia Alessandro vertraulich eine Hand auf den Arm.
Sie verdienen einander, dachte Leonora eine Stunde später, während sie lustlos in ihrem Salat herumstocherte und versuchte, sich nicht allzu sehr selbst zu bemitleiden. Trotz Alessandros ablehnender Reaktion ging Sofia offenbar immer noch davon aus, dass sie ihm etwas bedeutete, das war unübersehbar. Und Leonora glaubte es ebenfalls, auch wenn sein Stolz ihm verbot, seine Gefühle zu zeigen.
Sofia hatte Alessandro immer wieder zum Bleiben ermuntert, sodass sie am Ende die letzten Gäste waren, die das Restaurant verließen. Obwohl es Sofia trotz aller Überredungskünste nicht gelungen war, ihm eine Einladung zum Übernachten im Castello zu entlocken.
Der Rückflug zum Castello verlief schweigend. Nach ihrer Rückkehr zog Alessandro sich zurück, um noch etwas mit seinem Bruder zu besprechen. Leonora war froh, dass sie die Suite für sich allein hatte, weil sie immer noch mit einer erschreckenden Offenbarung kämpfte, die ihr kurz vor Verlassen des Hotels zuteil geworden war.
Nach dem Mittagessen waren sie alle gemeinsam ins Foyer gegangen, wo sie sich verabschiedet hatten. Sofia hatte sich auf Alessandro gestürzt und ihn provozierend mitten auf den Mund geküsst, während Alessandro seine Hände auf ihre Arme gelegt hatte. Da hatte Leonora die Erkenntnis getroffen wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Sie liebte Alessandro . Wie, wann und warum das passiert war, wusste sie nicht. Aber das änderte nichts daran, dass sie eine unerträgliche Wahrheit entdeckt hatte. In einem unbeachteten Moment hatte Alessandro ihr Herz gestohlen, so unbemerkt und dreist wie seine Vorfahren den sizilianischen Bauern ihr Land.
Leonora hatte sich immer für vernunftbetont und entschlossen gehalten, doch selbst beide Eigenschaften zusammen reichten jetzt nicht aus, um die Tränen aufzuhalten, die ihr über die Wangen strömten. Heftig in sich hineinschluchzend kauerte sie auf dem Bett, das sie unfreiwillig und unter falschen Voraussetzungen mit Alessandro teilte, in dem sie aber nie als seine Frau und Geliebte mit ihm schlafen würde.
Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, beschloss sie, die Zeit, in der sie allein war, zu nutzen, um zu duschen, die Haare zu waschen und sich für den Maskenball zurechtzumachen. Was würde heute Nacht sein? Würde der Platz neben ihr leer bleiben, weil Alessandro sich mit Sofia das Bett teilte?
12. KAPITEL
Auf dem Weg in seine Suite war Alessandro in Gedanken immer noch bei seiner Unterhaltung mit Falcon. Er hatte seinem Bruder erzählt, was ihr Vater getan hatte, und Falcon war über Sofias Einladung nicht weniger empört gewesen als Alessandro.
„Ich will sie nicht hierhaben“, hatte Alessandro entschieden erklärt. „Wenn ich vorher gewusst hätte, dass sie hier auftaucht, hätte ich mich schlicht geweigert zu kommen. Mir ist schleierhaft, wie ich je auf sie reinfallen konnte, trotzdem muss ich ehrlich zugeben, dass es mir ganz und gar nicht behagt einzugestehen, dass du mich vor einem großen Fehler bewahrt hast.“
„Ich verstehe, dass dich das wurmt, Sandro“, hatte Falcon überraschenderweise erwidert. Und noch überraschter war Alessandro gewesen, als Falcon hinzufügte: „Aber du ahnst nicht,
Weitere Kostenlose Bücher