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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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offensichtlich, dass der junge Herr ganz
    verrückt nach ihr war, konnte er doch kaum mehr als ein paar Sekunden den Blick von ihr abwenden. Sie wusste, dass es besser war, ihn nicht zu reizen, also überbrachte sie ihre nächste Nachricht nur zögernd.
    »Mylord, ich bedaure sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Köchin heute nicht erschienen ist.«
    »Ach, das macht nichts, Mrs. Harris. Zum Glück ist der Shepherd's Market ja gleich um die Ecke. Wenn Sie vielleicht die Güte hätten, beim Ye Grapes vorbeizusehen und uns ein leichtes Abendmahl zu besorgen?«
    »Aber gerne, Sir«, antwortete sie und war erleichtert darüber, dass er nach wie vor guter Laune war.
    »Der Wein, den Sie geschickt haben, ist heute Nachmittag eingetroffen. Ich habe ein paar Flaschen kühl gestellt.«
    »Ist alles gut gegangen? Nichts zerbrochen?«, fragte er mit einem Augenzwinkern zu Kitty.
    »Ach Patrick«, trillerte Kitty fröhlich, »es kommt mir vor, als wäre das in einem anderen Leben passiert; ich kann kaum glauben, dass es erst heute Morgen war.«
    »Komm, ich zeige dir dein neues Heim, dann kann Mrs. Harris uns derweil ein Abendessen besorgen.« Es war offensichtlich, dass bei der Einrichtung ein Mann am Werk gewesen war. Auf dem Boden lag ein reich verzierter Orientteppich, darauf eine weinrote Samtcouch, dazu zwei lederne Sessel, die vor einem kleinen Kamin standen. Überdies gab es einen zierlichen, mit Intarsien verzierten Schreibtisch, auf dem ein riesiger Strauß Blumen stand, der die noch etwas strenge Atmosphäre des Wohnzimmers ein wenig milderte. Die Blumen waren natürlich auf Patricks Befehl hier. Das Wohnzimmer befand sich einen Stock über der Eingangsdiele. Das Haus war sehr schmal und hoch, und über dem Wohnzimmer im zweiten Stock lag ein geräumiges Schlafzimmer. Das Bett war riesig, mit schweren Brokatvorhängen, die zu den Vorhängen an den hohen Fenstern passten. Kleiderschrank und Kleiderständer waren aus tiefrotem Mahagoni, und den Boden bedeckte ein dicker, flauschiger Teppich. Patrick öffnete eine Tür, die vom Schlafzimmer wegführte, und zeigte Kitty das Bad.
    Sie war höchst entzückt. »Oh, ein Bad nur für mich! Das ist das schönste Zimmer im ganzen Haus; hier werde ich die meiste Zeit verbringen.«
    Er freute sich über ihre Begeisterung über jede Kleinigkeit.
    »Ach, wer hat denn all diese herrlichen Seifen und Puder ausgesucht?«
    »Ich natürlich«, erwiderte er lächelnd.
    Sie zog sich die Handschuhe herunter und wusch sich die Hände mit der Rosenseife. »Hmm, riechen Sie mal«, sagte sie und hielt ihm ihre Hände hin. Er gab ihr einen Kuss in die Handfläche und schloss dann ihre Finger darüber, gleichsam, um ihn einzuschließen. Sie war entzückt über diese hübsche Geste. Als sie wieder hinunter ins Wohnzimmer gingen, hatte Mrs. Harris bereits ein kleines kaltes Mahl für sie aufgedeckt. Die Hausdame war froh, sie in so ausgelassener Stimmung zu finden; das bedeutete, dass sie gleich nach dem Essen ins Bett gehen würden und sie für den Rest des Abends frei hätte und sich in ihr kleines Zimmer im Parterre zurückziehen könnte.
    Patrick zerteilte den kalten Fasan und schenkte Wein ein. Später schälte er einen Pfirsich für sie. Es war das erste Mal, dass sie überhaupt einen Pfirsich sah. Als sie ihn probierte, erklärte sie sofort, dass dies von nun an ihr Lieblingsobst wäre. Er führte sie zum Sofa, wo sie ihren Wein trinken konnten. Tief in ihre Augen blickend, erhob er sein Glas zu einem Toast. »Auf diesen Moment und auf jenen, der noch kommt«, sagte er bedeutsam.
    Seine Nähe war ihr überdeutlich bewusst und sie dachte: »So muss es sein, wenn man verheiratet ist, bloß wir zwei, ganz allein.«
    Heiser erkundigte er sich jetzt: »Was würdest du gerne machen?«
    Sie warf ihm einen scheuen Blick unter ihren dichten Wimpern hervor zu und sagte: »Darf ich ... darf ich mit Ihrer ... Uhr spielen?«
    Da, sie hatte es schon wieder getan. Ihre Worte waren subtil, erotisch, als wäre sie eine erfahrene Kokotte, während sie ihn gleichzeitig mit großen, vertrauensvollen Augen anblickte. Eine Erregung, wie er sie selten erfahren hatte, durchzuckte ihn. Er murmelte Robert Burns' Zeilen:
     
    Feuchtes Siegel holder Neigung, Pfand für einstigen Genuss, Junger zarter Lieb Bezeigung, Erst Schneeglöcklein, Jungfrau'nkuss.
    (Ubersetzung aus »Burns Lieder und Balladen«, Reclam 1916, »An einen Kuss«, ausgewählt und frei bearbeitet von L.E. Silbergleit, Anm. d. Ubers.)
     
    Dann

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