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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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allen möglichen Farben. Könnte ich ein Paar rosafarbene haben und ein Paar fleischfarbene?«
    »Und schwarze«, krächzte er, während er sich unbehaglich regte, um sich die gespannte Hose zurechtzuziehen. Kitty hatte jedoch nur Augen für ihre hübschen Schuhe, die Zierschleifen besaßen und süße kleine Absätze. Wenn man in denen herumstolzierte, fühlte man sich ganz anders. Die meisten der Kleider würden erst geliefert werden, wenn sie fertig waren, doch die Lingerieartikel, Schuhe, Strümpfe und dergleichen konnten sie gleich mitnehmen. Madame Martine kam auf ein privates Wort mit Patrick aus der Umkleidekabine. Sie hatte drei oder vier durchsichtige Negliges in zarten Farbtönen über dem Arm und deutete nun auf sie. »Sie weigert sich, die hier anzuprobieren, Monsieur.«
    »Warum?«, erkundigte sich Patrick verblüfft.
    »Sie will einfach nicht glauben, dass eine Dame so etwas zum Schlafen anzieht. Sie sagt, Nachthemden müssten aus Baumwolle sein und gut wärmen.«
    Patrick lachte. »Packen Sie sie ein. Wir nehmen sie.«
    Als sie den Laden verließen, hatte Kitty ein gelbes Organzakleid an, das sich hinten in Rüschchen über eine Krinoline er-goss. Ihr Haar war auf einer Seite mit gelben Pfingstrosen nach hinten gesteckt und in der Hand trug sie ein passendes gelbes Schirmchen. Sie hatte darauf bestanden, zwei Paar Spitzenhandschuhe übereinander zu tragen. »Sehen Sie, wie hübsch die Doppelreihe Spitzen aussieht?«, fragte sie Patrick.
    »Wie deine Wimpern«, murmelte er.
    Ihr gefielen die Komplimente, die er ihr nun auf einmal machte, außerordentlich, doch war sein Ton dabei so intim, dass sie andauernd rot wurde. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er etwas wusste, wovon sie keine Ahnung hatte. Sie freute sich auf das Kommende und konnte auch seine Vorfreude spüren, gleichzeitig jedoch hatte sie das vage Gefühl, dass sie sich nicht auf dasselbe freuten. Auf einmal wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen Mann gelenkt, der seinem Pferd am Straßenrand die Peitsche überzog. Ohne auch nur einen Augenblick zu überlegen, rannte sie zu ihm, riss ihm die Peitsche aus der Hand und versetzte ihm einen klatschenden Hieb auf den Rücken.
    »Jetzt wissen Sie, wie sich das anfühlt!«, rief sie wutentbrannt und ihre Augen blitzten.
    Patrick war einen Moment lang ganz verdattert, fing sich jedoch rasch wieder und sprang ihr galant bei, indem auch er den Kutscher wegen der Behandlung seines armen Tieres rügte. Auf einmal kam ihm seine Mutter in den Sinn, wie sie einmal einem Kerl wegen seines frechen Mundwerks die Peitsche übergezogen hatte.
    »Deine neuen Sachen haben einen neuen Menschen aus dir gemacht. Auf einmal trittst du auf wie eine Gräfin. Die Zigeunergräfin, ja wahrhaftig!«, neckte er sie. Er half ihr in die Kutsche und wies seinem Fahrer die Richtung an. Dann nahm er ihr gegenüber Platz, um sie nach Herzenslust bewundern zu können. »Du hast dich ja in einem der Spiegel bei Madame Martine's gesehen, also wirst du wissen, wie wunderschön du bist.«
    »Ja, ich sehe wirklich schön aus, nicht wahr?«, bemerkte sie wie selbstverständlich.
    »Nun, du fällst auf jeden Fall auf. In Lancashire haben wir eine Redewendung: Für eine schöne Verpackung musst du bitter bezahlen. Jetzt werden sich, wo immer wir auch hinkommen, sämtliche Männer die Hälse nach dir verrenken, und ich werd's hassen.« Das Funkeln in seinen Augen strafte seine Worte Lügen.
    »Sie wollen mich doch bloß necken!«, sagte Kitty lachend.
    »Im Gegenteil, meine Süße, du reizt mich und zwar schon die ganze Zeit«, sagte er leise.
    Seine Augen hingen so lange an ihren Lippen, dass sie schließlich atemlos fragte: »Warum sehen Sie mich so an?«
    »Wie, Kitty?«
    »Na ja, so wie ich was zu essen anschaue, wenn ich richtig Hunger hab' - irgendwie sehnsüchtig.«
    Er nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen. »Ich würde dich liebend gerne verspeisen«, sagte er vieldeutig. »Bloß ein kleiner Biss und ich wäre schon zufrieden.«
    Sie blickte ihm sehr ernst in die Augen und erwiderte: »Aber Patrick, Sie wissen doch, dass das eine Lüge ist; Sie sind doch erst zufrieden, wenn Sie alles haben.«
    Für einen Moment war er überrascht und fragte sich, ob sie überhaupt wusste, was sie da angedeutet hatte. Bei Kitty war das schwer zu sagen. Im einen Moment war sie ein junges Mädchen, im nächsten konnte sie etwas sagen oder tun, das derart provozierend war, dass er jäh hart wurde.
    Die Kutsche fuhr soeben am Tower

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