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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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fluchtartig zurückzuziehen, und fragte sich doch zugleich entsetzt, worauf er sich da soeben eingelassen hatte. Julianna aber dankte dem Himmel, dass ihr die missbilligenden Blicke der Dienerschaft im Fitzhugh House erspart geblieben waren. Im Augenblick erschien ihr das als das schönste Weihnachtsgeschenk.
    Die Aussicht auf ein geruhsames Weihnachtsfest hob Juliannas Stimmung beträchtlich. Am nächsten Morgen stand sie zeitig auf, um eine Ausfahrt in die Stadt zu unternehmen, und befahl, den Wagen gleich nach dem Mittagessen vorzufahren. Sie begründete ihr Vorhaben mit einem Besuch bei der Schneiderin, um dem üblichen Widerstand von Mr Brock zuvorzukommen.
    Da ihre Mädchenzeit noch nicht lange zurücklag, verfügte Julianna nur über wenig Erfahrung im Umgang mit Kaufleuten und Handwerkern. Aber Cecily Underhill hatte ihr eine mütterliche Näherin empfohlen, die sie sogleich unter ihre Fittiche nahm. Obwohl deren liebenswürdige Art nicht mehr als die übliche geschäftsmäßige Höflichkeit war, verbrachte Julianna zwei angenehme Stunden in dem gemütlichen Laden und bestellte eine bescheidene, aber dennoch angemessene Wintergarderobe.
    „Nun brauche ich noch etwas ganz Besonderes, Mrs Naseby … für das Weihnachtsfest“, sagte Julianna nachdenklich.
    Die Schneiderin hob erfreut die Hände. „Ihr braucht kein Wort weiter zu sagen, Lady Fitzhugh, denn ich habe das Richtige für Euch. Eine Kundin hat das Kleid vor einiger Zeit bei mir bestellt, und nachdem ich endlich den richtigen Stoff in der gewünschten Farbe beschafft hatte und die herrliche Robe fertig war, befand sich die Dame in guter Hoffnung, und ich blieb auf meiner Arbeit sitzen. Die Farbe würde Euch ausgezeichnet stehen, und ich denke, es müsste auch passen.“ Mrs Naseby eilte ins Hinterzimmer und rief dabei noch: „Ich habe es schon einigen Kundinnenangeboten, doch es war allen zu teuer. Für Euch werde ich aber einen moderaten Preis machen, nur damit das Kleid endlich aus dem Hause kommt.“
    Beim Anblick der hinreißenden Kreation aus glänzender dunkelgrüner Seide auf Mrs Nasebys Arm seufzte Julianna entzückt. Doch der Preis, der ihr genannt wurde, verschlug ihr fürs erste den Atem. Immerhin bedurfte es keiner großen Überredungskunst, um sie zur Anprobe zu veranlassen. Die satte Farbe des Stoffes und die cremefarbenen Spitzenrüschen am Ausschnitt und an den Ellenbogen ließen ihr Haar und auch ihren Teint heller und leuchtender wirken. So ein wundervolles Kleid hatte Julianna noch nie besessen, und sie war fest entschlossen, es zu kaufen. Mochte Mr Brock doch vor Wut ersticken, wenn die Rechnung dafür eintraf. Sie jedenfalls würde ihn mit honigsüßer Liebenswürdigkeit daran erinnern, dass ihre Erscheinung in diesem Aufzug die Reputation des Hausherrn weiter erhöhen würde.
    Nach dem Besuch bei der Schneiderin machte Julianna noch die Runde bei der Modistin, dem Buchhändler und dem Obstverkäufer, bis sie schließlich vor dem Stadtkontor ihres Vetters anhielt, um ihm den Brief an Winnie auszuhändigen. Doch sie hatte kaum ihr Anliegen erledigt und wollte gerade die Rückfahrt antreten, als sie zu ihrem Ärger von Jerome angesprochen wurde.
    „Auf ein Wort, Lady Fitzhugh! Ich habe schon geglaubt, du wärest gänzlich zugrunde gerichtet worden, geliebte Schwester, denn man hat dich und deinen Gemahl ja kaum zu Gesicht bekommen. Eure Flitterwochen nehmen wohl gar kein Ende? Nun, man weiß ja, dass Jungvermählte sehr beschäftigt sind …“
    Am liebsten hätte Julianna ihm unter die Nase gerieben, wie er diesbezüglich von ihr und Sir Edmund auf den Leim geführt worden war. Doch sie begnügte sich zunächst mit der beiläufigen Bemerkung: „Bist du vielleicht eifersüchtig?“
    „Auf dich?“ Jerome grinste verächtlich. „Ich ziehe frauliche Rundungen vor. Von dir wird ja wohl bald nur noch dein Geist umherwandeln. Es steht dir nicht besonders gut, die Zuchtstute für deinen alten Hengst zu spielen.“
    Julianna war über diese unverschämte Bemerkung maßlos empört. Wenn Sir Edmund auch ihre Zuneigung nicht gewonnen hatte, so gebührte ihm nichtsdestoweniger ihre uneingeschränkte Dankbarkeit und ihr tiefer Respekt. Sie würde sich solche Frechheiten nicht anhören, am allerwenigsten von Jerome. So lehnte sie sich denn aus dem Wagenfenster und entgegnete halblaut: „Jede denkfähige Frau würde sich tausendmal lieber meinem Gemahl hingeben, als sich von einem solchen Ungeziefer wie dir auch nur die Hand küssen zu

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