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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Julianna in ein verlegenes Lachen ausbrachen.
    „Also, Ma’am, was habt Ihr denn außerhalb Eures Bettes zu suchen?“, fragte er schließlich mit gespielter Strenge.
    Bevor indes Julianna eine Antwort darauf geben konnte, spöttelte Edmund: „Meine arme Gemahlin verlangte es nach meiner liebenswürdigen Gesellschaft. Kannst du sie deswegen schelten?“

    Zweifelnd sah Brock von seinem Herrn zu Julianna, die hinwiederum Edmund unsicher musterte, bis alle drei ihr Lachen nicht mehr unterdrücken konnten.
    „Aber du hast natürlich recht, Brock. Sei so gut und begleite Mylady zurück in ihr Zimmer“, erklärte Edmund, als sich alle wieder beruhigt hatten. „Komm doch morgen wieder“, forderte er Julianna freundlich auf. „Ich werde dir dann von Indien erzählen oder von den Possen, die Langston Carew dort getrieben hat.“
    Dankbar winkte Julianna ihm zu, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Kopfschüttelnd blickte Edmund ihr nach, während er an seinem Tee nippte. Bis heute hatte er sich eingeredet, dass diese alten Erinnerungen, die er soeben vor Julianna ausgebreitet hatte, ihren Schmerz verloren hätten. Offensichtlich hatte er sich damit aber selbst betrogen. Dennoch fühlte er sich irgendwie erleichtert, so als sei Gift aus einer offenen Wunde entfernt worden.
    Immerhin war es gut, dass Brock mich am weiteren Reden gehindert hat, dachte er. Andernfalls hätte ich Julianna vielleicht sogar bekannt, dass ich genauso unfähig bin zu lieben wie mein Vater.
    „So soll die Buße für mich also weitergehen?“, erkundigte sich Sir Edmund, als Brock am folgenden Nachmittag seine Herrin zu ihm führte. Er vermied es dabei tunlich, Julianna anzublicken, sodass diese sich zu der ernsthaften Überlegung veranlasst sah, ob er vielleicht seine gestrige Einladung inzwischen bereut hatte.
    Sie hatte in der Nacht viel über das Erzählte nachgedacht, denn sie fühlte eine gewisse Schicksalsverwandtschaft mit Sir Edmund, da ihre Mutter ebenfalls an den Nachwirkungen ihrer Geburt gestorben war. Glücklicherweise hatte ihr der Vater deswegen aber niemals Vorwürfe gemacht – im Gegenteil. Er liebte und umsorgte sie wie einen kostbaren Schatz. Die Zuneigung seiner Großmutter und seiner Schwester hatte hingegen Sir Edmund anscheinend nie über den Verlust seiner Mutter und die Gleichgültigkeit seines Vaters hinweggeholfen.
    „Ich möchte etwas von Indien hören!“, forderte sie deshalb energisch, wenn auch noch mit deutlich heiserer Stimme. Heute wünschte sie, keine bitteren Erinnerungen bei dem Kranken zu wecken.
    Bei dem Wort Indien verharrte Brock unschlüssig im Zimmer und begann dann, mit dem Schürhaken im Kamin herumzustochern.
    „Ich ging auf die indische Halbinsel, nachdem ich meine Stellung bei der Flotte aufgegeben hatte“, begann Sir Edmund bereitwillig. „Gouverneur Pitt nahm mich als Militärattaché mit nach Madras. Dort machte ich die äußerst zweifelhafte Bekanntschaft mit Langston Carew, diesem kleinen Wüstling.“
    Als Julianna zu kichern anfing, rollte er vielsagend die Augen. „Oh, Carew war damals kein Kind von Traurigkeit. Er hatte so eine etwas schlüpfrige Art, den Frauen zu schmeicheln, auf die jede hereinfiel. Wir waren ein ziemlich ungleiches Paar, und wenn ich mich recht erinnere, habe ich mich mehr damit beschäftigt, ihm aus der Klemme zu helfen, als militärischen Angelegenheiten nachzugehen. Ich wünschte, ich hätte jeweils eine Guinee dafür bekommen – zumindest für jedes Duell, bei dem ich den Sekundanten spielen musste.“
    Einfach lachhaft, sagte sich Julianna, dass die Frauen Langston Carew einem Mann wie Sir Edmund vorgezogen hatten!
    Bald nahm sie Sir Edmunds lebhafter Bericht gefangen, der sie über beinahe zwei Jahrzehnte in die Vergangenheit und um die halbe Welt führte. Vor ihrem geistigen Auge erstanden die prächtigen Paläste und die üppig geschmückten Tempel, die merkwürdigen Statuen und die kostbar gekleideten Würdenträger. In Gedanken ritt sie in einem überdachten, schwankenden Sitz auf einem Elefanten und erregte sich über die verwickelten Ränkespiele an den Höfen der Maharadschahs. Und dazwischen wand sich wie ein bunter Faden die Schilderung von Carews Missgeschicken und Zweikämpfen. Einmal rief eine Affäre mit einer indischen Prinzessin deren Onkel, den Herrscher von Haiderabad, auf den Plan, der sich mit den französischen Truppen in Pondicherry verbündete und eine englische Faktorei plünderte.
    „Das war vielleicht eine tolle Sache“,

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