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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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mischte sich an dieser Stelle Brock ein, der es längst aufgegeben hatte, das Schüren des Kaminfeuers vorzutäuschen. „Sir Edmund gelang es doch wahrhaftig, die Leute dort noch kurz vor dem Angriff in Sicherheit zu bringen. Damit hat er viele Menschenleben gerettet und ein Lob vom Gouverneur geerntet.“
    „Ach, verschwinde, du alter aufdringlicher Kerl“, brummte Sir Edmund gut gelaunt. „Ich habedoch nur meine Arbeit getan und für Carew wieder einmal die Kastanien aus dem Feuer geholt.“
    Als Brock mit enttäuschter Miene das Zimmer verlassen hatte, fuhr er fort: „Im dritten Jahr nahm ich an einer Expedition gegen einen Piratenanführer teil. Dabei gerieten wir in einen starken Sturm. Mein Schiff wurde abgetrieben und dann leckgeschlagen. Ich musste auf einer kleinen Insel an Land gehen.“
    Er berichtete der gespannt lauschenden Julianna von dem unerwartet freundlichen Empfang, den ihm die Inselbewohner bereitet hatten. Schließlich war der junge Kapitän so beliebt geworden, dass der Häuptling ihm drei seiner Frauen anbot. Diese Vorstellung löste ein krächzendes Gelächter bei Julianna aus.
    „Na, also!“ Sir Edmund tat sehr beleidigt. „Das war ein sehr ehrsamer Brauch dort, und die Frauen waren ganz reizende junge Dinger. Ich konnte sie nur nie unterscheiden und nannte sie einfach die kleinen Vögel , weil sie jedes Wort von mir mit ihrem zwitschernden Gelächter beantworteten.“
    Er warf einen Seitenblick auf Julianna. „Ich kann mir schon vorstellen, was du denkst. Aber das kannst du dir sparen. Mein Verhältnis zu den drei jungen Damen war hochanständig. Ich war nämlich zu jung und zu sittenstreng erzogen, um mit der Vielweiberei zurechtzukommen. Und außerdem hatte ich die Befürchtung, dass jede meiner Annäherungen nur noch weiteres Gekicher auslösen würde. Es gibt nämlich meines Erachtens kein Geräusch auf Erden, das die Leidenschaft eines Mannes derart zum Erliegen bringt wie Lachen.“
    Auch in dieser Nacht überdachte Julianna noch einmal die Erzählungen von Sir Edmund, insbesondere die von den drei jungen Inselbewohnerinnen. Wahrscheinlich hätte jeder Mann diese Gelegenheit beim Schopfe ergriffen. Aber Sir Edmund schien eine ganz besondere Vorstellung von Ehrenhaftigkeit zu haben, wenn es eine Frau betraf. Oder war er vielleicht unempfänglich für ihre Reize?
    In den Tagen ihrer Genesung verbrachte Julianna die meiste Zeit bei Sir Edmund und lauschte dem Bericht über seine Abenteuer auf See. Er erzählte von der gesunkenen Galeere voller Schätze und von den barbarischen Piraten von der Insel Celebes.
    Stets versuchte Brock unter allerlei Vorwänden, dabei im Zimmer zu bleiben, um die aufregenden Geschichten mit anhören zu können. Wann immer Julianna ihm zweifelnde Blicke zuwarf, wenn ihr ein Bericht gar zu sehr an den Haaren herbeigezogen vorkam, begann er sofort in der alten Seekiste zu kramen und die absonderlichsten Dinge hervorzuholen, die die Wahrheit der Schilderung belegen sollten: Haifischzähne, schwarze Puppen von den berühmten balinesischen Schattenspielen, Federn des Paradiesvogels und manches andere.
    Julianna lauschte fasziniert, und nach ein paar Tagen sah sie Sir Edmund in einem ganz neuen Licht. Es schien ihr, als müsse der junge Kapitän Fitzhugh ihrem geliebten Crispin sehr ähnlich gewesen sein, genauso entschlossen, einfallsreich und ziemlich verwegen.
    Allerdings fehlte ihm die einfache Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit seines Neffen. Einen geselligen Sir Edmund konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Da sie jedoch inzwischen den Grund für seine Zurückhaltung erfahren hatte, stieß sie sich nicht mehr daran, sondern nahm dankbar wahr, dass er die Zugbrücke zu seinem einsamen Kastell herabgelassen und sie zum Eintreten aufgefordert hatte.

10. KAPITEL
    „Sagt, Mr Brock, ist in diesem Hause nirgends so etwas wie Gleichmut aufzutreiben?“, erkundigte sich Julianna seufzend, während sie im Salon ihren Tee trank.
    „Bitte um Entschuldigung, Ma’am?“ Der Haushofmeister sah sie verdutzt an.
    Nachdenklich betrachtete Julianna ihr Spiegelbild in der silbernen Teekanne und sagte dann: „Nun ja, immer wenn ich ein Problem gelöst habe, ist sogleich ein anderes zur Stelle.“
    „Ein Problem, Mylady?“ Ratlos hob Brock die Schulter. „Der Kapitän ist doch endlich gesund. Und ich möchte sagen, ich habe ihn noch nie so gut gelaunt und zufrieden gesehen. Das ist alles Euer Verdienst.“
    Gerührt über diesen Beweis seiner hart

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