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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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erkämpften Anerkennung bemerkte Julianna lächelnd: „Es hat eine Zeit gegeben, da ich nie für möglich gehalten hätte, solche Worte aus Euerm Munde zu hören. Erinnert Ihr Euch noch?“
    „Ja, ja, ich weiß“, stotterte Brock verlegen, „und ich wollte Euch schon lange um Entschuldigung dafür bitten. Vielleicht könnt Ihr mich ein bisschen verstehen – als diese Heirat so plötzlich vonstatten ging, konnte ich mir nur vorstellen, dass Ihr Sir Edmund wegen seines Geldes genommen habt. Und Euer Gesicht am Hochzeitstag ließ selbst einen alten Hagestolz wie mich erkennen, dass Ihr für Euern Gemahl nichts übrighattet. Deshalb war ich überzeugt, dass Ihr ihn so schnell wie möglich unter der Erde sehen wolltet, als er krank wurde.“ Der Haushofmeister spielte geistesabwesend mit der Zuckerdose und stieß dann hervor: „Aber ich hatte mich gründlich geirrt. Das merkte ich an Eurer hingebungsvollen Pflege während seiner Fieberanfälle. Ich hoffe, Ihr könnt mir meinen Fehler verzeihen.“
    „Da gibt es nichts zu verzeihen, Mr Brock“, erwiderte Julianna. „Wir haben uns beide gegenseitig falsch eingeschätzt. Doch das liegt nun hinter uns, und wir sollten einen neuen Anfang machen, zumal es neuerlich um Sir Edmund geht. Ich fürchte nämlich, er findet sich für den Rest seines Lebens mit einer Rolle als Invalide ab. Doktor Cail hat schon vor Tagen gesagt, er könne nun aufstehen. Aber er hat bis jetzt keinerlei Anstalten dazu gemacht.“ Ihre Stimme wurde scharf vor Ratlosigkeit. „Er hat auch fast keinen Appetit – verständlich, da er ja den ganzen Tag im Bett liegt. Der Doktor meint, wenn Sir Edmund nicht bald wieder zu Kräften kommt, läuft er Gefahr, einen neuen Fieberanfall zu bekommen. Er war doch anfangs so erpicht darauf, endlich wieder ein normales Leben beginnen zu können. Warum nur hat er seine Einstellung inzwischen so gänzlich geändert?“
    „Ich glaube nicht, dass er Euch das wissen lassen möchte.“ Mr Brock dämpfte seine Stimme, obwohl niemand in der Nähe war. „Der Herr wollte ja ein paar Schritte versuchen, gleich nachdem der Doktor gegangen war. Aber seine Beine waren so kraftlos, dass er kaum stehen konnte. Und nun ist er zu stolz, um vor Euern Augen einen neuen Versuch zu wagen.“
    Stolz? Hatte Sir Edmund nicht vom Stolz als der Familiensünde der Fitzhugh gesprochen, überlegte Julianna. „Das klingt sehr einleuchtend, Mr Brock. Da Ihr die Lage also so scharfsinnig erkannt habt, könnt Ihr vielleicht auch mit einer Erfolg versprechenden Idee aufwarten, sie zu verändern?“
    Die Antwort des Haushofmeisters kam so rasch, dass die Schlussfolgerung nahelag, er habe bereits eingehend darüber nachgedacht.
    „Wie wär’s, wenn Ihr den Kapitän nach Marlwood, in seine Heimat, bringt? Die frische Frühlingsluft dort würde ihm bestimmt guttun … und Euch auch, Ma’am, mit Verlaub gesagt. Sir Edmund hat schon als Kind gern die Wälder und Felder auf dem Lande durchstreift. Hier in der Stadt gibt es doch keine Möglichkeit zu solchen Unternehmungen. In Abbot’s Leigh wäre das ganz etwas anderes.“
    „Ihr seid ein Genie, Mr Brock!“, jubelte Julianna. „Seit Sir Edmund davon erzählt hat, wünsche ich mir, Marlwood kennenzulernen. Wir werden dorthin fahren, je eher, desto besser. Was bedarf es dafür für Vorbereitungen?“
    „Nun, Ma’am, ich könnte mit einigen Dienern und dem größten Teil des Gepäcks vorausfahren. Da die Haushälterin mit ihrem Mann das Anwesen während des ganzes Jahres in Ordnung hält, brauchen wir sicherlich nicht mehr als eine Woche, um für Euch und Sir Edmund alles tadellos herzurichten. Wäre das genehm, Ma’am?“
    Julianna überlegte einen Augenblick und erklärte dann: „Das passt ausgezeichnet. Ich mussallerdings noch Sir Edmund unseren Plan mitteilen und ihn vor allem davon überzeugen, dass es angeraten wäre, Fitzhugh House auf seinen eigenen zwei Beinen zu verlassen. Mir graut es zwar etwas davor, aber zum Glück bin ich inzwischen den Umgang mit halsstarrigen Männern gewöhnt.“ Sie zwinkerte Mr Brock vergnügt zu. „Manchmal macht es mir sogar Spaß.“
    Der Alte kicherte vielsagend, schüttelte sich dann jedoch ängstlich. „Ich werde lieber das Haus verlassen, bevor Ihr mit dem Herrn redet, denn ich möchte nicht in der Nähe sein, wenn er in die Luft geht. Lieber würde ich einen Sumatratiger oder einen Haifisch mit der bloßen Hand erlegen, als Sir Edmund unsere Eigenmächtigkeiten zur Kenntnis zu geben.“
    Kurz

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