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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Nacht hinein unterhielten sie sich über Astronomie. Schließlich begann Julianna zu gähnen, und eingelullt von seiner dunklen, warmen Stimme, wurde sie am Ende vom Schlaf überwältigt.
    Als Sir Edmund sicher sein konnte, dass Julianna, fest an seine Brust geschmiegt, eingeschlummert war, drückte er vorsichtig sein Gesicht in ihre Lockenfülle, die nach Sonne und Wind duftete. Eine erregende frauliche Wärme übertrug sich von ihrem Körper auf den seinen. Heute, nur heute gehörte Julianna ihm, durfte er sie in seinen Armen halten, sie beschützen und an sein Herz drücken.
    In Erinnerung an ihren Bericht aus der Vergangenheit flüsterte er zu dem nächtlichen Himmel empor: „Ich schwöre, dass du niemals vor mir Angst haben musst, Julianna.“
    Über ihm blitzten die Sterne, schön, aber kalt und sehr fern. Ein tiefer Seufzer erschütterte seine Brust, als er in Gedanken hinzufügte: „Selbst dann nicht, wenn ich vor Verlangen nach dir sterben müsste.“

13. KAPITEL
    Ein Schweißtropfen lief über Juliannas Nacken und versickerte in dem feuchten Kopfkissen. Das leichte Kitzeln weckte die Schläferin. Missmutig richtete sie sich auf und stellte dabei fest, dass sie sich zum ersten Male seit ihrer Ankunft in Abbot’s Leigh nach London zurücksehnte. Dort bewirkte Sommerhitze im allgemeinen, dass ein kühlender Dunst von der Themse herüberzog. Wieso, um alles in der Welt, konnte eine Hitzeperiode nur so lange anhalten? Mr Tully hatte behauptet, dass es wohl vierzig Tage nicht regnen würde.
    Bei dem Gedanken an weitere Wochen heißen Wetters sträubten sich Julianna die Haare. Eine Zeit lang hatten die alten dicken Mauern von Abbot’s Leigh und die Schatten der Bäume ringsum die Temperatur im Hause erträglich gehalten. In den letzten zwei Tagen jedoch waren die Steine regelrecht zum Glühen gebracht worden, und sie gaben des Nachts die Hitze ins Innere ab wie ein Ofen.
    Selbst wenn man nackt zu Bett ging und sich nur mit einem Laken zudeckte, brachte es keine Erleichterung. Und das Ankleiden am Morgen war dann besonders widerwärtig, denn selbst das leichteste Gewand erschien beengend und erdrückend. Am meisten ärgerte Julianna jedoch, dass die Hitze Sir Edmund und Mr Brock überhaupt nichts ausmachte, da sie von ihren Jahren in der Indischen See her hohe Temperaturen gewöhnt waren. Wenn sie sich bei ihnen beklagte, löste das jedes Mal ausführliche Berichte über das mörderische Klima in den Tropen aus, dem sie jedoch beide gleichmütig widerstanden hatten.
    Keinen Augenblick halte ich es mehr im Zimmer aus, dachte Julianna verzweifelt. Sie zog ihr leichtestes Hemd über und nur einen dünnen Unterrock und schlich sich barfuß die Hintertreppe hinab. Die Luft draußen war warm und völlig bewegungslos. Doch im Vergleich zu der drückenden Atmosphäre im Hause wirkte sie direkt kühl. Erleichtert atmete Julianna auf und machte sich daran, die Wiese hinter dem Küchengarten bis zu einem klaren Wasserlauf zu überqueren. Dort wollte sie sich die Füße baden und dabei den Sonnenaufgang beobachten.
    Nach und nach erwachten die Vögel in den Bäumen und stimmten ihr Morgenlied an. Langsam tauchte die Umgebung aus dem Dämmerdunkel auf. Der Übergang von der Nacht zum Tag ging so unmerklich vonstatten, dass man kaum wahrnahm, wann die Schwelle überschritten war, sondern von einem Herzschlag zum anderen plötzlich im strahlenden Frühlicht stand.
    Am Wasserlauf angelangt, tauchte Julianna vorsichtig die Zehen hinein. Ein berauschendes Gefühl von Frische und Kühle ergriff sie dabei so verlockend, dass sie sich entschloss, das Ufer weiter flussaufwärts zu erkunden. Die Vegetation wurde hier immer dichter, und entlang der kleinen Buchten, die häufig von den smaragdgrünen Blättern der Seerosen überwuchert waren, wuchsen Schilf und Binsen in dichten Büscheln.
    Als Julianna einen alten Silberahorn umrunden wollte, dessen Wurzeln seit Langem schon von dem Fluss frei gewaschen worden waren, blieb sie in ihnen hängen, stolperte und rutschte ins Wasser. Nach dem ersten Schreck stellte sie erleichtert fest, dass die Bucht hier seicht genug war, um bequem auf dem Grund stehen zu können. Nun ja, einmal im Sommer kurz vor dem Ertrinken zu sein, dürfte ja auch genügen, dachte sie lächelnd. Sie ergriff einen der tief herabhängenden Äste, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich sacht von von der Strömung wiegen, gewichtslos, anmutig, wie eine junge Najade. Es war ein Gefühl unbeschreiblicher

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