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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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dem leichten dunklen Haarflaum. Und das prickelnde Gefühl seiner unbekleideten Brust an ihrer Schulter, das sich in Windeseile zu einem Feuerbrand ausweitete, verlockte sie zu unerhörten Taten. Ihr Atem ging schnell und flach, und sie wusste plötzlich, dass sie ihrem Verlangen nicht mehr widerstehen konnte. Sie wollte ihn küssen, so wild und leidenschaftlich, dass seine Lippen versengt würden …
    Unversehens bewegte sich ein Vogel flatternd im Unterholz und schreckte die trinkenden Tiere auf, die sich in weiten Sätzen flussaufwärts entfernten. Auch die verborgenen Zuschauer wurden durch die hastige Flucht aus ihrer wortlosen Zweisamkeit gerissen. Sie fuhren auseinander wie von einer unsichtbaren Kraft zurückgestoßen. Julianna biss sich auf die Lippen und blickte krampfhaft zur Seite, damit nicht etwa ein sehnsüchtiger Glanz in ihren Augen ihren inneren Aufruhr verriet.
    Schließlich brach Sir Edmund das Schweigen. „So etwas bekommt man selten zu sehen“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich wollte mich gerade näher heranschleichen, als ich eine ruhende Gestalterblickte und sofort erwartete, sie werde sich strecken, gähnen und mich fragen: Wer wecket mich auf meinem Blütenbette?“
    „Ihr wolltet wohl sagen: Welcher Engel wecket mich? Meines Wissens sind das Titanias Worte.“ Julianna flüchtete sich in die scherzhafte Korrektur seines Zitats.
    Aber Sir Edmund ging nicht darauf ein. Er hob nur die Schulter und erwiderte gleichmütig: „Meinetwegen“, und fuhr dann fort: „Wie hast du eigentlich diese Bucht gefunden?“ Die Antwort darauf schien ihn weitaus mehr zu interessieren.
    „Durch einen glücklichen Zufall. Ich rutschte vom Ufer ins Wasser und sah mich in meinem tropfnassen Zustand nach einer Zuflucht um. Ist das etwa …“
    „Der Ort, wo dicht gewölbt des Geißblatts üpp’ge Schatten“, bestätigte Sir Edmund mit Shakespeares Worten.
    „Ja, Geißblatt blüht ganz in der Nähe. Der Duft ist unverkennbar. Warum habt Ihr mich noch nicht hierher geführt? Sollte es Euer Geheimnis bleiben?“
    „Ich ahnte doch nicht, dass es ihn noch gibt. Dreißig Jahre sind eine lange Zeit“, murmelte Sir Edmund gedankenverloren. „Ich war überzeugt, der Fluss müsse den Lieblingsplatz meiner Kindheit weggeschwemmt haben oder er sei durch eine Veränderung der Strömung versumpft und unzugänglich geworden. Als ich heute hierherkam, traute ich meinen Augen nicht. Alles war noch wie früher – nein, schöner und lieblicher als je zuvor.“ Er sah Julianna an, und ein vergnügtes Blinzeln lag in seinen grauen Augen. „Nämlich mit einer schlummernden Titania im Schmucke eines Rosendiadems. Ein sehr hübscher Anblick.“
    Da Julianna fürchtete, erneut um ihre Fassung gebracht zu werden, schüttelte sie nur den Kopf und erkundigte sich dann etwas anzüglich: „Darf ich fragen, was Euch zu so früher Stunde an den Fluss geführt hat?“
    Sir Edmund lachte gutmütig. „Ich nehme an dieselbe Absicht, die du verfolgt hast, nämlich mich in der freien Natur zu erfrischen. Abbot’s Leigh ist zurzeit ein einziger großer Backofen, und ich hatte das Gefühl, meine Knochen seien nun ausreichend geröstet. Deshalb ging ich zum Fluss, um vor dem Frühstück noch ein wenig zu schwimmen. Apropos Frühstück. Ich denke, wir sollten auf dem schnellsten Wege nach Hause gehen.“
    Julianna nickte zögernd, denn sie bedauerte, die kleine Bucht mit ihrem magischen Zauber verlassen zu müssen.
    „Du siehst ja so nachdenklich aus, meine Liebe“, bemerkte Sir Edmund verwundert.
    Ohne zu überlegen sprudelte Julianna heraus: „Ich überlegte gerade, warum ein so attraktiver Mann wie Ihr nicht schon früher geheiratet hat.“ Kaum waren die Worte über ihre Lippen gekommen, als sie entsetzt die Zähne zusammenbiss aus Angst, sie könne noch mehr von ihren Gefühlen verraten.
    „Schönen Dank für dein Kompliment“, erwiderte Sir Edmund lächelnd. „Aber ich war schon einmal vor Gott und der Welt verehelicht – bis dass der Tod uns schied.“
    In Julianna stritten Neugier und Neid auf eine unbekannte Dame, der es gelungen war, den jungen Edmund Fitzhugh zu erobern, miteinander. Die Neugier gewann die Oberhand. „Warum habt Ihr das nie erwähnt?“, sagte sie verwundert.
    „Weil sich wahrscheinlich niemand meiner Freunde und Bekannten an Amelia erinnert. Sie stammte nicht aus Surrey und war schon seit einigen Jahren tot, als ich Mordecai Brock begegnete. Von meiner Dienerschaft weiß kein einziger, dass ich Witwer

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